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1. Februar, Islamabad: Straßenproteste gegen die Freilassung von Asia Bibi 1. Februar, Islamabad: Straßenproteste gegen die Freilassung von Asia Bibi 

Pakistan: „Asia Bibi ist nach Kanada ausgereist“

Die pakistanische Christin Asia Bibi konnte mit ihrer Familie nach Kanada ausreisen. Das hat ihr Anwalt am Freitag gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bestätigt. Christliche Hilfswerke, die in Pakistan aktiv sind, teilen die Erleichterung über den glücklichen Ausgang des Falls, sind aber in Sorge über die in Pakistan verbleibenden Christen. Wir sprachen mit Klaus Krämer, dem Präsidenten von missio Aachen.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Klaus Krämer: „Wir sind sehr froh, dass Asia Bibi jetzt das Land verlassen kann, weil sich die Lage in Pakistan doch recht zugespitzt hat. In der Bevölkerung hat eine große Radikalisierung stattgefunden. Es ist einfach nicht auszuschließen, dass Asia Bibi und auch Menschen, die sie unterstützt haben, Leib und Leben riskieren. Deswegen sind wir auf der einen Seite froh, wenn Asia Bibi und ihre Familie ins Ausland gehen können, haben aber nach wie vor große Sorge, wie sich die Situation in Pakistan weiter entwickeln wird.“

Pope: Das heißt, das „Happy End“ für Asia Bibi und ihre Familie ist auf der anderen Seite keineswegs das Happy End für die in Pakistan verbleibenden Christen?

Klaus Krämer: „Die Situation hat sich im Grunde nicht wesentlich verbessert. Die Blasphemie-Gesetzgebung, die dahintersteht, gilt nach wie vor. Wir müssen aber auch anerkennen, dass sich die Gerichte doch bemühen, fair damit umzugehen. Sie haben letztlich nicht dem Druck der Straße nachgegeben, sondern ein richtiges Urteil gefällt, was sie auch selbst in Gefahr bringen kann. Das verdient hohen Respekt und Anerkennung. Die Situation hat sich jedoch eigentlich nicht verändert und die Kräfte, die eine Radikalisierung der Bevölkerung vorantreiben wollen, sind nach wie vor am Werk. Das erfüllt uns schon mit Sorge.“

Hier zum Hören:

Pope: Wird es für Ihre Projektpartner in Pakistan schwieriger, mit christlichen Hilfsorganisationen zusammenzuarbeiten, die aus dem Ausland kommen?

Klaus Krämer: „Das ist in diesen Ländern generell schwierig. Wir müssen diskret arbeiten, weil wir durch zu große Unterstützung natürlich häufig auch unsere christlichen Partner unter Druck bringen. Sie könnten in den Verdacht geraten, Agenten des Auslands zu sein und nicht wirkliche treue Staatsbürger, die sie tatsächlich sind. Sie verstehen sich als pakistanische Christen und nicht als europäische oder amerikanische Christen, die in dem Land leben. Das möchte man ihnen häufig unterschieben. Deshalb müssen wir sehr sensibel vorgehen und dürfen nicht zu lautstark Propaganda machen, das wäre komplett kontraproduktiv. Wir können also nach wie vor helfen, aber eben mit großer Umsicht und Sensibilität.“

Pope: Warum Kanada, warum nicht Deutschland, für Asia Bibi?

Klaus Krämer: „Verschiedene Länder haben eine Aufnahmeerklärung abgegeben: Das waren Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Kanada. Asia Bibi hat frei gewählt. Ich denke, sie hat dort einfach die günstigsten Bedingungen. Dass sie auch andere mit ihr in Verbindung stehende Menschen mit nach Kanada nehmen kann, hat dabei sicherlich eine Rolle gespielt. Ich bin froh, dass die kanadische Regierung die Aufnahme jetzt auch tatsächlich vollziehen kann.“

Pope: Wie sicher wird für Asia Bibi und ihre Familie das Leben in Kanada sein?

Klaus Krämer: „Das wird sich zeigen. Ich denke, ein normales Leben wird aufgrund ihrer Bekanntheit kaum möglich sein. Zudem agieren die Gruppen, die gegen sie vorgehen, weltweit und sind auch in anderen Ländern anzutreffen. Da wird man eine Lösung finden. Vielleicht kann sie auch dort an einem sicheren Ort und mit verdeckter Identität leben. Das Leben wird für Asia Bibi nicht einfach sein und es wird sich durch die neue Situation völlig verändern. Aber wir sind froh, dass sie in Sicherheit ist.“

Pope: Es braucht viel christliche Solidarität für Menschen wie Asia Bibi.

Klaus Krämer: „Ja, ich glaube, das ist das Positive, was wir sagen können. So schlimm und tragisch dieser Fall ist, auch wenn er jetzt doch gut ausgegangen ist - wie wir hoffen – so hat er doch sehr viel Bewusstsein geschaffen. Er hat sehr viel Solidarität aktiviert und man hat wirklich gespürt, dass der Einsatz für Religionsfreiheit wichtig ist. Er hat gezeigt, dass Religionsfreiheit nicht nur eine Nebensache ist, sondern dass es dabei um die Existenz von Menschen geht und es einfach eine Grundsatzfrage ist, ob jeder seinen Glauben entsprechend leben kann. Dass dies eine Frage der Menschenrechte und der Menschenwürde ist, wird an diesen exemplarischen Fällen deutlich. Daher ist die öffentliche Wahrnehmung dieser Fälle auch so wichtig, damit der Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit nicht erlahmt.“

Hintergrund

Asia Bibis Anwalt, Saif ul Malook, zufolge ist Asia Bibi gemeinsam mit ihrem Mann nach Kanada geflogen. Dort hätten zwei Töchter das Paar bereits erwartet. Den genauen Zeitpunkt der Ausreise und auf welchem Weg Asia Bibi das Land verlassen habe, könne er aus Sicherheitsgründen nicht offenlegen, sagte der Anwalt.

Das Oberste Gericht Pakistans hatte Asia Bibi am Dienstag endgültig freigesprochen. Die Richter wiesen einen von Islamisten angestrengten Revisionsantrag gegen ihr Urteil vom 31. Oktober zurück. Die fünffache Mutter Asia Bibi saß mehr als neun Jahre in der Todeszelle. Nach ihrem Freispruch vom 31. Oktober kam es zu massiven Kundgebungen, bei denen die Demonstranten Asia Bibis Hinrichtung forderten.

Der katholischen Landarbeiterin war vorgeworfen worden, im Juni 2009 in einem Streit mit muslimischen Frauen den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Auf ein Vergehen wie dieses sehen die sogenannten Blasphemiegesetze in Pakistan schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe vor. Regelmäßig kommt es in dem Land mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit zu spontanen Lynchmorden an Christen wegen vermeintlicher Blasphemie. Nach UN-Angaben verbüßen rund 40 Personen, zumeist Christen, aufgrund von Blasphemie-Anschuldigungen lebenslange Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung.

(vatican news)

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01. Februar 2019, 13:28