Vatikanbibliothek: Eröffnung der ersten Ausstellung von Irma Boom
Mario Galgano - Vatikanstadt
Die Ausstellung beginnt im Treppenhaus, in dem eine Auswahl der bedeutendsten Werke der Künstlerin zu sehen ist. Dem gegenüber stellen die Kuratoren der Ausstellung eine „futuristische Galerie“, in der zum ersten Mal Plakate und einige der wichtigsten Bucherzeugnisse aus der Sammlung von Don Giuseppe De Luca zu sehen sind. Der Priester und Gelehrte ist eine der bedeutendsten Persönlichkeit des italienischen 20. Jahrhunderts.
Die 61-jährige Irma Boom ist eine niederländische Buchgestalterin, Typografin, Lehrerin und Gestalterin. Sie arbeitet in Amsterdam und hat sich auf die Gestaltung von Büchern spezialisiert. Dank der Anwendung von ungewöhnlichen Materialien, Farben, Formaten verwandelt sie Bücher in ein visuelles und taktiles Erlebnis.
Antike und Moderne
Im Ausstellungsraum kann man einerseits die Werke der niederländischen Designerin bewundern, andererseits aber auch prächtige Beispiele antiker und moderner griechischer, lateinischer und arabischer Kalligramme. Außerdem gibt es eine Auswahl aus dem grafischen Schaffen von Bruno Munari, der, ausgehend vom frühen Futurismus, eine Spur verfolgt, die bis zum vergangenen und gegenwärtigen Schaffen der Künstlerin aus den Niederlanden reicht.
„Als ich hier in der Vatikanischen Bibliothek angefangen habe, war ich wirklich überrascht, die noch junge und äußerst lebendige Tradition der (hier gezeigten) Ausstellungen zu entdecken, die die Begegnung zwischen einem zeitgenössischen Künstler - in diesem Fall der Buchmacherin Irma Boom - und unserem historischen Erbe besiegeln“, erklärt der Chef-Bibliothekar, Monsignore Angelo Vincenzo Zani, der seit September 2022 Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche ist. „Dies ist eine großartige Gelegenheit für unsere Institution, sich weiter der zeitgenössischen Welt zu öffnen, deren dritte Ausgabe wir heute eröffnen und die ich persönlich gerne begleite.“
Sie freue sich, dass die niederländische Botschaft beim Heiligen Stuhl zu dieser innovativen Zusammenarbeit mit der Vatikanischen Bibliothek beitragen konnte, sagt Annemieke Ruigrok, Botschafterin des Königreichs der Niederlande beim Heiligen Stuhl. „Dieser Dialog zwischen einer modernen niederländischen Buchmacherin und den Dokumenten der Vatikanischen Bibliothek ist faszinierend. Ich hoffe, dass jedem klar wird, wie sehr Irma Boom von den Werken in der Sammlung der Vatikanischen Bibliothek inspiriert wurde.“
Kuratiert wird die Ausstellung von Don Giacomo Cardinali, Simona De Crescenzo und Delio Proverbio von der Apostolischen Bibliothek. „Jede Ausstellung ist für uns eine Gelegenheit, vernachlässigte Bereiche unseres Erbes zu erforschen: Durch die Begegnung mit Irma Boom sind wir auf eine erstaunliche Sammlung futuristischer Plakate und Bücher aufmerksam geworden, die in der Druckschriftensammlung von Don Giuseppe De Luca ,versteckt' ist“, betont Don Giacomo Cardinali.
Wie die Künstlerin ihrerseits betont, „hat sich im Zeitalter des Internets das Buch als eines der stabilsten Kommunikationsmittel der letzten sechshundert Jahre erwiesen. Das Buch ist lebenswichtig, es ist ein integraler und grundlegender Bestandteil unserer Tradition und Kultur, eine Quelle des Wissens und der Weisheit und ein Schlüssel zum Verständnis der Vergangenheit. Die Vatikanische Bibliothek ist der Beweis dafür“.
Bekannte Auftraggeber
Unter den Werken von Irma Boom in der Ausstellung sind einige Projekte, die von bekannten Firmen in Auftrag gegeben wurden: „Renault = Présent“ (2016), ein Buch, das 1,5 Kilogramm wiegt, weil es auf sehr dünnem und glänzendem Aluminiumpapier gedruckt ist, in dem sich die gegenüberliegenden Seiten in monochromen Farben spiegeln, die an die Karosserien der Autos erinnern. Oder „N°5 culture Chanel“ (2013), in dem die Unsichtbarkeit des Parfums und seine flüchtige und anhaltende Spur in einem komplett weißen Band aufgelöst werden, ohne die geringste Spur von Tinte, da das, was darin geschrieben und illustriert wird, mit Hilfe von Matrizenpaaren eingeprägt worden ist.
Eine Sinneserfahrung ganz anderer Art bietet „Mutilaties“ (2017), ein Band, in dem auf jeder Seite dreißig Halbkreise ausgeschnitten sind, die sich beim Durchblättern öffnen und ein Geräusch von sich geben, als ob man sie beschädigen würde. Eine Metapher für die Frage des Schutzes des kulturellen Erbes, der Bewahrung von Papieroriginalen und der Digitalisierung.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen - zum ersten Mal nebeneinander - die „Elemente der Architektur“ (2018) und das „Depero futurista 1913-1927“, besser bekannt als das verschraubte Buch.
Aus den vatikanischen Beständen hingegen stammen ein außergewöhnliches handschriftliches Zeugnis des De laudibus Sanctae Crucis von Rabanus Maurus aus dem 11. Jahrhundert, das reich an vielfarbigen Kalligrammen ist, das Werk des Designers Tsukishita Miki, der die Ansprache von Johannes Paul II. in Hiroshima am 25. Februar 1981 in figuratives Karme übersetzt hat, und eine kleine Auswahl des grafischen Schaffens von Bruno Munari. Von besonderer Bedeutung ist sein „Libro illeggibile bianco e rosso“ („Unlesbares rotes und weißes Buch“), das keine Erzählung beinhaltet, sondern als Performance-Geschichte angelegt ist, mit der der Leser direkt interagieren soll.
Die Ausstellung wird bis zum 25. Februar 2023 zu sehen sein und kann über die Website der Bibliothek () gebucht werden.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.