Papst zu Luisa Neubauer: „The future belongs to ,diese junge Leute‘"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Bei einer kurzen persönlichen Begegnung am Donnerstagmorgen habe Papst Franziskus ihr wörtlich gesagt: „The future belongs to ,diese junge Leute‘“, sagte Neubauer. Zur „Laudate Deum“-Konferenz hatte der vatikanische Pressesaal zum ersten Mal in die Vatikanischen Gärten eingeladen. Neben der deutschen Klimaaktivistin sprachen unter anderem der italienische Physik-Nobelpreisträger Giorgio Parisi, die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva und der italienische Gastronom Carlo Petrini, Gründer der Bewegung Slow Food.
Franziskus hatte in „Laudate Deum“ geschrieben, die Klimakrise betreffe alle und erfordere deshalb die Beteiligung aller. „Aktionen von sogenannten ,radikalisierten´ Gruppen" haben seinen Worten zufolge eine Funktion: Sie füllen „eine Lücke in der Gesellschaft als Ganzer, die einen gesunden ,Druck´ ausüben müsste, denn es liegt an jeder Familie, zu bedenken, dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht.“
Frau Neubauer, hätten Sie sich erwartet, dass Papst Franziskus ein Lob an Klimaaktivisten ausspricht, wie er das in Laudate Deum tut?
Luisa Neubauer: Papst Franziskus ist schon jemand, den wir als Verbündeten verstehen. Spätestens mit Laudato si wurde das ja deutlich, dass er da Wert darauf legt und auch seine Stimme nutzt. Und das ist gut und wichtig. Das ist auch seine Verantwortung. In dem Sinne freut es mich und berührt es mich, aber ich bin im besten Sinne nicht überrascht.
Sie haben bei der Konferenz von einer Krise der Hoffnung gesprochen, die sich in Ihrer Generation und auch bei den „Fridays for Future“ breitmacht. Können Sie das erklären?
Luisa Neubauer: Ja, ich glaube, es gibt ein großes Missverständnis darüber, woher Hoffnung kommt. Und viele Menschen wenden sich an uns junge Menschen und erklären, dass wir ihnen so viel Hoffnung geben würden und scheinen sich aber gar nicht zu fragen, woher denn unsere Hoffnung kommen soll und woher wir die Zuversicht nehmen In diesen dunklen Tagen. Und das ist mein eindringlicher Appell heute, dass gerade diejenigen, die gerne auf uns junge Aktivisten setzen, doch die Dinge mal zu regeln, selbst laut werden und selbst zu Aktivisten werden.
Ich arbeite für Papst Franziskus und habe manchmal das Gefühl, was er sagt, auch zur Klimafrage, kommt nicht an in der Form, wie es müsste. Wie nehmen Sie das wahr unter den jungen Klimaaktivisten und Aktivistinnen?
Luisa Neubauer: Ich glaube gar nicht, dass wir die Erwartung daran haben müssen, dass eine Stimme alle Menschen erreicht. Genau dafür, glaube ich, können wir von so einer globalen Verantwortungsaufteilung sprechen. Menschen, die der katholischen Kirche oder dem Papst verbunden sind, die, in meinen Augen, hören das schon. Ich denke zum Beispiel an meine Großmutter, die seit acht Jahren sozusagen einen Dauerplatz für Laudato si' auf ihrem Esszimmertisch hat und immer wieder darauf verweist, was der Papst gesagt hat, ganz ohne selbst katholisch zu sein. Und andere Menschen werden von anderen erreicht. Und gerade aber, weil wir wissen, dass eine Stimme nicht reicht, appelliere ich eben so sehr auch an andere moralische Stimmen und Institutionen, die Worte weiterzutragen und auch ihre eigene Übersetzung der Wirklichkeit anzufertigen. Wir haben mit Laudato Si und Laudate Deum eine Übersetzung vom Papst. Wir brauchen es in viel mehr Arten, Formen, Weisen und Sprachen.
Sie waren heute als Gruppe bei Papst Franziskus. Wie war das?
Luisa Neubauer: Das war besonders. Wir waren wenige, eine kleine Gruppe. Und er hat sich die Zeit genommen, während der Synode zu uns zu kommen und mit uns zu sprechen. Ich habe ihm gedankt für seine Unterstützung für uns Klimaaktivisten, und er hat mir dann geantwortet und gesagt „The future belongs to ,Diese junge Leute´â€œ und hat sehr bestärkend und warm über unsere Arbeit gesprochen, was ein sehr denkwürdiger Moment war.
(vatican news)
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