Kardinal Parolin bei G20: Rahmen internationaler Zusammenarbeit überdenken
Christine Seuss - Vatikanstadt
Bei dem Gipfeltreffen der G20 hatte der Papstgesandte auch eine Botschaft von Papst Franziskus verlesen, in der dieser schnelle und einschneidende Aktionen forderte, um den Hunger auf der Welt zu beenden. Wie Kardinal Parolin in seinem Redebeitrag hervorhob, habe sich die globale Landschaft aufgrund des technologischen Fortschritts, der zunehmenden Vernetzung und der Globalisierung gewandelt. Dies habe zum einen den Einfluss der Nationalstaaten verringert und gleichzeitig die Macht des Wirtschafts- und Finanzsektors gestärkt, der nun mehr Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung ausübe, so Parolin.
In diesem Szenario sähen sich multilaterale Institutionen großen Herausforderungen gegenüber: diese im Nachgang des Zweiten Weltkriegs geschaffenen Einrichtungen hätten heutzutage mit der Anpassung an die modernen Herausforderungen zu kämpfen, analysierte der Vatikandiplomat. Auch die wachsende Zahl unabhängiger Staaten habe die Komplexität dieser Organisationen erhöht, was die Notwendigkeit von Reformen verdeutliche.
Neue Herausforderungen auf neue Weise angehen
Weiter rief Kardinal Parolin dazu auf, den Rahmen der internationalen Zusammenarbeit zu überdenken, um – neben der traditionellen Sicherung von Frieden und Stabilität - neue globale Probleme wie Umweltprobleme, öffentliche Gesundheit, kulturelle und soziale Fragen und künstliche Intelligenz anzugehen. In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung des Schutzes der Menschenrechte, der sozialen Rechte und des „gemeinsamen Hauses“, das der Menschheit von Gott anvertraut worden sei.
Mit Blick auf das Spannungsfeld von Multilateralismus und Souveränität warnte er davor, Multilateralismus mit einer Konzentration globaler Autorität bei einer einzigen Person oder einer elitären Gruppe zu verwechseln. Jede Reform sollte auf den Grundsätzen der Souveränität, der Subsidiarität (der Idee, dass Entscheidungen so lokal wie möglich getroffen werden sollten, Anm.) und der gleichberechtigten Beteiligung beruhen, unterstrich Parolin. Diese Prinzipien müssten Vorrang vor Dominanz und Macht haben.
Schuldenerlass Frage der Gerechtigkeit
Wie auch Papst Franziskus bei verschiedenen Gelegenheiten gefordert hatte, appellierte Kardinal Parolin in Rio de Janeiro an die Adresse der wohlhabenderen Länder, den Schaden anzuerkennen, der durch frühere Entscheidungen, insbesondere in Bezug auf die Verschuldung, verursacht worden sei. Ein fairer Ansatz könnte darin bestehen, den Ländern, die ihre Schulden nicht zurückzahlen können, diese zu erlassen, wiederholte der Kardinalstaatssekretär. Dies sei mehr als eine Frage der „Großzügigkeit“, es handele sich dabei nämlich um eine „Frage der Gerechtigkeit“.
(vatican news)
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