°Õü°ù°ì±ð¾±: Auch Chora-Kirche wird wieder Moschee
Das Gotteshaus war seit 1958 Museum, im Vorjahr gab es eine Gerichtsentscheidung, der zufolge in der Erlöserkirche wieder der muslimische Gottesdienst aufgenommen werden sollte. Die Entscheidung wurde zunächst nicht implementiert, laut „Orthodox Times“ wird sie aber in der neuesten Ausgabe des Staatsanzeigers publiziert, womit sie automatisch in Kraft tritt.
Die Rückumwandlung der Chora-Kirche in eine Moschee bedeutet, dass auch die berühmten Mosaiken und Fresken des Gotteshauses „bedeckt“ werden müssen. Staatspräsident Recep T. Erdogan hatte vor wenigen Tagen avisiert, dass er am Freitag „einige gute Nachrichten“ zu verkünden habe. Das Gerücht über die bevorstehende Rückumwandlung der Chora-Kirche in eine Moschee kursierte seit einiger Zeit.
Das Chora-Kloster steht südlich des Goldenen Horns unweit des Adrianopler Tores nahe der Theodosianischen Mauer, zur ursprünglichen Erbauungszeit noch – wie der Name sagt – „auf dem Land“. Die Hauptkirche des Klosters (das „Katholikon“) ist wegen der laufenden Restaurierungsarbeiten bereits seit geraumer Zeit nicht zu besichtigen. Auch die Außenmauern des „Katholikons“ sind wegen der Renovierung eingerüstet. Die Mosaiken und Fresken der Chora-Kirche gelten als eines der bedeutendsten Zeugnisse der „paläologischen Renaissance“ mit großen Auswirkungen auf die gesamteuropäische Kunstentwicklung.
Das „Katholikon“ von Chora wurde zwischen 1077 und 1081 errichtet. 1120 gab es einen radikalen Umbau. Wesentlich später - zwischen 1316 und 1321 – führte der Politiker und Wissenschaftler Theodoros Metochites eine große Renovierung durch, wobei der Exonarthex (die Vorhalle) mit den großartigen Darstellungen des Hinabsteigens Christi „in die Welt des Todes“ und des Weltgerichtes am Ende der Zeiten sowie der im Evangelium berichteten Totenerweckungen durch Jesus angefügt wurde. Im Exonarthex findet sich auch eine der berührendsten Mariendarstellungen („Panagia Eleousa“) der byzantinischen Kunst.
Schon im 5. Jahrhundert stand außerhalb der Mauern, die Konstantin der Große um seine neue Hauptstadt errichtet hatte, eine Kirche, deren Name Chora darauf verwies, dass sie „auf dem Land“ war. Als Theodosius II. die Verteidigungsmauer, die so genannte Theodosianische Landmauer, weiter nach Westen verlegte, blieb der Name bestehen, obwohl der Gebäudekomplex nun in das eigentliche Stadtgebiet einbezogen wurde.
1077 bis 1081 stiftete die Schwiegermutter von Kaiser Alexios I., Maria Dukaina, eine neue Kirche. Nach einem partiellen Einsturz im frühen 12. Jahrhundert wurde die Kirche vom Enkel der Gründerin, Isaak Komnenos, grundlegend erneuert und aufwändig umgestaltet. Doch erst in der dritten Bauphase zwei Jahrhunderte später entstand die Chora-Kirche, wie sie heute bekannt ist. Theodoros Metochites, der Kanzler unter Andronikos II. Palaiologos, ließ in den Jahren 1316 bis 1321 die im Verfall begriffene Kirche von Grund auf restaurieren und mit umfangreichen Bilderzyklen ausschmücken.
Etwa ein halbes Jahrhundert nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde die Chora-Kirche von Atik Ali Pascha, dem Großwesir von Bayezid II., in eine Moschee umgewandelt und in Kariye Camii umbenannt. Die Mosaiken kamen wegen des Bilderverbots im Islam unter Putz oder wurden übertüncht. Seit 1948 organisierten Thomas Whittemore (der auch die Restaurierung der Hagia Sophia betrieben hatte) und Paul A. Underwood ein zunächst vom „Byzantine Institute of America“ und später dem „Dumbarton Oaks Center for Byzantine Studies“ gesponsortes Restaurierungsprogramm.
Die Mosaiken und Fresken sind sowohl qualitativ als auch ihrer Anzahl nach die bedeutendsten erhaltenen byzantinischen Bildwerke. Bei Unterschieden im Detail weisen sie durch ihre Lebendigkeit und ihren Realismus auf italienische Fresken der frühen Renaissance voraus. Die sich anmutig bewegenden Personen verleihen den Darstellungen Leichtigkeit und Eleganz, die zusätzlich durch die frische Farbgebung unterstrichen wird. Auch die weit gespannte Vielfalt biblischer Themen gibt einen Eindruck von der künstlerischen Kompetenz der konstantinopolitanischen Maler und Mosaizisten.
(stiftung pro oriente – sk)
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