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Vatikan: Social Media sind kein Ersatz für Begegnungen

Die Einheit ruht nicht auf „Likes“; die gemeinsame Feier der Messe ist hingegen immer eine „Stärkung“: Ein neues Dokument des für die Kommunikation zuständigen Dikasteriums des Vatikans widmet unter anderem ein Kapitel den Messen, die während der Covid-Pandemie per Streaming übertragen wurden. Das und mehr wurde bei einer Pressekonferenz im Vatikan an diesem Montag vorgestellt.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Das Dokument ist fast so alt wie das junge Kommunikationsdikasterium des Vatikans, wie der Präfekt der vatikanischen Einrichtung, Paolo Ruffini, an diesem Montag vor Journalisten erläuterte. Es seien viele Jahre vergangen, seit der Heilige Stuhl das letzte Mal eine Schrift über die Kommunikation und deren Mittel herausgegeben hat, fügt der Chef der vatikanischen Medien – unter anderem auch von Pope und Radio Vatikan – an:

Zum Nachhören - was im neuen Vatikan-Dokument drin steht

„Es handelt sich in der Tat um einen Text, der aus der Einheit im Glauben entstanden ist und den wir heute allen zur Verfügung stellen, um neue Fragen, Überlegungen, Ideen und sogar Kritik hervorzubringen. Wie der 2012 verstorbene Kardinal Carlo Maria Martini vor mehr als dreißig Jahren, also 1990, in seinem Hirtenbrief ,Effatà´ schrieb, ist Kommunikation schwierig, sie erfordert ein dialogisches Hin und Her, sie erfordert geduldige, wohlwollende, aktive Gesprächspartner, um die Kommunikation aktiv und wechselseitig zu gestalten, und nicht einfach passive und resignierte Menschen.“

Teamarbeit im Vatikan

Alle vatikanischen Dikasterien und Einrichtungen seien zuvor angefragt worden, um gemeinsam über das Thema der Kommunikation im Allgemeinen und die Art und Weise im Bereich der Social Media insbesondere nachzudenken, so Ruffini gegenüber Journalisten im vatikanischen Pressesaal:

„Die digitale Welt, auch die soziale Welt, ist nicht unbeweglich. Es liegt an uns allen, sie umzugestalten, sie der kalten Logik des Marktes des Profits und des Marketings zu entziehen, sie von den einseitigen Dogmen der Unternehmen, die sie verwalten, zu befreien, um sie dem Kriterium des Gemeinwohls und des freien Teilens zurückzugeben. Es liegt an uns, die Regeln neu zu verhandeln, sogar die Algorithmen neu zu verhandeln, uns die Beziehungen neu anzueignen.“

Aber es gehe in dem Dokument nicht einfach darum, den Medien Vorgaben zu machen oder den Social Media-Unternehmen Richtlinien vorzuschreiben, erläutert Ruffini:

„Die Werkzeuge, die uns zur Verfügung stehen und die uns die heutige Zeit gibt, nämlich Social Media, können auch Entwicklungen mit sich bringen, die noch kommen werden und die wir heute noch gar nicht kennen. Deshalb wollten wir ein theologisches, pastorales und zweckmäßiges Dokument über die Technologie von heute erstellen, das uns helfen soll, eine Gemeinschaft zu weben.“

Dem pflichtete auch der Sekretär des Kommunikationsdikasteriums zu. Der argentinische Geistliche Lucio Ruiz sagte bei der Pressekonferenz:

„Wir erleben heute nicht eine Entwicklung des Digitalen und damit eine Bereicherung des Virtuellen, sondern eine Verarmung des Realen, wo es an Umarmung und Zuneigung fehlt und vor allem an Zeit“

„Der Übergang vom Werkzeug zur Kultur ist wesentlich, damit das Werkzeug so benutzt wird, dass Kultur Leben schaffen kann. Werkzeuge sind ein Mittel zum Zweck. Wenn durch die Kultur das Werkzeug mit anderen geteilt wird, dann erreicht die Kultur einen einzigartigen Zweck: die Kultur evangelisiert und so kann die Kirche in der Kultur integriert werden.“

Initialzündung für einen weiteren Prozess

Das neue vatikanische Kommunikationsdokument verstehe sich als Schlüssel und als „Initialzündung“ für einen weitreichenden Prozess, so Ruiz weiter. Es gehe nicht einfach um eine Social Media-Kritik, denn vieles laufe bereits sehr gut und gerade vor Ort leiste die Kirche viel, so der Argentinier:

„Die Kirchengemeinden geben ihr Bestes. Und das Beste, was man geben kann, ist die jungen Menschen willkommen zu heißen. Wenn ich ein Beispiel nennen darf, so will ich an die vielen Pfarreien erinnern, in denen junge Menschen sich aufgenommen fühlen und wo sie miteinander in Kontakt kommen und spielen können. Die gemeinsame Zeit von Priestern und Familien ist da. Das ist der wesentliche Punkt, um das Reale zu bereichern. Denn wenn das Reale so reich wird, dann werden die virtuellen Probleme nicht mehr so groß sein. Wir erleben heute nicht eine Entwicklung des Digitalen und damit eine Bereicherung des Virtuellen, sondern eine Verarmung des Realen, wo es an Umarmung und Zuneigung fehlt und vor allem an Zeit.“

(vatican news)

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29. Mai 2023, 13:41