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Von Rom nach Malawi: Eine deutsche Ordensfrau erzählt

Die deutsche Ordensfrau Johanna Harke, Salzkottener Franziskanerin in leitender Position in ihrer Ordensgemeinschaft in Rom, hat für zwei Monate die Ewige Stadt mit einem Dorf im bettelarmen Malawi vertauscht. Dort wirkte die ausgebildete Ärztin bei der Betreuung von Aidswaisen mit, eine Mission, die Mitschwestern dort vor Jahren aufgebaut haben.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Im Gespräch mit uns erzählt Schwester Johanna Harke von der Armut, der Freude, der schönen Liturgie der Menschen in Malawi. Und was dabei für das Leben im reichen Westen zu lernen ist.

Malawi im Osten Afrikas ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ein großes soziales Problem ist nach wie vor Aids. Besonders erschreckend: die Zahl der Waisenkinder. Diesen benachteiligten Jungen und Mädchen eine Ausbildung zu geben, ist den Franziskanerinnen Salzkotten ein großes Anliegen. Darauf haben sie ihre Missionsstation in Madisi ausgerichtet. Zwei deutsche und zwei indonesische Ordensfrauen sind dort im Einsatz. 

„Unser Ziel ist, dass die Waisenkinder nicht im Waisenhaus leben, sondern in der Dorfgemeinschaft“

„Unser Ziel ist, dass die Waisenkinder nicht im Waisenhaus leben, sondern in der Dorfgemeinschaft leben bleiben können und zu uns in die Schule gehen, zusammen mit anderen Kindern, die Eltern haben, sodass keine Isolierung und keine Stigmatisierung stattfindet. Die Investition in Bildung ist die wichtigste, die man für ein Land tätigen kann. Daher hat das einen hohen Stellenwert, was unsere Schwestern da tun.“

Hier zum Hören:

Grundnahrungsmittel in diesem Teil Ostafrikas ist Mais. Wenn er zur Neige geht und die nächste Ernte noch nicht so weit ist, wie in der Regenzeit, dann herrscht Hunger.

„Bei Hunger – da leidet jeder Mensch. Aber es hat mich beeindruckt, wie die Menschen damit umgehen, wie sehr sie versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Lebensmittel zu haben und diese auch zu teilen, und selber mit offenen Augen durchs Dorf zu gehen und zu wissen, wer in Not ist und wer durchaus noch Lebensmittel benötigt.“

„Schon einfach das: Die Kirche ist voll sonntags“

Wie in diesem Dorf im bitterarmen Malawi die Heilige Messe gefeiert wird, ist ein großes Erlebnis, erzählt die Ordensfrau.

„Schon einfach das: Die Kirche ist voll sonntags. Die Menschen sitzen Schulter an Schulter, ich habe mich immer gewundert, wie viele Menschen in eine Reihe passen. Und die Menschen feiern – sie möchten da sein. Da ist keiner, der in den Gottesdienst gehen muss. Es wird gesungen, es wird getrommelt, es wird getanzt, es ist einfach schön, da mitzugehen.“

Bei den Opfergängen bringen die Gläubigen, die kein Geld haben, andere Gaben zum Altar.

„Ich als Gläubiger bin dafür mitverantwortlich, dass meine Kirche, meine Pfarrei lebendig bleibt“

„Es wird Öl gebracht, Mehl, lebendige Hühner, es wird auch eine Ziege gebracht. Und natürlich Brot und Wein. Für mich war das so der Ausdruck: Ich komme mit dem, was ich habe. Wenn ich kein Geld habe, dann komme ich mit Naturalien. Ich als Gläubiger bin dafür mitverantwortlich, dass meine Kirche, meine Pfarrei lebendig bleibt.“

Zwei Monate einer ganz anderen Erfahrung – weit draußen in der Peripherie, wo die Kirche pulsiert, die Menschen arm sind - und dann zurück nach Rom. Schwester Johanna sagt, diese Erfahrung lehrte sie, die Sozialenzyklika  von Papst Franziskus mit neuen Augen zu betrachten.

„Wie wichtig es ist, dass wir uns für die Erde einsetzen, uns Gedanken machen, wie wir mit den Ressourcen unserer Erde umgehen, wie wir Plastik nutzen oder nicht nutzen. Das hat nicht nur Auswirkungen hier in Europa, sondern ich habe Auswirkungen auch in Malawi gesehen. Dort habe ich nochmal stärker erlebt, wie sehr wir als Menschen von der Natur abhängig sind, ob etwas wächst oder nichts wächst. Ich weiß bis heute nicht, ob der Mais, der jetzt angepflanzt wird, zur Reife kommt und die Menschen etwas zu essen haben werden.“

Schwester Johanna Harke kann sich gut vorstellen, nach ihrem Einsatz in Rom für immer nach Malawi zu gehen. Das Schicksal dieser Menschen zu teilen, in der Not, aber auch in der Hoffnung. 

(vatican news)

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21. Januar 2020, 18:42