Italien/ijٳ󾱴DZ辱±ð²Ô: Ein Kriegsverbrechen im Fokus
Schweres Kriegsverbrechen
Hintergrund des Verbrechens war eine kollektive Verdächtigung der Mönche als angebliche Komplizen beim Anschlag auf Vizekönig Rodolfo Graziani am 19. Februar 1937 in Addis Abeba. Ihre darauf folgende Ermordung im äthiopisch-orthodoxen Hauptkloster Debre Libanos gilt als das am schwersten wiegende Kriegsverbrechen der italienischen Besatzungsarmee im neueroberten Abessinien.
Mit der Aufarbeitungs- und Versöhnungsinitiative will die Gemeinschaft Sant’Egidio zugleich das Bewusstsein für das Verbrechen in Italien wecken. So unterstützt sie die Verbreitung neuer Recherchen zum Thema und präsentierte zuletzt in Rom das Buch „Debre Libanos 1937“ des italienischen Historikers Paolo Borruso, das sich dem Thema widmet.
Inhumanität und Hasspropaganda
Die Schrift habe das Ziel, die Geschichte der Inhumanität in jenen Zeiten aufzudecken, als eine „nationalistische und faschistische Hasspropaganda den ‚anderen‘ entmenschlichen wollte“, betonte der Gründer von Sant’Egidio, Andrea Riccardi, bei der Buchpräsentation.
Auch der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Kardinal Gualtiero Bassetti, äußerte sich dabei zu dem italienischen Kriegsverbrechen. Als Bischof bitte er die „christlichen Brüder und Schwestern in Äthiopien“ um Vergebung wegen des „Mangels an Respekt gegenüber ihren Vorfahren in den 1930er-Jahren“. Es sei dringend notwendig, durch Bücher wie das von Borruso vorgelegte die öffentliche Debatte in Gang zu setzen, so der Vorsitzende der Bischöfe. Bassetti verwies in diesem Kontext ebenfalls auf eine TV-Dokumentation der katholischen Fernsehanstalt „TV2000“ zum Thema, die vor drei Jahren ausgestahlt wurde.
Kirche und Politik an Aufarbeitung beteiligt
Der italienische Verteidigungsminister Lorenzo Guerini kündigte bei dem Panel an, dass er demnächst nach Äthiopien reisen werde, um die Märtyrer von Debre Libanos zu ehren. Der Minister betonte die Dringlichkeit von „Gesten wahrer Versöhnung“ und des Aufbaus einer Freundschaft zwischen den Völkern.
Die Historikerin Federica Guazzini stellte fest, die historische Forschung habe den in Italien verbreiteten Mythos von den Italienern als „guten Leuten“ auch in Kriegszeiten („Italiani brava gente“) in Frage gestellt. Das Buch von Borruso zeige die Entstehung dieses Mythos auf, es sei bedeutsam, dass die Präsentation wenige Tage nach dem 19. Februar erfolge, an dem in Äthiopien des Blutbads von Debre Libanons gedacht wird.
Hintergrund
Am 19. Februar 1937 war es in Addis Abeba zu einem Anschlag auf Vizekönig Rodolfo Graziani gekommen, als dieser aus Anlass der Geburt des italienischen Thronerben einen Empfang für italienische Funktionäre und äthiopische Notabeln gab. In Addis Abeba kam es daraufhin zu wahllosen Übergriffen von faschistischen Aktivisten auf äthiopische Zivilisten, die dabei häufig auf brutale Art und Weise getötet wurden. Häuser und auch äthiopische Kirchen gingen in Flammen auf. Auch in anderen Landesteilen kam es zu grausamen Repressalien. Insgesamt starben ca. 30.000 Männer, Frauen und Kinder. In Debre Libanos brachten italienische Soldaten alle Mönche des örtlichen Klosters um, weil man sie – ohne jeglichen Beweis - verdächtigte, den abessinischen Widerstand zu unterstützen und den beiden Attentätern geholfen zu haben. Insgesamt wurden im Kloster 297 Mönche und 23 Laien ermordet, in der gleichnamigen Ortschaft wurden mehr als 1.000 Menschen Opfer der faschistischen Racheorgie.
(sant’egidio/poi - pr)
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