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Pressekonferenz in Warschau, unter anderem mit Erzbischof Wojciech Polak Pressekonferenz in Warschau, unter anderem mit Erzbischof Wojciech Polak 

382 Fälle: Polens Kirche legt Zahlen zu Missbrauch vor

Es ist das erste Mal, dass in dem osteuropäischen Land genaue Angaben zum Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der Kirche öffentlich gemacht werden. Den Druck erhöht hatte im Jahr 2018 der Film „Klerus“, dessen Thema offenbar auch in Polen von großer Bedeutung ist - über fünf Millionen Menschen sahen sich den Film dort an.

Die katholische Kirche in Polen hat erstmals genaue Angaben zum Ausmaß des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gemacht. 382 Kinder und Jugendliche seien laut den Akten zwischen 1990 und Juni 2018 von sexuellen Übergriffen betroffen gewesen, teilte die Bischofskonferenz am Donnerstag in Warschau zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung mit. 198 der Betroffenen waren demnach unter 15 Jahre alt. Zudem gebe es 243 „unbestätigte Opfer". "Jedes dieser Opfer sollte in uns Geistlichen Schmerz, Scham und Schuldgefühle wecken, dass es zu dieser Situation gekommen ist", betonte Polens Primas Erzbischof Wojciech Polak. „Das ist ein Schock, der die ganze Gemeinschaft der Kirche verletzt."

Jeder vierte Beschuldigte entlassen

58,4 Prozent aller 625 in der Studie erwähnten Minderjährigen sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich. In drei Vierteln der Fälle, deren absolute Zahl nicht mitgeteilt wurde, seien die kirchlichen Prozesse gegen die Geistlichen bereits abgeschlossen. Dabei sei jeder vierte Priester aus dem Klerikerstand entlassen worden. Weitere 40 Prozent wurden nach Angaben der Bischofskonferenz suspendiert, ermahnt oder ihnen wurde verboten, mit Minderjährigen zu arbeiten. Zehn Prozent der Geistlichen seien freigesprochen worden.

In 42 Prozent der Fälle hätten die Minderjährigen den Missbrauch der Kirche selbst mitgeteilt, in 21 Prozent deren Angehörige. Bei sechs Prozent erfuhr die Kirche von Staatsorganen davon und in fünf Prozent der Fälle aus den Medien.

Die Polnische Bischofskonferenz hatte die Missbrauchsfälle in den vergangenen Monaten bei den Diözesen und Ordensgemeinschaften abgefragt. Das kirchliche Statistikinstitut und das von der Bischofskonferenz gegründete Kirchenschutzzentrum werteten die Daten für die Studie aus.

Material für den seit 2000 in Polen meistgesehenen Film

In Polen hatte im Herbst 2018 der Kinofilm „Klerus" den Druck auf die Kirche erhöht. Er prangerte den sexuellen Kindesmissbrauch durch Priester sowie dessen Vertuschung an. Mehr als fünf Millionen Zuschauer machten ihn zum meistgesehenen Kinofilm in Polen seit 2000.

Die Kirche entschuldigte sich mehrfach bei öffentlichen Anlässen bei den Missbrauchsopfern. Bei einem Bußgottesdienst 2014 sagte Bischof Piotr Libera im Namen der Bischofskonferenz: „Beschämt und reumütig bitten wir um Vergebung."

(kna – ap)
 

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15. März 2019, 10:08