Italien: Fokolar-Bewegung wählt neue Präsidentin
Der Fokolar-Bewegung stehen nach eigenen Angaben in 182 Ländern rund zwei Millionen Menschen nahe. Etwa 120.000 gehören ihr im engeren Sinn an, darunter auch Bischöfe. „An der Spitze einer Bewegung wie der unseren zu stehen bedeutet wirklich, die Erste zu sein, die dient, die Erste, die Taten der Liebe vervielfacht, die Erste, die jede Herausforderung annimmt und sie mit der Hilfe Gottes und mit der Hilfe unserer Geschwister überwindet“, sagte Maria Voce. Die aus dem süditalienischen Cosenza stammende Juristin, Theologin und Kirchenrechtlerin, heute 83 Jahre alt, verwies auf das Vorbild der Gründerin der Fokolar-Bewegung Chiara Lubich. Die Frauen der Bewegung erlebten die Möglichkeit, im Unterschied zu Männern an die Führungsspitze gewählt werden zu können, „in einem Geist der Liebe und des Dienstes am Werk von Chiara Lubich, von dem alle spüren, dass sie weiterhin mit der Liebe dienen, mit der Chiara sie geliebt, geleitet und ihnen gedient hat.“
Voce sagte, aus ihrer Sicht sei die Fokolar-Bewegung, weil sie ausdrücklich eine Frau in der Führungsrolle vorsieht, „auch ein Zeugnis jener Gleichheit, jener tiefen Geschwisterlichkeit, jener gleichen Würde, die über die sexuellen Unterschiede hinausgeht, die Gott in die Welt gebracht hat, als er den Menschen nach seinem Bild schuf und ihn als Mann und Frau schuf“. Gott habe „zwei unterschiedliche Wesen geschaffen“, sie aber geschaffen, „um zusammen zu sein und gemeinsam die Menschheit nach seinem Bild und Gleichnis zu bilden“.
In diesem Sinn, so Voce, könne die weibliche Präsidentschaft der katholischen Bewegung ein „Zeichen des Fortschritts“ sein und „etwas, das sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft immer mehr auftaucht“, zugleich bringe sie aber auch das marianische Profil der Kirche wesentlich zum Ausdruck, sagte Voce. Maria sei „Frau, Mutter, aber auch Königin der Kirche und, zusammen mit ihrem Sohn auf dem Kalvarienberg, Miterlöserin der Menschheit, Prinzip der Einheit für alle. In diesem Sinne denke ich also, ja, es ist ein Privileg, dessen sich die Bewegung rühmen kann und das sie der Kirche und der Welt als Beispiel und in gewisser Weise als Vorreiterin anbieten kann.”
Der Fokolar-Bewegung selbst wünscht die scheidende Präsidentin „die größte Treue zum Evangelium, eine Treue, die bis zum Heldentum reichen kann, weil es die Treue ist, das Evangelium konkret zu leben.“ Vor allen Dingen müsse die Treue zur Einheit vollkommen sein. Voce verglich die Bewegung mit einem Baum im Herbst, „der vielleicht ein wenig seine Blüten und Blätter verloren hat, aber ein Baum, der seine starke Wurzel intakt hält“. Das Werk sei heute auf allen Kontinenten verbreitet und habe daher die Möglichkeit, seine Wurzeln „weiterhin zu nähren und zum Blühen zu bringen“, wie das auch bereits zu beobachten sei.
Hintergrund
Die Fokolar-Bewegung wurde im norditalienischen Trient von der damals 23-jährigen Chiara Lubich gegründet. Für die 2008 verstorbene Gründerin läuft ein Seligsprechungsverfahren. Das Anliegen der geistlichen Bewegung ist es, aus einem Geist des Evangeliums heraus Respekt und Toleranz zwischen Menschen zu stärken und einen Beitrag für mehr Geschwisterlichkeit und Einheit in der Welt zu geben. Der Bewegung gehören auch Menschen ohne religiöses Bekenntnis an. Die älteste von heute weltweit 35 Fokolare-Siedlungen ist Loppiano bei Florenz, .
(vatican news – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.