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 Kardinal Claudio Gugerotti, Leiter des Ostkirchen-Dikasteriums und Präsident der Vereinigung der Ostkirchenhilfswerke ROACO, im Interview mit Radio Vatikan Kardinal Claudio Gugerotti, Leiter des Ostkirchen-Dikasteriums und Präsident der Vereinigung der Ostkirchenhilfswerke ROACO, im Interview mit Radio Vatikan 

Kardinal: Es gäbe keine Kriege, wenn die Mächtigen nur wollten

„Wenn sich die Großmächte nur einigen wollten, gäbe es morgen keine Kriege mehr". Davon ist Kardinal Claudio Gugerotti, Leiter des Ostkirchen-Dikasteriums und Präsident der Vereinigung der Ostkirchenhilfswerke ROACO überzeugt. Der Kardinal äußerte sich am Wochenende im Interview mit Radio Vatikan/Pope im Nachgang zur ROACO-Versammlung, bei der Kriegsherde im Fokus gestanden hatten.

Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Papst Franziskus hatte die ROACO am Donnerstag in Audienz empfangen und erneut einen eindringlichen Friedensappell für das Heilige Land abgesetzt. Das katholische Kirchenoberhaupt war auch auf den Krieg in der Ukraine und die Lage in Berg-Karabach eingegangen. „Die Rede des Heiligen Vaters hat genau den Kern der Probleme getroffen, mit denen die ROACO konfrontiert ist, um die Ostkirchen zu unterstützen. Das grundlegende Problem ist der Krieg. Der Papst hat sehr deutliche Worte gefunden: ,Hört auf! Hört auf! -  Worte, die er ständig wiederholt. Ich glaube, dass die Botschaft des gesamten Pontifikats im Wesentlichen ein Aufruf zum Frieden ist",  sagt Kardinal Gugerotti im Interview mit uns. Im Zusammenhang mit den Kriegen stehe auch das Thema der vertriebenen und fliehenden Christen. Macht und Kriegslogik stünden zudem auch in engem Zusammenhang, führt der ROACO- Chef aus. 

„Botschaft des gesamten Pontifikats im Wesentlichen ein Aufruf zum Frieden“

Mit Blick auf den Nahost-Konflikt kritisiert Kardinal Gugerotti Machtkämpfe und Stellvertreter-Kriege: „All diese Kriege sind Frucht von Entscheidungen, die außerhalb der Länder getroffen werden, von Mächten, die ihren Einfluss geltend machen wollen, um die Welt unter sich aufzuteilen. Die Kriege führen sie nicht bei sich, sondern bei anderen. Und es trifft schwache Länder, die sich nicht dagegen währen können, weil sie selbst wiederum intern gespalten sind", meint der Präfekt das vatikanischen Ostkirchendikasteriums.

Hinter jedem Krieg stehen Machtinteressen

Seiner Meinung nach spielt dieses System bei allen Kriegen eine Rolle. Er habe auch mit einem hochrangigen Vertreter im Nahen Osten gesprochen, der ihn fragte, wer aus Europa oder den USA ihn für Gespräche treffen könne. Die Frage habe derjenige dann selbst so beantwortet: â€žNur die Geheimdienste, die keine Angst haben, Stimmen zu verlieren, weil sie anonym bleiben. Politiker werden niemals kommen, denn sie sagen: ,Wenn wir euch treffen, werden wir nicht mehr gewählt. Wenn sich die Großmächte nur einigen wollten, gäbe es morgen keine Kriege mehr."

Nahost-Konflikt

Das Problem sei leider, dass es kein Interesse an einem Friedensabkommen zu Gaza gebe. â€žEs gibt auf beiden Seiten extremistische Gruppen. Leute, denen es dienlich ist, wenn der Krieg weiter geht", meint der Kardinal.

„Es gibt auf beiden Seiten extremistische Gruppen. Leute, denen es dienlich ist, wenn der Krieg weiter geht“

Gugerotti bekräftigt im Interview zugleich, dass der Heilige Stuhl nicht in seinen Bemühungen für eine Zwei-Staaten-Lösung nachlassen werde. Der ROACO-Chef äußert zugleich Sorge, dass sich der Konflikt auch auf den Libanon ausweiten könne â€žDer Libanon ist eine Wiege der Ostkirchen. Wenn sich der Krieg dorthin ausweitet, werden wir ein weiteres Massaker in einem Land erleben, das bereits am Boden ist, wie Syrien." 

„Der Libanon ist eine Wiege der Ostkirchen. Wenn sich der Krieg dorthin ausweitet, werden wir ein weiteres Massaker in einem Land erleben, das bereits am Boden ist“

Kriege verändern Hilfsarbeit

 
Die ROACO-Hilfsarbeit habe sich durch die vielen Kriege verändert, berichtet der Kardinal: „Was mich wirklich getroffen hat, ist der Gedanke, dass unsere Projekte normalerweise Entwicklungsprojekte sind, aber bald werden sie zu Projekten werden, die das wieder aufbauen, was der Mensch zerstört hat." Außer Nothilfe könnten sie manchmal nicht viel tun - in Kriegsgebiete zu kommen, sei schwierig. Auch Planungen zum Wiederaufbau gestalteten sich schweirig, so lange noch Kriege toben. â€žDie Stimmung bei ROACO war also: Schauen wir uns mögliche Projekte an. Sicher, Syrien liegt im Elend, die Situation in Tigray ist unvorstellbar, die Ukraine liegt am Boden. Überall dort, wo Krieg herrscht, driftet auch die Wirtschaft ab, und das macht das Überleben weiter schwierig auch für all jene, die nur noch leben, weil sie entkommen sind."
 
(vatican news)

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29. Juni 2024, 14:30