So haben Menschen in Thailand den Papstbesuch erlebt
Pope: Vier Tage war Papst Franziskus in Thailand. Was bleibt nach dem Papst-Besuch in Bangkok?
Dunsbach: All die Christen, die auf den Papstbesuch gewartet haben, die ihn erlebt haben, die mit dabei waren bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen und Gottesdiensten, bleiben mit einem großen Gefühl der Dankbarkeit zurück. Dass ein Papst eine Minderheit von Christen besucht, ist außergewöhnlich und wird hier sehr wertgeschätzt. Man hat gut verstanden, dass Papst Franziskus sein Versprechen wahrmacht, dass er die Kirche in Asien stärken möchte.
Wenn auch Thailand ein sehr weltoffenes Land ist, sind Christen mit 0,4 Prozent in einer Minderheitensituation und werden in einem buddhistischen Land kaum wahrgenommen. Deshalb war das mehr als eine Publicity-Aktion, es war tatsächlich eine Stärkung der Menschen, die auf Christus vertrauen. Insofern hat Papst Franziskus hier nachhaltig gewirkt, indem er den Menschen Mut gemacht, ihnen Hoffnung gegeben und sie darin bewegt hat, auf ihrem Glaubensweg zu bleiben, in der Kirche ihre Berufung zu finden und ihren Weg zu gehen.
Pope: Papst Franziskus hat Politiker und Bischöfe getroffen, Menschen mit Behinderung besucht und Messen mit Tausenden von Gläubigen gefeiert. Was werten Sie als Höhepunkt der Papstreise?
Dunsbach: Generell kann man sagen, dass jeder Gottesdienst, jede Veranstaltung und jeder Programmpunkt, den Papst Franziskus absolviert hat, für die Menschen, die dabei waren, ein Höhepunkt war. Mit Sicherheit herausragende Ereignisse waren der große Gottesdienst im National Stadium mit über 70.000 Teilnehmenden wie auch der Gottesdienst am Freitagabend in der Assumption Kathedrale, bei der sich der Papst besonders an die Jugendlichen des Landes gewandt hat. Jugendliche haben bestimmt verstanden, was es heute bedeutet, aus christlicher Sicht zu leben, die Gegenwart positiv zu gestalten und gleichzeitig zu wissen, dass sie mit dem, was sie heute tun, maßgeblich verantwortlich sind für die Zukunft ihres eigenen Lebens, aber auch für die Zukunft dieses Landes in Südost-Asien.
Pope: Offiziell gibt es in Thailand keine Prostitution. Doch der illegale Menschenhandel blüht. Auch Papst Franziskus hat dieses Thema angesprochen.
Dunsbach: Er hat mit Sicherheit Recht, wenn es darum geht, dass Menschen aus den Nachbarländern über dunkle Kanäle nach Thailand eingeschleust werden, man ihnen den Pass abnimmt und man sie dazu zwingt, im Bereich der Sexualität ihre Dienstleistungen anzubieten – und sie selber dabei wenig Ertrag erhalten von dem, was sie tun.
Pope: Sie weisen jedoch auch darauf hin, dass sich viele Menschen mehr oder weniger freiwillig prostituieren, um ihre Familien zu ernähren.
Dunsbach: Das Grundproblem ist nicht die Frage von Sexualität oder dem Anbieten sexueller Dienstleistungen, sondern es ist immer die Armut. Dort, wo Armut herrscht, geben sich Prostitution und Kriminalität geschwisterlich die Hand.
Es wäre also angemessener, für grundlegende Lösungen in diesem Land zu sorgen: ein Grundeinkommen, das ausreichend ist und Sozialversicherungs-Systeme für alte oder arbeitslose Menschen. Sodass also die Verpflichtung für die Jüngeren wegfällt, in diesem Bereich für ihre Familien und ihr eigenes Leben zu arbeiten. Der Papst hat mit Sicherheit Recht, wenn er die kriminellen Formen anspricht. Ob er bei denen, die in diesem Bereich tätig sind, auf viel Verständnis trifft, weiß ich nicht. Es wäre mit Sicherheit gut für die Menschen, wenn sie eine Lebensform finden, die menschenwürdig ist, in der sie Perspektiven bekommen und nicht ausgebeutet werden, in welcher Form auch immer.
Pope: Bei seinem Aufenthalt in Thailand wurde Papst Franziskus auf Schritt und Tritt von seiner Großcousine begleitet...
Dunsbach: Ja, die gute Schwester Anna Rosa Sivori. Eine begeisternde und begeisterte Ordensfrau, die mit 77 Jahren noch so viel Feuer hat, von dem ich selber nur träumen könnte (lacht).
Pope: Sie lebt bereits seit über vierzig Jahren in Thailand und hat für ihren Großcousin übersetzt. Wie haben Gläubige vor Ort reagiert, dass der Papst von einer Frau begleitet wurde?
Dunsbach: Viele haben mir gesagt: Das wäre etwas für die Zukunft! Warum macht ihr das nicht immer? Und ich stelle dann die Frage: Wollt ihr das wirklich seiner Cousine zumuten? Da kommt sofort die Antwort: Nein, wir meinen nicht unbedingt seine Cousine – wie wäre es denn, wenn sich eine andere Ordensschwester oder eine andere begabte Theologin ständig in seiner Nähe aufhielte, um dem männlichen Übergewicht im Vatikan eine sehr überlegte, weibliche Note zur Seite zu stellen...
Das Interview führten Gudrun Sailer und Ines Schaberger.
(vatican news – isc)
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