Vatikan untersucht Missbrauchsvorwürfe gegen Bischof Saunders in Australien
Die australische Kirche hat dem Dikasterium für die Glaubenslehre einen etwa 200 Seiten umfassenden Bericht übermittelt, in dem die im Rahmen der Untersuchung erhobenen Vorwürfe sexuellen Missbrauchs und der Belästigung von jungen Aborigines durch Bischof Christopher Saunders aufgelistet werden. Der Bischof von Broome, einer Diözese im Outback im Nordwesten Australiens mit etwa 50.000 Einwohnern, viele von ihnen Aborigines, war im Jahr 2021 zurückgetreten, nachdem ihm Fehlverhalten vorgeworfen worden war. Bischof Michael Morrissey wurde als Apostolischer Administrator mit der Leitung der Diözese betraut.
Einblick in Details aus dem Bericht
Der auf April 2023 datierte „Investigation Report“, auch als „Vos Estis“-Untersuchung bezeichnet, stand im Mittelpunkt zweier Fernsehberichte des australischen Senders 7 News. Bei handelt es sich um das Motu proprio von Papst Franziskus aus dem Jahr 2019 (bestätigt und erweitert im Jahr 2023) über Verfahren zur Bekämpfung von Missbrauch. Im Rahmen des TV-Reports war nicht nur das Titelblatt zu sehen, sondern auch einige Seiten des Berichts, der für den vertraulichen Gebrauch bestimmt ist. Darin wird der Vorwurf erhoben, dass der Bischof vier indigene junge Männer missbraucht und 67 weitere nicht identifizierte Jungen und Männer belästigt haben soll. Vor den Kameras von 7 News wies Saunders, wie bereits in der Vergangenheit, alle Vorwürfe zurück.
Untersuchung durch externe Organisation
Der Fall des emeritierten Bischofs von Broome ist bereits von der australischen Polizei untersucht worden. Allerdings waren bei den zwischen 2018 und 2020 angestellten Ermittlungen keine ausreichenden Beweise für eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft aufgetaucht. Danach habe die Kirche ihre eigenen Untersuchungen einleiten können, liest sich in einer : „Die katholische Kirche konnte mit der Untersuchung der Vorwürfe gegen Bischof Saunders erst beginnen, als die westaustralische Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen hatte. Die anschließende kirchliche Untersuchung, die vom Heiligen Stuhl im vergangenen Jahr eingeleitet wurde, wurde vom Erzbischof von Brisbane, Mark Coleridge, geleitet, aber einer spezialisierten, erfahrenen und unabhängigen Untersuchungsorganisation anvertraut.“
Laufender Prozess
Costelloe bestätigte, dass das Dikasterium für die Glaubenslehre die Untersuchung nun fortsetzen werde: „Wir werden den vertraulichen Charakter dieses Prozesses respektieren und uns nicht zu den konkreten Vorwürfen äußern, die erhoben wurden. Bischof Saunders, der seine Unschuld beteuert hat, kann auf den Bericht reagieren, indem er sich direkt an den Heiligen Stuhl wendet“, heißt es in der Erklärung weiter. „Zu gegebener Zeit wird der Heilige Stuhl seine Entscheidung treffen. Es ist zu hoffen, dass sich dies nicht übermäßig verzögert. Nach einem langen und schmerzhaften Prozess für so viele Menschen ist es wichtig, dass eine gerechte und maßgebliche Entscheidung getroffen wird.“
Statement stellt klar: Keine Minderjährigen involviert
In einem Statement vom 22.9.2023 hat die katholische Bischofskonferenz darüber hinaus klargestellt, dass keine Minderjährigen betroffen gewesen seien. Wörtlich heißt es darin: „Trotz gegenteiliger Behauptungen hat die Kirche nicht gegen den Children and Community Services Act 2004 verstoßen, der nur für Kinder gilt. Die Meldepflicht nach diesem Gesetz gilt nur für Kinder unter 18 Jahren. Nach Vorlage des Berichts wurden weitere Nachforschungen angestellt, und es wurde bestätigt, dass keine der in dem Bericht genannten potenziellen Opfer unter 18 Jahre alt waren.“
Es sei wichtig festzuhalten, dass die Polizei die Liste der möglichen Betroffenen bereits durch ihre eigenen Untersuchungen, deren Abschluss für die Aufnahme der kirchlichen Untersuchung abgewartet werden musste, vorliegen hatte, wird der Apostolische Administrator von Broome, Bischof Morrissey, in der Mitteilung zitiert.
Aus dem Statement geht weiter hervor, dass die Vatikan-Untersuchung der Vorwürfe gegen Bischof Saunders zunächst dem damaligen Vorsitzenden der Safeguarding-Kommission, Bischof Bill Wright von Maitland-Newcastle, anvertraut worden war. Nach dessen Tod übernahm dann Erzbischof Mark Coleridge die Leitung der Untersuchung. Bischof Saunders habe sich bei den Untersuchungen nicht kooperativ gezeigt und die anfänglich durch den Vatikan gesetzte Frist von sechs Monaten für eine Stellungnahme verstreichen lassen, ebenso habe er sich geweigert, die Diözese zu verlassen, wird in der Mitteilung weiter bestätigt.
Polizei will Bericht auswerten
In der Zwischenzeit hat die Polizei von Westaustralien angekündigt, dass sie eine Kopie des an den Vatikan gesandten Berichts angefordert hat und versichert, dass weitere Akten angelegt werden, falls neue Informationen auftauchen sollten.
Letzte Aktualisierung: 22.9.2023 9.30 Uhr (zunächst war auch von minderjährigen Betroffenen die Rede, dies wurde nach dem Statement der Bischofskonferenz auch in diesem Artikel korrigiert)
(vatican news - sc/cs)
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