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Mitglieder der islamischen Organisation treffen sich zu einer großen Konferenz, Archivbild Mitglieder der islamischen Organisation treffen sich zu einer großen Konferenz, Archivbild 

Indien: Religiöse Minderheiten in überlanger Quarantäne

Kirchenführer und Menschenrechtsaktivisten in der indischen Hauptstadt haben ihre Bestürzung über die Behandlung der Mitglieder der islamischen Bewegung Tablighi Jamaat zum Ausdruck gebracht. Deren Mitglieder seien weit über die vorgesehenen zwei Wochen in Corona-Quarantäne gehalten worden, so der Vorwurf.

Bis zu 3.300 Mitglieder der religiösen Bewegung seien willkürlich über die vorgeschriebene 14-tägige Frist hinaus in Quarantänezentren eingepfercht geblieben, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, präzisierte die Sozialarbeiterin Sabiha Quadri in einer Petition beim Obersten Gerichtshof in Delhi.

Die Betroffenen seien über einen Monat in den diversen Quarantänezentren geblieben, obwohl sie negativ auf das Virus getestet worden seien. „Es handelt sich um eine absolute Verletzung der Menschenrechte, da nach den Richtlinien der Bundesregierung eine Person, bei der die Krankheit vermutet wird, 14 Tage lang in einer Quarantänestation festgehalten werden kann, während der sie im Falle eines negativen Testergebnisses entlassen werden muss. Das ist ihr Recht“, sagte Pater Denzil Fernandes, Direktor des von Jesuiten geführten Indischen Sozialinstituts in Neu-Delhi, gegenüber UCA News.

Ein Sündenbock für Covid-19

„Wir sind nicht sicher, warum die Regierung es versäumt, geeignete Schritte zur Entlassung von Tablighi Jamaat-Mitgliedern zu unternehmen, aber es herrscht allgemein das Gefühl und die Angst unter den Menschen, dass sie für die Verbreitung dieser Krankheit verantwortlich sind,“ so der Pater weiter.

„Die Menschen wenden sich an die Gerichte, um Gerechtigkeit zu erlangen, da sich die Regierung still verhält. Es ist an der Zeit, dass wir uns unabhängig von Kaste, Glauben und Religion zusammenschließen und diese Pandemie gemeinsam bekämpfen.“

Indische Medien berichten, dass die Petition nach dem Einlenken der Regierung mittlerweile zurückgezogen wurde. Mitglieder der Gruppe, die keine Symptome der Krankheit zeigten, sollten freigelassen werden, hieß es.  

Viele Ansteckungen bei einem Treffen der Gruppe

Tablighi Jamaat war in der zweiten Märzwoche Gastgeber einer Versammlung in Delhi, an der Anhänger aus Indien und dem Ausland teilnahmen. Nach der Zusammenkunft vom 13. bis 15. März kehrten mehrere Mitglieder mit Symptomen des Coronavirus in ihre Heimatstaaten zurück. Die indische Bundesregierung unter Führung der Bharatiya Janata Party (BJP) und verschiedene Medien nahmen dies zum Anlass zu behaupten, dass etwa 30 Prozent der Infektionen mit Covid-19 auf die muslimische Versammlung zurückgeführt werden könnten. 

Religiöse Minderheiten wie Christen und Muslime weisen seit längerem darauf hin, dass es in Indien seit der Machtübernahme der pro-hinduistischen BJP im Jahr 2014 zu einer zunehmenden religiösen Polarisierung gekommen sei. 

(ucanews - cs)

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20. Mai 2020, 09:59