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Erzbischof Ricardo Centellas, Archivfoto aus dem August Erzbischof Ricardo Centellas, Archivfoto aus dem August 

Wahlen in Bolivien: „Einsatz für Einheit, Versöhnung und Frieden“

Am 18. Oktober waren die bolivianischen Wähler an die Urnen gerufen, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Das offizielle Ergebnis steht noch aus, doch Nachwahlbefragungen weisen auf einen klaren Sieger hin: Der Linkskandidat Luis Arce, ein politischer ,Ziehsohn' des mittlerweile im Exil befindlichen ehemaligen Präsidenten Evo Morales, scheint über 50 Prozent der Stimmen eingefahren zu haben, seine Konkurrenten sowie die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) haben bereits gratuliert.

Christine Seuss und Manuel Cubias - Vatikanstadt

Für die bolivianischen Bischöfe macht es kaum einen Unterschied, wer die Wahlen gewonnen hat - sie erwarten sich von dem Kandidaten einen unbedingten Einsatz für ein geeinteres Bolivien, das ein schwieriges Jahr voller politischer und sozialer Instabilität hinter sich hat.

Der Präsident der bolivianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ricardo Centellas, spricht kurz nach den Wahlen mit Radio Vatikan über den Wahlablauf und die Herausforderungen, die auf den neuen Präsidenten warten.

„Eine demokratische Feier“

„Der Wahltag, den wir gerade erlebt haben, war eine demokratische Feier, an der die Bevölkerung massiv teilgenommen hat“, so der Erzbischof von Sucre, Ricardo Centellas: „Es gab keine Unruhen, die gesundheitlichen Sicherheitsmaßnahmen wurden respektiert und die Bevölkerung hat gezeigt, dass sie die Demokratie im Land konsolidieren will.“

Große Herausforderungen

Als erste und dringendste Herausforderung für den neuen Präsidenten identifiziert der Vorsitzende der bolivianischen Bischofskonferenz, „die Krise zu bewältigen“ und „hart für die Einheit zu arbeiten“.

„Wir haben ein Land, in dem sich regional, kulturell und ideologisch viele Gegensätze auftun; es wird hart für die Einheit gearbeitet werden müssen. Wir haben das Problem der Gesundheitskrise. Die Bolivianer, die kein Geld haben, müssen sterben, weil die Sozialversicherung, die als solche proklamiert wurde, nie wirklich existierte. Außerdem haben wir die Bildungskrise, denn das Bildungsangebot entspricht nicht der heutigen Kultur. Die Krise ist umfassend.“

Der Wahlsieger
Der Wahlsieger

„Wir haben die letzten Jahre mit viel Unsicherheit gelebt“


Stabilität erreichen

Die neue Regierung habe die dringende Aufgabe, die Krise zu bewältigen, um damit die Stabilität des Landes zu erreichen: „Hoffentlich bringt dies Stabilität, denn wir haben die letzten Jahre mit viel Unsicherheit gelebt“, so der Geistliche. Die neue Regierung müsse sich die Förderung des Dialogs und Konsenses zum Wohle aller Bolivianer auf die Fahnen schreiben, so die Erwartung und Hoffnung des Erzbischofs.

Doch mit wem soll dieser Dialog geführt werden? Für den Erzbischof ist klar: zunächst einmal müssen die wichtigsten politischen Gegner mit ins Boot geholt werden, die voraussichtlich in der Opposition sitzen werden. Arces MAS, die bereits vor Auszählung aller Stimmen zum virtuellen Sieger erklärt wurde, standen die Comunidad Ciudadana (Bürgergemeinschaft) und die Alianza Creemos (Allianz „Wir glauben“) gegenüber: „Die drei müssen sich zusammenschließen, sonst wird es sehr schwierig sein zu regieren. Denn um der Krise zu begegnen, müssen wir zusammenarbeiten, brauchen wir eine starke Regierung, keine schwache.“

Zum Nachhören

„Um der Krise zu begegnen, müssen wir zusammenarbeiten, brauchen wir eine starke Regierung, keine schwache“

Armut und Spaltung überwinden

Erzbischof Centellas betont, dass nur die Einheit „einen Ausweg aus dieser Krise ermöglicht, die die Ärmsten leiden lässt. Viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren und sind von der Pandemie betroffen.“

Die Sozialenzyklika des Papstes „Fratelli tutti“ sei für Bolivien, das in dieser Krise stecke, gerade zur rechten Zeit erschienen, betont Erzbischof Centellas. „Wir haben es mit einer gespaltenen Gesellschaft zu tun, und um auf die Krise zu reagieren, müssen wir zusammenarbeiten“. Die Enzyklika gebe hier die richtigen Instrumente an die Hand, um zur Einheit zu gelangen: „Indem sie die Schwächsten, die Armen zur Priorität allen politischen Handelns macht,“ zeigt sich der Präsident der bolivianischen Bischofskonferenz überzeugt.

Hilda Condori zieht für die MAS ins Parlament ein
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Die Mission der Kirche

„Von der Besuchspastoral zu einer Seelsorge der Präsenz“

Ein Jahr nach der Synode für das Amazonasgebiet unternehme die bolivianische Kirche auch Schritte, um auf eine der dabei besprochenen Herausforderungen zu reagieren, erläutert Centellas weiter: „Wir müssen von der Besuchspastoral zur Seelsorge der Präsenz übergehen. Zu diesem Zweck werden zwei Strategien gefördert: Zum einen soll die Häufigkeit der Besuche durch Pastoralteams in den Gemeinden erhöht werden. Das ist nicht leicht, das ist eine Herausforderung, in abgelegenen Orten von einem jährlichen Besuch auf mindestens zwei zu kommen“.


Die andere Strategie bestehe darin, die lokalen Pastoralteams zu stärken. Dazu sei die Einsetzung von mehr Laienpersonal nötig, insbesondere was die Anzahl der Katechisten angehe. Jede Gemeinschaft brauche nicht nur einen, sondern mehrere Katechisten, die für die pastorale Arbeit verantwortlich seien, erläutert der Erzbischof. Die Betonung liege in diesem Zusammenhang darauf, die neuen Pastoralmitarbeiter aus den lokalen Gemeinschaften wachsen zu lassen, so dass sie ihrer Gemeinschaft einen stabilen Dienst leisten können, schließt Centellas.

(vatican news)

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20. Oktober 2020, 10:12