30 Jahre Katechismus: Schatz „alter und neuer Dinge“
Anne Preckel – Vatikanstadt
, der 1992 vom polnischen Papst verkündet worden war. In einer Ansprache würdigte er den Katechismus als „wichtiges Instrument, das den Gläubigen die ewig gültige Lehre darbietet, und ihnen so hilft, im Verständnis des Glaubens zu wachsen“ (vor Teilnehmern eines Treffens des damaligen Päpstlichen Neuevangelisierungs-Rates).
Noch neu zu entdeckende Wahrheiten des Evangeliums
Zugleich richtete der Papst in seiner Grundsatzrede den Blick auf die Fortschreibung des Glaubens. Angesichts „neuer Herausforderungen und Aussichten, vor denen die Menschheit steht“, müsse die Kirche „noch neu zu entdeckende Wahrheiten des Evangeliums“ erschließen, hob er hervor. Diese seien „zwar im Wort Gottes enthalten, aber noch nicht ans Licht gekommen“, formulierte Franziskus. Es gehe nicht allein um eine neue Sprache – ein Freilegen jenes „Schatzes ,alter und neuer Dinge‘“ sei nötig, von denen Jesus zu seinen Jüngern gesprochen habe, so der Papst.
Franziskus lieferte in der Rede dann selbst ein konkretes Beispiel und kam auf die Todesstrafe zu sprechen, die bis heute noch in Staaten der Welt praktiziert wird. . Eine „harmonische Entwicklung der Lehre“ erfordere es, sich von Positionen zu verabschieden, „die heutzutage dem neuen Verständnis der christlichen Wahrheit entschieden zuwiderlaufen“. Dabei stehe ein Nein zur Todesstrafe nicht im Widerspruch zur Tradition und zum Glaubensgut, denn immer habe die Kirche das Menschenleben von der Zeugung bis zum natürlichen Tod verteidigt, argumentierte Franziskus.
Todesstrafe im Katechismus: unmissverständlich Nein
Ein knappes Jahr später machte der Papst dann Nägel mit Köpfen und ließ das unmissverständliche ,Nein‘ der Katholischen Kirche in den Katechismus einfügen, wie im August 2018 bekannt wurde (gebilligt schon am 11. Mai 2018). Konkret ließ Franziskus den betreffenden Absatz 2267 neu formulieren: Die Kirche lehre im Lichte des Evangeliums, dass „die Todesstrafe unzulässig ist, weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt, und setzt sich mit Entschiedenheit für deren Abschaffung in der ganzen Welt ein“, sollte es darin fortan heißen.
In der umstrittenen Frage der Todesstrafe war der Katechismus zwar bereits nach seinem Erscheinen verändert worden (Neufassung von 2003), allerdings war darin die Todesstrafe noch nicht komplett ausgeschlossen worden. Die Lehre der Kirche schließe sie unter bestimmten Bedingungen nicht aus, hatte es darin noch geheißen („wenn dies der einzig gangbare Weg wäre, um das Leben von Menschen wirksam gegen einen ungerechten Angreifer zu verteidigen“, Kanon 2267 in der Fassung von 2003).
Tradition? Nichts Starres
Die Todesstrafe wurde von Franziskus somit als ein veränderbares Element hervorgehoben, das nicht im Widerspruch zum Glaubensgut stehe, das die Kirche aller Zeiten lehrte. Tradition sei schließlich nichts Starres, der Papst mit Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil: „Das Wort Gottes kann man nicht in Naftalin einlegen, als sei es eine alte Decke, die man vor Ungeziefer schützen muss! Nein. Das Wort Gottes ist eine dynamische Wirklichkeit, immer lebendig, die voranschreitet und wächst, weil sie zu einer Erfüllung hin unterwegs ist, die die Menschen nicht aufhalten können.“
Mit seinem Vorstoß zur Todesstrafe hatte der Papst übrigens einen aufgegriffen. Heute wird die Todesstrafe in immer weniger Ländern der Welt praktiziert.
(vatican news – pr)
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