Stimmen zur Synode: Nicht nachlassen, weitermachen
ZdK-Vize Thomas Söding ist auch diesmal als theologischer Berater dabei und sammelt in einem Blog seine Eindrücke. Besonderen Wirbel gab es um das Thema Frauendiakonat und die Aussage von Glaubenspräfekt Fernandez, dass es dazu in absehbarer Zeit wohl keine positive Entscheidung geben werde. Mit Blick darauf konstatiert Södin in seinem , dass die Synode „in zwei Welten“ lebt:
„Intern geht alles seinen Gang, extern löst die Entscheidung, das Thema Frauendiakonat auszugrenzen und restriktiv eigens zu behandeln, weltweit bei Reformgruppen Proteste aus, während einige wenige applaudieren.” Die Schnittmenge zwischen drinnen und draußen seien die Kaffeepausen. Dort werde viel diskutiert, viele seien sehr kritisch, einige aber „erleichtert, dass die Sache – angeblich – vom Tisch sei“. Insgesamt herrsche jedoch die überwiegende Meinung vor, dass es darum gehe, weiterzumachen und Chancen zu schaffen.
Strukturelle Verbesserungen
Würdigend hebt Söding einige strukturelle Änderungen der Synodenarbeiten hervor. So gebe es nicht mehr 36 Berichte aus den Kleingruppen, sondern nur noch 7 Berichte in den offiziellen Synodensprachen, zu denen jedoch Deutsch nicht mehr gehört und somit nur in einer Simultanübersetzung zu Verfügung steht. Damit werde mehr Abstraktion geschaffen und Wiederholungen vermieden, meint Söding. Insgesamt sei die Bandbreite der Wortmeldungen groß, eine Herausforderung für diejenigen, die diese dann in die Berichte einfließen lassen müssten (Söding gehört dazu). Sein Resümee: „Synodalität braucht nicht nur Geduld, sondern auch Zähigkeit“. Vier Wochen seien nicht ausreichend, um alle angestauten Probleme zu lösen, doch sei die Synode das derzeit „einzige Forum“, auf dem diese behandelt werden können. „Freilich darf es nicht beim Reden bleiben. Das ist allen klar, wenn sie auch unterschiedliche Konsequenzen ziehen würden.“
Jugend sieht sich unterrepräsentiert
Nicht glücklich mit der Zusammensetzung der Weltsynode hat sich unterdessen der Vorsitzende des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, gezeigt. „Es ist notwendig, dass die Perspektiven junger Menschen in den Entscheidungsprozessen der Weltsynode berücksichtigt werden", sagte Podschun am Freitag in Düsseldorf. „Daher kritisieren wir deutlich, dass kaum junge Menschen an den Beratungen in der Synode teilnehmen.“ Junge Menschen forderten vor allem das Teilen von Macht, den Abbau von Klerikalismus, die Demokratisierung und Modernisierung der Kirche und die Gleichberechtigung von Frauen und nonbinären Personen, so Podschun. Zudem müsse der Vatikan „endlich die systemischen Ursachen sexualisierter Gewalt und von Diskriminierung anerkennen", so der Jugendverbands-Chef.
Frauen wollen protestieren
Kritik an der Behandlung der Frauenfrage bei der Synode kam auch von Seiten von Frauenverbänden. Ihren Protest hat die Europa-Vorsitzende der Reformgruppe Catholic Women's Council (CWC), Regina Franken, angekündigt. „Ich sehe keinen Willen des Vatikans, sich ernsthaft mit der Frage nach Frauen in kirchlichen Ämtern zu beschäftigen“, sagte Franken der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag. Die Präsentation einer Studiengruppe zur Frauenfrage in der Kirche und eine Rede des Glaubenspräfekten Kardinal Victor Fernandez am Mittwoch in der Synodenaula hätten bei den Synodenteilnehmern für großes Unverständnis gesorgt, so Franken.
Fernandez hatte ein lehramtliches Dokument zur Rolle der Frau angekündigt. Dabei betonte er, dass er derzeit nicht glaube, dass es einen positiven Beschluss zum Diakonat der Frau geben werde. Die Frage werde Gegenstand einer Untersuchung sein, die dem Papst zur Begutachtung und Genehmigung vorgelegt werde. Franken nannte dieses Vorgehen gegenüber der KNA eine „Verzögerungstaktik". Seit mehr als sechzig Jahren gebe es theologische Forschung zur Zulassung von Frauen für kirchliche Ämter. Der Vatikan rezipiere diese Arbeiten jedoch nicht und fordere immer wieder neue Argumente von den Aktivistinnen ein. Beim Frauenthema gebe es eine „ganz große Kluft“ zwischen den Gläubigen und der kirchlichen Führung, so Franken, die für die nächsten Tage auch mehrere Protestaktionen in Rom ankündigte.
Synodalität oft falsch verstanden
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sieht jedoch das eigentliche Anliegen der Synodalität in der katholischen Kirche oft falsch verstanden. Er frage sich, warum der Begriff in der Kirche für viele negativ konnotiert sei, sagte er in einem Grußwort vor der Synode der alt-katholischen Kirche am Freitag in Mainz. Seiner Ansicht nach habe Synodalität heute stark an Bedeutung gewonnen. Sie sei „nicht nur ein Konzept, sondern der Kern dessen, was Kirchen sein sollen und wie wir Christen sein wollen“.
Die bisweilen in Rom vertretene Auffassung, es gehe in Deutschland beim Synodalen Weg nicht um Evangelisierung, sondern um Strukturen, sieht er als Missverständnis an. „Und wenn es nur um Strukturen ginge, würde sich niemand so aufregen“, so Kohlgraf weiter. Nach seiner Ansicht wäre es angesichts der gesellschaftlichen Situation heute ein starkes Signal, wenn die Kirche glaubwürdig synodale Elemente anerkennen würde. Kohlgraf würdigte in diesem Zusammenhang die alt-katholische Kirche und ihre Art, Synodalität zu praktizieren: „In der Frage der Synodalität können wir voneinander lernen und uns gegenseitig bereichern.“ Die Synode des Bistums der Alt-Katholiken ist das höchste beschlussfassende Gremium der alt-katholischen Kirche in Deutschland. Sie tagt von Donnerstag bis Sonntag in Mainz. Zum deutschen Bistum gehören knapp 16.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden.
Über dreiwöchige Beratungen
Im Vatikan tagt unterdessen noch bis zum 27. Oktober die Weltbischofssynode zur Synodalität. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer besteht aus Bischöfen, doch gibt es auch stimmberechtigte Laien unter den Teilnehmern, die von Papst Franziskus ausgewählt wurden. Rund ein Siebtel der Teilnehmer sind Frauen.
(diverse/kna - cs)
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