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Papst Franziskus an diesem Sonntag am Hosh al-Bieaa (Kirchplatz) im irakischen Mossul Papst Franziskus an diesem Sonntag am Hosh al-Bieaa (Kirchplatz) im irakischen Mossul 

Mossul: „Wiederaufbau mit Steinen, Wiederaufbau der Herzen“

Papst Franziskus hat am Sonntag in Mossul die in Restauration befindliche syrisch-katholische Al-Tahera-Kirche besichtigt. In der durch Krieg und Terror zerstörten Stadt setzt sich die UNESCO für einen Wiederaufbau von Kult- und Kulturstätten sowie Wohnungen ein. Radio Vatikan sprach mit dem UNESCO-Vertreter im Irak, Paolo Fontani.

Massimiliano Menichetti - Mossul / Vatikanstadt

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch am Sonntag unter anderem die syrisch-katholische Al-Tahera-Kirche in der Altstadt von Mossul besichtigt, deren Restaurierung von der UNESCO und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird. Noura Al Kaabi, Ministerin für Kultur und Jugend des arabischen Landes, und UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay begrüßten die Visite in einer gemeinsamen Erklärung als Botschaft dafür, dass Frieden und Zusammenhalt aller Religionen einziger Weg des Fortschritts und der Weiterentwicklung der Menschheit sei.

„Der Wiederaufbau mit Steinen ist symbolisch für den Wiederaufbau der Herzen“, formulierte der Vertreter der UNESCO im Irak, Paolo Fontani, am Mikrofon von Radio Vatikan. Der Papstbesuch unterstütze dies und bringe den Menschen vor Ort Hoffnung. Bei der Wiederaufbauarbeit konzentriere sich die UNESCO zunächst auf Kirchen und Moscheen, langfristig wolle man das immense Kulturerbe der historischen Stadt neu wieder auferstehen lassen, so der Sprecher.

„Mossuls Wiederaufbau ist eine titanische Aufgabe: Sie sehen hier den Grad der Zerstörungen.. Wir wollen ganz klar so viel Kulturerbe wie möglich erhalten, darunter das religiöse Erbe. Dazu gehören die Moschee von al-Nouri, das Minarett von al-Hadba, aber auch zwei Kirchen: eben die Kirche von Al-Tahera, in der wir uns gerade befinden, und die Kirche und das Kloster von Al-Saa'a, das dem Dominikanerorden gehört. Sie sind Symbole für den Wiederaufbau der Stadt, die nicht nur Steine braucht, sondern auch einen Wiederaufbau in den Herzen und Seelen der Menschen. Der Papstbesuch hier ist wichtig, er bringt Hoffnung und fördert den Aufbauwillen des Volkes.“

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Den Dialog der Religionen im Stadtbild wieder sichtbar machen

Der Dialog der Religionen fand sich bis zur IS-Besatzung und -Vertreibung im Jahr 2017, als bei Gefechten zahlreiche Gebäude zerstört wurden, auch im Stadtbild wieder, so Fontani, Moscheen und Kirchen standen in unmittelbarer Nähe. Der UNESCO-Vertreter verweist auf die lange Tradition des Dialoges der Religionen und Kulturen in Mossuls Geschichte, die sich in den sakralen Bauten wiederspiegelt:

„Der Glockenturm der Kirche Unserer Lieben Fraue von der Uhr - mit der berühmten Uhr, die alle 15 Minuten läutete und ganz Mossul die Zeit angab - und auf der anderen Seite das ikonische Minarett, das seit 1180 dort steht und für jeden ein geografischer Bezugspunkt war: Man wusste, wo man sich in der Stadt befand, indem man schaute, wo man im Verhältnis zum Minarett war. Beide - Glockenturm und Minarett - sind ein paar hundert Meter voneinander entfernt. Das ist auch ein religiöser Dialog, der Dialog einer Stadt, in der immer schon Multikulturalität im Zentrum stand, seit zweitausend Jahren.“

Gemeinsame Aufbauarbeit seit Dialogdokument von Abu Dhabi

Seit dem Dialogdokument von Abu Dhabi, das Papst Franziskus und der sunnitische Großimam Al Tayyeb im Februar 2019 unterzeichneten, seien gemeinsame Aufbauprojekte von Christen und Muslimen entstanden, die die UNESCO versuche umzusetzen. So habe man im Kontext des Wiederaufbaus der Al-Nouri-Moschee und des Al-Hadba-Minaretts etwa mit den Vereinigten Arabischen Emiraten kooperiert. Anlässlich des Papstbesuches haben die Emirate auch den Bau zweier Kirchen gefördert – „ich denke, das ist eine Art Hommage nicht nur an den Heiligen Vater, sondern auch an den Dialog der Religionen“.

Das Engagement der UNESCO bezieht sich in Mossul weiter auch auf den Wohnungsbau; auch hier hätten die Emirate geholfen, die Europäische Union finanzierte das Projekt großzügig. 45 Wohnstätten habe man wiedererrichtet, weitere 75 seien in diesem Monat geplant. Der UNESCO gehe es vor allem um die Rückkehr der Menschen, damit diese ein neues Miteinander aufbauen und ihre kulturelle Identität wiederfinden könnten, so Fontani.

Beschäftigung und Arbeit für Mossul durch Kulturerbe-Arbeit

Im Kontext des Wiederaufbaus bringe die UNESCO verschiedene Religionen zusammen, was das Beispiel der al-Tahera-Kirche zeige: der Chefingenieur sei ein Muslim, Christen unterstützten den Wiederaufbau der Kirche. Im Alltag und durch Arbeit könne so Dialog entstehen, so Fontani. „Wir wollen zeigen, dass Kultur und Kulturerbe eine treibende Kraft für die wirtschaftliche Entwicklung sein können“, zeigt sich der UNESCO-Mann überzeugt:

„Bislang haben wir bereits 800 Menschen auf den Baustellen beschäftigt; allein am Wiederaufbau der Häuser arbeiten in diesen Tagen 250 Menschen. Und am Ende dieser zwei-drei Jahre werden wir mehr als zwei bis drei Tausend Menschen beschäftigt haben. Wir arbeiten mit lokalen Architekten, Ingenieuren und Handwerkern zusammen, lassen Arbeiten wieder neu entstehen, die es nicht mehr gab – etwa bei der Verarbeitung von Alabaster und Holz ... Ich denke, dass all dies wirklich mit der Identität der Stadt verbunden ist, und dann sprechen wir in der Tat nicht nur von Steinen, sondern von Herzen!“

(vatican news – pr)
 

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07. März 2021, 11:23