Vatikan: Erste Konferenz zu psychischer Gesundheit
Joseph Tulloch und Mario Galgano - Vatikanstadt
2016 beging Diakon Ed Shoeners Tochter Katie im Alter von 29 Jahren Selbstmord. Sie hatte über ein Jahrzehnt lang mit einer bipolaren Störung zu kämpfen gehabt. Der Tod von Katie veranlasste Diakon Shoener dazu, sich in der Kirche für die psychische Gesundheit einzusetzen. Bald darauf gründete er die „Association of Catholic Mental Health Ministers“, eine gemeinnützige Organisation, die Pfarreien und Diözesen bei der Einrichtung von Diensten für psychische Gesundheit unterstützt.
Diakon Shoener erzählte diese Geschichte auf einer Konferenz im Vatikan, die am Montag zum ersten Mal stattfand und an der Menschen aus der ganzen Welt teilnahmen, die in der katholischen Seelsorge für psychische Gesundheit tätig sind. Shoener erläutert im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Wissen Sie, viel zu lange gab es Scham und Stigmatisierung im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit und psychischen Krankheiten. Sogar innerhalb der Kirche. Und Menschen, die mit diesen Krankheiten kämpfen, müssen wissen, dass sie von Gott geliebt werden, dass sie von ihren Nachbarn geliebt werden, dass sie von ihrer Kirche geliebt werden und dass sie verstanden werden. Dies ist also eine neue Sicht, die wir hoffentlich einführen können.“
Zu den Teilnehmern gehörten Beamte des Vatikans, Vertreter der „Association of Catholic Mental Health Ministers“ und Personen, die an vorderster Front in Moldawien, Indien, Südafrika und anderswo arbeiten.
Der Blick aus dem Vatikan
Monsignore Anthony Ekpo, Untersekretär im vatikanischen Dikasterium für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, ergriff als erster das Wort. Er sagte, dass die psychische Gesundheit für sein Dikasterium zu einer Priorität geworden sei, nachdem es Gespräche mit den Ortskirchen auf der ganzen Welt geführt gab, die oft große Bedenken zu diesem Thema äußerten.
Besonders besorgniserregend, so Ekpo, seien die Menschenrechtsverletzungen, die manchmal gegen Menschen mit psychischen Problemen begangen würden. Er wies auch auf den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Klimawandel hin, der für sein Dikasterium von zentraler Bedeutung sei: Ängste und konkrete Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Klimanotstand könnten psychische Probleme stark verschlimmern, sagte er.
Als Gegenmaßnahme schlug Ekpo das vor, was Papst Franziskus die „Ökologie des täglichen Lebens“ nennt. Diese Idee sei der Enzyklika aus dem Jahr 2015 entnommen und beinhalte die Aufmerksamkeit für die Umgebung, in der wir leben, und für die Art und Weise, wie wir sie „denken, fühlen und handeln“, erklärte er.
Hilfe für ukrainische Flüchtlinge
Eine der eindrücklichsten Aussagen stammte von Anastasia Miranova, die bei Caritas Moldawien arbeitet. Sie wies darauf hin, dass ihr Land in letzter Zeit eine sehr große Zahl von Flüchtlingen aus der Ukraine aufgenommen habe, von denen viele aufgrund der traumatischen Ereignisse in ihrem Land unter psychischen Problemen leiden würden. Im Rahmen ihrer Arbeit, so Miranova, habe sie Broschüren und Gebetskarten mit Informationen über psychische Gesundheit ins Rumänische und Russische übersetzt, Sprachen, die im Land weit verbreitet seien.
(vatican news)
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