EU-Kardinal reagiert „fassungslos“ auf Bilder aus Beirut
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Wir beten für den Libanon, und wir müssen alles tun, um den Leuten dort zu helfen! Denn der Libanon ist sozusagen die Türschwelle Europas, und wenn es an der Türschwelle brennt, ist es nur ein Zeichen von gesundem Menschenverstand, das Feuer zu löschen.“
Das sagte der Luxemburger Erzbischof, der den EU-Bischofsrat Comece leitet, an diesem Donnerstag in einem Interview mit Radio Vatikan. Hollerich rief zur Solidarität mit den Opfern der Katastrophe auf.
„Als Christ muss ich jedem helfen, der in Not ist! Außerdem müssen wir die Politiker davon überzeugen, dass der Frieden im Libanon wichtig ist für den Frieden in Europa. Dort werden Stellvertreterkriege und Spannungen ausgeführt zwischen Iran, Saudi-Arabien, Israel usw. Wir können uns nicht damit abfinden, dass Konflikte in solche Opferländer verlagert werden!“
Mehr als 130 Menschen sind der heftigen Explosion am Dienstag im Hafen von Beirut zum Opfer gefallen; große Teile der Stadt sind verwüstet, Tausende von Menschen wurden verletzt, etwa 300.000 Menschen sind von einem Moment auf den anderen obdachlos geworden und stehen vor dem Nichts.
„Das zeigt, wie kaputt der libanesische Staat ist“
„Das ist nach unseren Begriffen unvorstellbar, dass so etwas geschieht – aber es zeigt, wie kaputt der libanesische Staat ist. Dass so etwas überhaupt möglich ist! Das kann ja nur durch Korruption usw. gedeckt sein.“
Hollerich erinnert eindringlich daran, dass der Libanon mal so etwas wie ein Labor des geglückten Zusammenlebens verschiedenster Gruppen und Religionen war.
Auch die Syrien-Flüchtlinge im Libanon brauchen Hilfe
„Der Libanon ist ein Land, in dem man immer wieder ein Gleichgewicht finden musste zwischen Muslimen, Drusen, Christen – und das gelang auch über lange Zeit hinweg. Aber man hat dann im Bürgerkrieg gesehen, wie die Situation angeheizt wurde, um Krieg zu provozieren. Wir brauchen einen friedlichen Libanon, wo die verschiedenen Religionen, Volksgemeinschaften zusammenleben können. Der Libanon hat mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen – auch dort muss geholfen werden!“
Die beispiellose Explosion von Beirut ist aus der Sicht des Kardinals auch ein umweltpolitisches Menetekel. Er erinnert an die Schöpfungs-Enzyklika . „Es ist fünf vor zwölf! Gerade die Pandemie müsste uns zeigen, dass unser Menschsein sehr fragil ist, dass es nicht gesichert ist.“
(vatican news)
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