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Krankenhausschiff in Brasilien: „Ein Traum, der jetzt wahr wird“

So begeistert äußert sich Bischof Johannes Bahlmann angesichts der Tatsache, dass das von ihm maßgeblich mitgestaltete Krankenhausschiff nun endlich einsatzbereit ist. An diesem Wochenende wurde es im brasilianischen Bundesstaat Pará am Amazonas feierlich eingeweiht. Papst Franziskus selbst hatte die Inspiration für das Projekt gegeben.

Viktoria Michelt - Vatikanstadt

Ab jetzt ist das Schiff einsatzbereit und bringt medizinische Grundversorgung für rund 700.000 Menschen in die gut 1.000 abgelegenen Dörfer, die erste zehntägige Expedition steht kurz bevor. Neben der medizinischen Grundversorgung bietet es für die Amazonasbewohner auch die Möglichkeit, sich zur Vorbeugung und Diagnose von Krebserkrankungen untersuchen zu lassen. Dazu gibt es auf dem Schiff Büros, Operationsräume, Labors, Krankenbetten und einen Impfraum. Auch ein Pastoralteam wird vor Ort sein, um Seelsorge zu leisten.

Zum Nachhören

Johannes Bahlmann, Bischof der Diözese Óbidos, hat dieses Projekt von Beginn an wesentlich vorangetrieben. Das Schiff sei für die Region wie eine kleine Revolution. Der ganze Prozess - von der Idee bis zur Fertigstellung und Übergabe - sei ein wahres Wunder, erzählt er.

„„Wir sind sehr froh, dass wir dieses Schiff jetzt haben. Es ist ein großer Segen für die ganze Region und vor allem für die Menschen, die hier leben. Es wird noch einmal zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung führen.““

Eine Idee wird Realität

Bahlmann erinnert sich an die Entstehungsgeschichte. Angefangen hatte alles im Jahr 2013, als Papst Franziskus zum Weltjugendtag in Brasilien war. Dort traf er auf Frei Francisco, der Obere einer Franziskanergemeinschaft, die schon 70 Krankenhäuser in ganz Brasilien betrieb.

Bei dieser Gelegenheit habe der Papst Frei Francisco gefragt, ob er schon ein Krankenhaus im Amazonasgebiet hätte, erzählt der Bischof. „Und als Frei Francisco dies verneinte, sagte der Papst: Dann musst du nach dorthin gehen. Als ich ihn ein Jahr später nichts ahnend anrief und ihn fragte, ob er ein Hospital in Óbidos übernehmen könnte, hat er das als Zeichen verstanden. Der Auftrag von Papst Franziskus hat sich für ihn konkretisiert. Frei Francisco und ich saßen oft auf der Terrasse der Franziskaner in Óbidos, von wo man einen sehr schönen Ausblick auf die engste Stelle des Amazonas hat. Und plötzlich ist uns eine Idee gekommen: Wie wäre es, wenn wir ein Schiff einsetzen könnten, das die verschiedenen Dörfer am Ufer des Amazonas besuchen könnte.“

Kaum medizinische Versorgung

Denn viele Menschen in den kleinen Dörfern am Amazonas können nicht zum Arzt in der nächsten Stadt fahren. Entweder, weil sie nicht das nötige Kleingeld haben oder weil sie wissen, dass sie doch nicht behandelt werden. Denn das nächste Krankenhaus in Santarém sei sechs Stunden mit dem Schiff entfernt und oft überfüllt, so Bahlmann: „Mit unserem Traum, ein mobiles Krankenhaus auf dem Wasser zu bauen, wollten wir den Menschen helfen und ein Recht auf medizinische Grundversorgung ermöglichen.“

„„Wenn die Menschen nicht zum Hospital kommen können, dann kommt das Hospital eben zu den Menschen.““

Ein Richter aus Campinas sei schließlich auf das Projekt aufmerksam geworden. Er führte gerade einen Prozess gegen BASF und Shell, die in den 90er Jahren ein Umweltdesaster in der Nähe von Campinas verursacht hatten, bei dem viele Menschen gestorben sind. Das Bußgeld der beiden Firmen sollte schließlich in eine Initiative fließen,mit der Leben gerettet werden. So habe das Projekt von Bahlmann und Francisco knapp sechs Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen.

Papst Franziskus vom Projekt berührt

Innerhalb von nur einem Jahr wurde das Schiff in Fortaleza gebaut. Im November 2018 war Bahlmann zusammen mit zwei brasilianischen Franziskanern im Vatikan, um dem Papst das Projekt zu präsentieren. „Er war gerührt, dass wir so ein Projekt auf die Beine gestellt haben, zu dem er uns inspiriert hatte“, erinnert sich Bahlmann. Das Krankenhausschiff ist auch nach ihm benannt: Papa Francisco.

An diesem Wochenende ist das Krankenhausschiff in Óbidos eingetroffen; feierlich wurden bei dieser Gelegenheit die Schlüssel übergeben. Im Anschluss an die Zeremonie steuerte das Schiff verschiedene Orte um den Amazonas an, um im Rahmen von Kulturabenden mit der dortigen Bevölkerung die Inbetriebnahme des schwimmenden Hospitals zu feiern. Auf dem Krankenhausschiff arbeiten Ordensleute aus den verschiedensten Kongregationen. Unter ihnen ist auch Schwester Ruth Rottbeck von den Franziskanerinnen aus Sießen in Deutschland. Sie wird dort als Ärztin, Psychiaterin, Neurologin und Psychotherapeutin arbeiten.

Ein Zeichen für die Amazonassynode

„Das Schiff ist in dem Sinne ein Signal für unsere Amazonassynode“, berichtet Bahlmann. Denn ein Aspekt sei schließlich die Gesundheit. „Wir können sagen, dass wir uns hier für genau die Menschen einsetzen, die Hilfe benötigen. Und das ist das, was Papst Franziskus uns immer wieder sagt: Wir sind eine Kirche, die im Aufbruch ist und auf die Menschen zugeht. Es ist uns sehr wichtig, dass wir den Wünschen des Papstes auch nachkommen.“

(vatican news)

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Das Krankenhausschiff am Amazonas ist einsatzbereit
11. Juli 2019, 12:15