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Franziskus mit Priestern und Seminaristen: Aufnahme von 2016 Franziskus mit Priestern und Seminaristen: Aufnahme von 2016 

Vatikan: Kein Abrücken vom Zölibat

Reformstimmen fordern immer wieder seine Lockerung oder gar Abschaffung. Doch jetzt hat der Vatikan den priesterlichen Zölibat, also die Verpflichtung zur Ehelosigkeit, ausdrücklich bekräftigt.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Zölibat stehe „im Mittelpunkt der Identität“ des Priesters, die „auf den Herrn Jesus ausgerichtet“ sei. Das steht in einer Botschaft, die der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen von Papst Franziskus an eine Konferenz von Priesteramtskandidaten in Paris geschickt hat. Der Text wurde an diesem Freitag veröffentlicht.

„Der Priester ist zölibatär – und will es sein –, einfach weil Jesus es war“, heißt es in der Botschaft wörtlich. „Der Anspruch des Zölibats ist gar nicht so sehr theologisch als vielmehr mystisch begründet: ‚Wer es erfassen kann, der erfasse es‘ (Mt 19,12).“

„Der Priester ist zölibatär – und will es sein –, einfach weil Jesus es war“

Die Botschaft erteilt auch einer Abwertung der Rolle des Priesters zugunsten von Laien innerhalb der Kirche eine deutliche Absage. „Man hört heute viel über Priester, die Figur des Priesters wird in manchen Kreisen häufig verzerrt dargestellt, relativiert, manchmal als untergeordnet betrachtet. Lassen Sie sich davon nicht zu sehr ängstigen: Niemand hat die Macht, das Wesen des Priestertums zu ändern, und niemand wird es jemals ändern.“

Kardinal Parolin
Kardinal Parolin

Missbrauchsskandale werden nicht erwähnt

Die Botschaft räumt allenfalls ein, dass die „Modalitäten“ der priesterlichen Amtsausübung sich angesichts der Lage der heutigen Gesellschaft und angesichts einer schweren Berufungskrise anpassen müssten. Die Kirche und mit ihr die Priester hätten heute viel an Prestige und Ansehen verloren; der Text erwähnt nicht, dass das unter anderem mit kirchlichen Missbrauchsskandalen zu tun hat. Als Gegenmittel empfiehlt Kardinal Parolin einen „pastoralen Stil der Nähe, des Mitgefühls, der Demut“, den auch der Papst auf seine Fahnen geschrieben hat.

Papst: Zölibat ist revidierbar

Die Botschaft aus dem Vatikan dürfte vor allem wegen ihrer Verteidigung des Zölibats auf Aufmerksamkeit stoßen. Erst im März hatte Papst Franziskus in einem Interview geäußert, der Zölibat in der Westkirche sei eine disziplinäre Frage, „eine zeitliche Vorschrift“ und daher „provisorisch“. Er bejahte die Frage des Interviewers, ob die Zölibatsverpflichtung mithin revidierbar sei. Allerdings bezweifelte Franziskus, dass sich nach einer hypothetischen Aufhebung des Zölibats mehr Männer für das Priesteramt entscheiden würden: „Das glaube ich nicht“.

(vatican news)

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01. Dezember 2023, 15:33