Brasilien: 100.000 Corona-Tote
Ein Ende der Leidenszeit für das südamerikanische Land ist nicht abzusehen: An 34 der vergangenen 37 Tage lag der tägliche Mittelwert bei über 1.000 Toten. Dabei werden die Todeszahlen der vergangenen sieben Tage addiert und durch sieben geteilt. Experten sind sich einig, dass Brasiliens Regierung beim Schutz der Bevölkerung versagt hat. Präsident Jair Messias Bolsonaro hatte Covid-19 von Anfang an als ?Hysterie“ und ?kleine Grippe“ bezeichnet. Die von Bürgermeistern und Gouverneuren erlassenen Distanzregeln kritisierte Bolsonaro nicht nur, sondern sabotierte sie, indem er auf Demonstrationen seiner Anhänger bewusst ohne Maske auftrat und Bäder in der Menschenmenge nahm.
Während der Pandemie mussten zwei Gesundheitsminister weichen, die sich für Distanzregeln ausgesprochen hatten. Bolsonaro fordert hingegen seit Beginn der Krise die Öffnung der Wirtschaft. Zudem hatten sich die Minister, die beide Ärzte sind, gegen den von Bolsonaro geforderten Einsatz des umstrittenen Malariamittels Chloroquin gestellt. Bolsonaro stellte daraufhin einen General an die Spitze des Gesundheitsministeriums. Der Präsident wies zudem das Militär an, Millionen von Chloroquin-Tabletten zu produzieren. Derweil beklagen öffentliche Krankenhäuser den Mangel an einfachsten Medikamenten und Equipment sowie Schutzanzügen.
Verschwörungstheorien
Laut Bolsonaro handelt es sich dabei um erfundene Vorwürfe, um ihm politisch zu schaden. Das Coronavirus, erklärte er mehrfach, sei von China in die Welt gesetzt worden, um ihm und US-Präsident Donald Trump zu schaden. Bisher hat die Regierung zudem kein nationales Notfallkomitee einberufen, um die Maßnahmen gegen Covid-19 landesweit zu koordinieren. Als Ergebnis gibt es in manchen Regionen widersprüchliche Anweisungen von Bürgermeistern, Gouverneuren und der Justiz. Unter der Bevölkerung herrscht Verwirrung, welche Regeln zu Hygiene- und Distanzvorschriften gelten.
(kna - cs)
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