ÃÛÌÒ½»ÓÑ

Der Papst mit Mutter-Teresa-Schwestern letztes Jahr bei einer Auslandsreise Der Papst mit Mutter-Teresa-Schwestern letztes Jahr bei einer Auslandsreise 

Kinderhandel: Mutter-Teresa-Schwestern wehren sich

Die Mutter-Teresa-Schwestern in Indien wehren sich gegen den Vorwurf des Kinderhandels. Von „Mythen, entstellten Informationen und falschen Nachrichten“ spricht die Generalsuperiorin der von der heiligen Mutter Teresa gegründeten Gemeinschaft „Missionarinnen der Nächstenliebe“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In einem Statement aus Kalkutta erklärt Schwester Mary Prema Pierick, das Verschwinden eines Kindes habe „rein gar nichts“ mit den Mutter-Teresa-Schwestern zu tun. Die Behörden haben die Gemeinschaft unter Beobachtung gestellt, weil eine der Schwestern und eine Mitarbeiterin in Ranchi versucht haben sollen, aus einem Haus für unverheiratete Mütter ein neugeborenes Waisenkind zu verkaufen.

„Wir sind sehr traurig und voller Schmerz über die Ereignisse in Ranchi“, so die aus Deutschland stammende Schwester Mary. „Wir haben volles Vertrauen zu den Untersuchungen der Justiz und verurteilen das Handeln Einzelner, das nichts mit der Kongregation der ‚Missionarinnen der Nächstenliebe‘ zu tun hat.“

„Wir glauben, dass am Schluss die Wahrheit den Sieg davontragen wird“

 

Das Statement versucht den Verdacht der Behörden durch eine detaillierte Schilderung von Abläufen zu zerstreuen. Die Mitarbeiterin der Schwestern in Ranchi, die als kompetent gegolten habe, habe behauptet, das Neugeborene an ein zuständiges „Komitee für Kindeswohlfahrt“ übergeben zu haben. Die Mutter-Teresa-Schwestern seien „in keinerlei Hinsicht in der Lage gewesen, diese Angabe zu überprüfen“, weil das Komitee keine Übergabe-Bestätigungen ausstelle.

Die Mutter-Teresa-Schwestern versprechen in dem Statement, ihre Arbeit für die Ärmsten der Armen in Indien fortzusetzen. „Wir glauben, dass am Schluss die Wahrheit den Sieg davontragen wird.“

 

Hintergrund

 

Nach der Festnahme der Schwester und ihrer Mitarbeiterin wies Indiens Regierung die Bundesstaaten an, alle Kinderheime des von der heiligen Mutter Teresa gegründeten Ordens zu prüfen. Der Bundesstaat Jharkhand, wo sich der Zwischenfall ereignete, wird von der hindunationalistischen Regierungspartei BJP regiert, die Gewalt gegen Nicht-Hindus schürt. 

Der Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz des Landes, Bischof Theodore Mascarenhas, wies laut den Medienberichten die Vorwürfe gegen den Orden energisch zurück. Der Justiz warf er vor, den Anwälten der Beschuldigten die Akteneinsicht zu verwehren. Zugleich beklagte er, die Polizei habe das Geständnis der Ordensschwester erzwungen. 

Am Samstag war in indischen Medien ein Handyvideo aufgetaucht, in dem die Ordensfrau angeblich gegenüber einem Polizeibeamten den Verkauf gesteht. Die Schwester soll dabei erklären, ein Kind abgegeben und drei Kinder für jeweils 119.000 Rupien (1.500 Euro) verkauft zu haben.

 

Auch Indiens Kommunisten stellten sich auf die Seite der Ordensfrauen

 

Indische Christen sehen das Vorgehen gegen den Orden als Teil einer antichristlichen Hetzkampagne der Hindunationalisten. Auch Indiens Kommunisten stellten sich auf die Seite der Ordensfrauen und nannten die Vorwürfe „unfassbar". „Trotz unserer ideologischen Differenzen haben wir nichts als Respekt für Mutter Teresa und ihre Organisation", sagte der Generalsekretär der marxistischen Kommunistischen Partei Indiens, Sitaram Yechury.

Die Missionarinnen der Nächstenliebe hatten die Vermittlung von Kindern zur Adoption vor drei Jahren eingestellt. Grund war ein Gesetz, das auch Einzelpersonen – und dadurch möglicherweise auch homosexuellen Paaren – Adoptionen ermöglicht.

Illegale Adoptionen sind in Indien indes ein großes Geschäft; jährlich verschwinden dort Schätzungen zufolge 100.000 Kinder. Im Dezember hatte das oberste Gericht Indiens alle Kinderheime und Waisenhäuser aufgefordert, sich bei der zentralen Adoptionsbehörde zu registrieren. 2.300 Heime sind laut indischen Medien inzwischen der Anweisung nachgekommen. Den 4.000 übrigen habe Frauen- und Kinderministerin Maneka Gandhi jetzt eine Frist von vier Wochen gesetzt. 

(asianews/diverse)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

18. Juli 2018, 13:56