°Õü°ù°ì±ð¾±: Neue Form der Christenverfolgung?
„Es sind solche Christen betroffen, die nicht ursprünglich aus der Türkei stammen, sondern die seit zehn, manchmal 20 Jahre, und noch länger mit ihren Familien in der Türkei leben, aktive Gemeindearbeit betreiben und auch missionarisch aktiv sind.“ Das sagte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin dem Kölner Domradio.
„Das sind vor allem Deutsche, aber auch Briten, Finnen, Amerikaner, Kanadier, Australier, Neuseeländer und Österreicher. Sie alle sind betroffen und leben an unterschiedlichen Orten in der Türkei, zum Beispiel in Istanbul, Ankara oder Izmir.“
Allein in diesem Jahr 60 bis 70 Betroffene
Öffentlich bringen die Behörden keine Erklärungen dafür vor, dass sie diese Ausländer faktisch aus der Türkei ausweisen. „Nur – alle diese Ausweisungen haben ein gemeinsames Merkmal: Es handelt sich um aktive Christen. Es gibt keinen anderen gemeinsamen Nenner. Sie bekommen quasi einen Stempel in ihre Personalpapiere eingeprägt… Dieser Eintrag bewirkt, dass eine Wiedereinreise in die Türkei nicht möglich ist. Das Problem ist übrigens auch dem Auswärtigen Amt, der deutschen Botschaft und den Konsulaten bekannt - auch die Breite des Problems. Allein in diesem Jahr sind 60 bis 70 Personen betroffen.“
Eigentlich ist die Türkei ein laizistischer Staat, der sich zur Religionsfreiheit bekennt. „Deswegen ist das Vorgehen der türkischen Behörden hier ja auch besonders absurd. In der Tat ist Religionsfreiheit gesetzlich garantiert, ja sogar missionarische Tätigkeit ist gesetzlich garantiert. Die Anschuldigungen gegen die Betroffene sind von daher nicht nur lächerlich und empörend, sondern sie sind auch gesetzwidrig.“
Bisher kein öffentlicher Protest
Lessenthin hofft nun auf die deutsche Regierung: Sie solle sich für das Problem der christlichen Ausländer interessieren.
„Die verschiedenen Stellen, die hier zuständig sind, Botschaft, Konsulate, Auswärtiges Amt, sind bereits über diese Verfahren und diese Fälle informiert. Mit Verfahren meine ich, Rechtsaktivitäten, Klagen der Betroffenen gegen ihre Ausweisung. Die Gerichtsverhandlungen, die in den unterschiedlichen türkischen Städten stattfinden, sollten zum Beispiel von Mitarbeitern der Konsulate besucht und beobachtet werden, aber nicht nur von deutscher Seite, sondern, wenn zum Beispiel ein Brite betroffen ist, auch von britischer Seite.“
Am liebsten wäre dem Vertreter des Menschenrechtsverbands, der seinen Sitz im deutschen Göttingen hat, ein internationaler Protest der Herkunftsländer der Missionare. Bisher hätten nur Menschenrechtler und die Betroffenen selbst aufgeschrien. „Schritte, die man schon als Anteilnahme und Interessenvertretung auf Seiten der deutschen Botschaft oder des Auswärtigen Amtes qualifizieren könnte, gibt es nach unserem Wissen bisher nicht. Dazu wäre auch notwendig, dass der deutsche Außenminister oder ein Vertreter des Auswärtigen Amts dieses Problem öffentlich anspricht.“
Es habe sich ja in den vergangenen Wochen und Monaten auch niemand gescheut, zu dem türkischen Eingreifen in Nordsyrien Stellung zu nehmen, argumentiert Lessenthin.
„Da, denke ich, ist es auch normal, dass man zur Situation von Christen öffentlich Stellung nimmt, die eine deutsche Staatsbürgerschaft und Besitz, Familie, Kinder in Ausbildung in der Türkei haben. Man sollte zeigen, dass diese Menschen nicht egal sind, und man sollte Herrn ErdoÄŸan und die türkischen Behörden zur Ordnung rufen und eine Rückkehr vor allem zum türkischen Gesetz anmahnen!“
(domradio – sk)
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