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Der zerstörte Innenraum der Kathedrale in Jolo Der zerstörte Innenraum der Kathedrale in Jolo 

Philippinen: Attentat auf Kathedrale, 20 Tote

Ein blutiges Attentat auf die Kathedrale in Jolo auf der Insel Sulu hat zwanzig Menschen in den Tod gerissen. Die Attentäter zündeten kurz vor Beginn der Sonntagsmesse einen Sprengsatz; kurz darauf, als erste Sicherheitskräfte anlangten, ging eine zweite Bombe hoch.

81 Menschen wurden verletzt. Es war der blutigste Anschlag seit Jahren für Mindanao, eine Region im Süden der Philippinen, die arm und chronisch instabil ist; anders als im Rest des vorwiegend katholischen Landes gibt es hier eine muslimische Bevölkerungsmehrheit.

Erst vor sechs Tagen hatte hier bei einem Referendum eine überwältigende Mehrheit für eine Autonomie der Region gestimmt. Die meisten Wähler auf der Insel Sulu allerdings lehnten die Autonomie ab.

Papst betet für die Toten - und die Gewalttäter

Papst Franziskus äußerte sich in Panama-Stadt bestürzt über die Nachricht vom Attentat auf den Philippinen. „Ich verurteile zutiefst diese Gewalt, die erneut die christliche Gemeinschaft in Trauer stürzt, und bete für die Toten und Verletzten. Der Herr möge die Herzen der Gewalttäter bekehren!“ Das sagte er bei einem Besuch in einer Einrichtung für Aids-Kranke.

Terrorgruppe Abu Sayyaf wird verdächtigt

„Die Feinde des Staates fordern die Regierung heraus“, erklärte ein Sprecher von Präsident Rodrigo Duterte in einer ersten Reaktion in Manila. „Die philippinischen Streitkräfte werden die gottlosen Kriminellen schlagen!“

Wer genau die Attentäter sind, ist bislang unklar. Die Polizei verdächtigt die militante Gruppe Abu Sayyaf, die zum Netzwerk der IS-Terroristen gehört. Jolo ist eine Bastion der Gruppe, die sich unter anderem durch Geiselnahmen und das Erpressen von Lösegeldern finanziert.

Unter den Toten von Sulu sind fünf Soldaten. Erste Aufnahmen vom Anschlagsort zeigen einen verwüsteten Innenraum der katholischen Kathedrale. Das Gotteshaus ist nicht zum ersten Mal Ziel eines Anschlags, schon 2009 und 2012 kam es zu Attacken.

Gerät jetzt der Friedensprozess für Mindanao in Gefahr?

Der deutsche Weltkirchen-Bischof Erzbischof Ludwig Schick äußerte „tiefes Entsetzen“ über die Nachricht von den Philippinen.

„Mit dem Abkommen, das die philippinische Regierung und die Rebellenorganisation MILF (Moro Islamic Liberation Front) geschlossen haben, und der dadurch möglich gewordenen Volksabstimmung hat sich nach Jahrzehnten gewaltsamer Auseinandersetzungen endlich ein Horizont der Hoffnung auf Frieden und Versöhnung in dieser Region aufgetan. Gemeinsam mit der Kirche in Mindanao bete ich, dass der Friedensprozess durch die Gewalttat nicht in Gefahr gerät.“

Einige extremistische Gruppen – darunter auch islamistische Terrororganisationen, die in Mindanao aktiv sind – lehnen die Autonomieregelung ab. Schick hatte im Juni 2017 Mindanao besucht, um sich über die Bemühungen der Kirche für einen dauerhaften Frieden in Mindanao zu informieren.

Kathedrale galt als besonders gefährdet

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit Sitz im deutschen Göttingen spricht von einem „Anschlag auf den Frieden zwischen Christen und Muslimen“ in der Region. „Um jeden Preis wollen islamistische Extremisten ihre Rückzugs- und Ausbildungsbasen im Süden der Philippinen verteidigen und scheuen dabei auch nicht vor Gewalt gegen Gläubige zurück.“

Die philippinische Bischofskonferenz hat den Anschlag auf die Kathedrale als “Terrorismus” verurteilt. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Romulo Valles sprach in einer Erklärung den Betroffenen sein Beileid aus. An die Christen appellierte er, zum “Beginn der Phase des Friedensprozesses” durch die Schaffung der autonomen muslimischen Region auf Mindanao “Hand in Hand mit dem friedliebenden Muslimen und den Ureinwohnern gegen gewaltsamen Extremismus vorzugehen”.

Alle christlichen Einrichtungen auf Jolo stehen unter einem besonderen Schutz der Sicherheitskräfte, die alle Besucher von Kirchen vor Betreten des Gotteshauses einer Sicherheitsuntersuchung unterziehen. Die Kathedrale gilt als besonders gefährdet. Im September 2018 hatten die Sicherheitsbehörden einen geplanten Terroranschlag auf das Gebäude verhindern können, weil sie Informationen aus Kreisen der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf über einen bevorstehenden Anschlag erhielten. Daraufhin wurde das Gelände um das Gotteshaus für mehrere Wochen großräumig abgesperrt.

Insgesamt hatten auf Mindanao bei dem Referendum rund 1,7 Millionen Menschen für die erweiterte Autonomie gestimmt, während 250.000 Personen sie ablehnten. Das Autonomie-Projekt gilt damit als gebilligt.

(ap/vatican news – sk)
 

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27. Januar 2019, 11:29