Save the Children: Jedes 6. Kind lebt im Krieg
Frederike Holewik - Vatikanstadt
Die Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland, Susanna Krüger, hat Pope erklärt, wie dieser Anstieg zustande kommt: „Der Grund dafür ist, dass Kinder in solchen Krisengebieten mehr in Mitleidenschaft gezogen werden, dass die Konflikte generell länger dauern als früher. Es ist gar nicht so, dass es mehr Kriege gibt, sondern es ist einfach so, dass Kriege länger dauern und verwickelter sind als früher.“
Die Kriege dauern länger
Dabei hat auch die Brutalität gegenüber Kindern zugenommen. Neben Tötungen bei Angriffen müssen sie auch fürchten, Teil des Krieges zu werden. „Was weiterhin zugenommen hat ist die Rekrutierung von Kindersoldaten. Das bedeutet wir haben es jetzt vor allem in Afrika mit ganzen Armeen von Kindern zu tun, die auf verschiedenen Seiten rekrutiert werden. Wir haben es mit sexueller Gewalt zu tun, die nicht nur gegen Mädchen, sondern auch gegen Jungen angewendet wird. Mehr und mehr sehen wir auch Entführungen um Lösegeld zu erpressen. Und wir sehen, was die Kinder auch betrifft sind die Attacken auf Schulen und Krankenhäuser, aber auch einfach die Verweigerung von humanitärem Zugang.“
Besonders in Syrien, Afghanistan und Somalia, aber auch in der in Vergessenheit geratenen Krisenregion Jemen dauern die Kriege bereits lange an. Die Belastung für die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder sei enorm. Viele würden bleibende Schäden und Beeinträchtigungen davontragen. „Sie erleben Dinge, die kein Kind erleben sollte. Die Eltern werden erschossen, die Schulen werden bombardiert, die Häuser werden zusammengeschossen und sie werden zu Kindersoldaten. Die Liste ist ja unendlich. Und wenn eine Kinderseele so etwas erlebt, dann vergisst sie das nicht. Das ist schon für Erwachsene sehr schwer, aber für Kinder ist das ja noch am schlimmsten. Und deswegen sind im Krieg auch diejenigen, die am kleinsten und am verwundbarsten sind so schwer betroffen und so viel mehr noch betroffen als Erwachsene.“
Die Arbeit der Hilfsorganisationen wird schwieriger
Die Arbeit der Hilfsorganisationen sei schwieriger geworden, da viele Bereiche nicht mehr zugänglich seien, so Krüger. Oftmals werde Schmiergeld verlangt, doch mit Spendengeldern könne und wolle ihre Organisation die Korruption vor Ort nicht unterstützen. Auch die Angriffe auf Hilfskonvois und Büros haben zugenommen. Die Organisation Save the Children besteht bereits seit knapp hundert Jahren, aufgeben sei keine Option:
„Wir machen einfach immer weiter. Wir sind da, wir haben auch lokale Country offices, wir haben lokale Präsenz vor Ort in diesen Ländern. Wir sind da viele, viele Jahre schon aktiv und sind auch sehr vernetzt in der Bevölkerung. Das bedeutet also, dass wir viele Leute kennen und viele lokale Mitarbeiter haben. Und je lokaler wir aufgestellt sind, desto mehr Menschen und Kinder können wir erreichen. Das ist ein Erfahrungswert, den wir aus den letzten Jahren haben.“
Die Arbeit der Hilfsorganisation findet nicht nur in den Krisengebieten statt. Die Mitarbeiter versuchen auch auf politische Entscheidungsträger einzuwirken und so Verbesserungen zu erreichen.
Internationales Recht wird gebrochen
„Unsere Arbeit hat nicht nur damit zu tun, dass wir vor Ort helfen und den Kindern wirklich zur Seite stehen wollen und ihren Familien, sondern wir arbeiten auch politisch. Wir prangern an, dass internationales Recht hier gebrochen wird und wir sagen auch, dass Kriege nur dann beendet werden, wenn es politische Lösungen gibt. Deshalb arbeiten wir mit Staaten. Wir arbeiten auch mit der Bundesregierung zusammen, wir versuchen Gesetzesverbesserungen auf den Weg zu bringen und wir sind eben auch Advokat für Kinderrechte.“
Im südsudanesischen Fangak kann Pater Gregor die Sorgen von Susanna Krüger gut verstehen. Der Berliner lebt seit neun Jahren als Comboni-Missionar im Südsudan und betreut seit sechs Jahren die Gemeinde Holy Trinity in Fangak. Hier bekommt er die Nöte der Familien und die Auswirkungen des Krieges auf die Bevölkerung jeden Tag hautnah mit. Eine Geschichte hat Pater Gregor besonders berührt. Zu Beginn des Bürgerkrieges 2013 gab es auch in seiner Gemeinde Rekrutierungsaktionen für junge Männer, viele davon minderjährig - Kindersoldaten also.
„Einer von unseren Jugendlichen sollte auch abgeführt werden und da hat sich seine Mutter für ihn eingesetzt und sich sozusagen selber als Pfand angeboten. Und so hat sie jetzt vier Jahre im Krieg als Köchin gedient an der Front und ist jetzt entlassen worden - gerade vor ein paar Wochen ist sie wieder zurück gekommen. Sie hat sozusagen verhindert, dass ihr jugendlicher Sohn damals eingezogen worden ist.“
(vn)
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