Parolin: „Bessere Unterbringung für Schweizergardisten“
Mario Galgano und Salvatore Cernuzio - Vatikanstadt
Die Kaserne der Schweizergarde, ein Gebäude von unbestrittenem historischem Wert, das auf die Pontifikate von Pius IX. (1846-1878) und Pius XI. (1922-1939) zurückgeht und zum Unesco-Kulturerbe gehört, soll renoviert werden. Auf diese Weise wolle der Vatikan den Mitgliedern und Familien der „kleinsten Armee der Welt“ mehr Komfort bieten. An diesem Mittwochmorgen wurde im sogenannten Vertragssaal der Ersten Loggia des Apostolischen Palastes die angekündigte Absichtserklärung zwischen dem Staatssekretariat des Heiligen Stuhls und der „ der Päpstlichen Schweizergardekaserne des Vatikans“ unterzeichnet.
Für den Vatikan unterzeichnete Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Urkunde. Mit ihm am Tisch saßen für den Heiligen Stuhl die Generalsekretärin des Governatorats des Staates Vatikanstadt, Sr. Raffaella Petrini, Monsignore Luigi Roberto Cona vom Rat für die Aallgemeinen Angelegenheiten des Staatssekretariats, und Fabio Gasperini, Generalsekretär der vatikanischen Güterverwaltung APSA. Die Stiftung wurde von Jean-Pierre Roth und Stephan Kuhn, Präsident bzw. Vizepräsident, sowie Denis Knobel, Botschafter der Schweizerischen Eidgenossenschaft beim Heiligen Stuhl, und Oberst Christoph Graf, Kommandant der Schweizer Garde, vertreten. Das Dokument wurde im Rahmen der Feierlichkeiten zur Vereidigung von 36 neuen Rekruten unterzeichnet, die am 6. Mai im vatikanischen Damasushof stattfinden werden: dem Tag, an dem der 147 Gardisten gedacht wird, die bei der Plünderung Roms im Jahre 1527 bei der Verteidigung Clemens` VII. gefallen sind.
Die Arbeiten an der Kaserne werden zum Ende des Heiligen Jahres 2025 beginnen. Massimiliano Menichetti, Leiter von Radio Vatikan/Pope, fragte Kardinal Parolin, wie es zu dieser Unterzeichnung kam:
Parolin: „Die Unterzeichnung des Protokolls ist eine wichtige Etappe auf einem Weg, der seit Ende 2016 beschritten wird und der darauf abzielt, die Gebäude, aus denen die derzeitige Kaserne besteht, zu modernisieren, um sie an neue Wohnstandards anzupassen und auch ökologischen Kriterien gerecht zu werden. Zu diesem Zweck wurde in der Schweiz eine Ad-hoc-Stiftung gegründet, die im Einvernehmen mit den Behörden des Heiligen Stuhls dem Heiligen Vater im Oktober 2020 ein vorläufiges Projekt vorlegte. Die Pandemie bot zusätzliche Zeit zum Nachdenken, in der sich die Überzeugung herausbildete, dass es schwierig wäre, die Arbeit vor dem Jubiläum im Jahr 2025 aufzunehmen. Gleichzeitig wurde erkannt, dass das Vorprojekt angesichts der historischen, künstlerischen und landschaftlichen Zwänge, denen die Kaserne unterliegt, weiter ausgearbeitet werden muss, ohne dabei die Verpflichtungen des Heiligen Stuhls zu vernachlässigen, die sich aus der Eintragung der Vatikanstadt in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes ergeben.“
Welchen Wert hat das „Memorandum of Understanding“?
Parolin: „Das Memorandum of Understanding ist eine Absichtserklärung, die eine klare Orientierung für das weitere Vorgehen bietet. Man könnte sagen, dass die jetzige Unterzeichnung ein echter Neubeginn nach der coronabedingten Pause ist, und die Entscheidung, diesen Akt in den Kontext der feierlichen Vereidigung der neuen Schweizergarde zu stellen, drückt auf sehr konkrete Weise aus, wie sehr uns das Korps der Schweizergarde und der wertvolle Dienst, den es seit fast 500 Jahren zum Schutz des Heiligen Vaters leistet, am Herzen liegen.“
Die gesamte Vatikanstadt gehört seit 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe, und es gibt zahlreiche historische und künstlerische Verbindungen. Was sind die nächsten Schritte?
Parolin: „Zunächst wird das Vorprojekt fertiggestellt. Dies ist aufgrund des historischen Wertes der derzeitigen Kaserne erforderlich, deren Gebäude auf die Pontifikate von Pius IX. und Pius XI. zurückgehen. Die Erhaltung der Außenfassaden wird dabei ein wesentliches Element sein, ebenso wie die durch Berninis Kolonnade auferlegte Höhenbeschränkung. Ein weiteres Element ist der Schutz und die Aufwertung der wichtigen Denkmäler in der Umgebung, insbesondere des "Passetto di Borgo" (mittelalterlicher Fluchtgang, der vom Vatikan zur Engelsburg führt, A.d.R) mit der Porta Sancti Petri und den archäologischen Zeugnissen der römischen Nekropole im Keller der Kaserne. Auch wenn das Jahr 2026 noch in weiter Ferne zu liegen scheint, erfordern die zu ergreifenden Maßnahmen einen Plan, der die Genehmigung des endgültigen Projekts und - unter Einhaltung des vatikanischen Transparenzgesetzes und der Vergabeordnung - die Vergabe der Arbeiten und die Eröffnung der Baustelle mit dem anschließenden vorübergehenden Umzug der Gardisten umfasst.“
Werden die Kosten für die Renovierung der Kaserne vollständig von Spendern getragen?
Parolin: „Ja, die Unterstützung des Schweizer Volkes für das neue Kasernenprojekt war bisher von großer Großzügigkeit geprägt. Bisher wurde der größte Teil der von der Stiftung vorgesehenen Summe in Form von Schenkungen und vertraglichen Spendenzusagen gesichert. Der Heilige Stuhl dankt dem Bundesrat der Schweizerischen Eidgenossenschaft, den Kantonen, den kirchlichen Gemeinschaften sowie den zahlreichen Stiftungen und privaten Spendern für ihr Engagement. Unser Dank gilt auch all jenen, die an der Spendenaktion mitgewirkt haben und weiter mitwirken werden, in der Gewissheit, dass diese Bemühungen es ermöglichen werden, der Garde, ihren Familien und all jenen, die sie unterstützen, bessere Unterbringungsbedingungen für die Ausübung ihrer edlen Mission zu bieten.“
Reaktionen aus der Schweiz
„Die Renovierung der Kaserne ist eine Notwendigkeit“, so der Präsident der Stiftung, Jean-Pierre Roth. „Die Hauptgebäude der Kaserne bieten nicht genügend Platz für die Unterbringung der Wachleute und ihrer Familien und verursachen hohe Instandhaltungskosten. Sie müssen umfassend renoviert werden, um den Bedürfnissen der Wachleute gerecht zu werden und den aktuellen Umweltstandards zu entsprechen. Dieses Projekt ist für die Aufrechterhaltung eines effizienten Sicherheitsdienstes für den Heiligen Vater und den Apostolischen Palast unerlässlich“, fügte er an.
Die Idee, die Kaserne der Garde zu renovieren, nahm 2017-2018 Gestalt an, als die Stiftung den Zustand der bestehenden Gebäude durch das Basler Ingenieurbüro Schnetzer-Puskas untersuchen ließ. Für die Jahre 2019-2020 beauftragte die Stiftung das Architekturbüro Durisch&Nolli aus Massagno mit der Ausarbeitung des Projekts, das gemeinsam mit dem Staatssekretariat und dem Gouvernement finanziert wurde. Am 2. Oktober 2020 wurde das Vorprojekt dem Papst vorgestellt und dem Staatssekretariat übergeben, als symbolische Geste zum hundertsten Jahrestag der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Ein Patronatskomitee in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren um die Mittelbeschaffung gekümmert: „Die Resonanz der Schweizer Bevölkerung war trotz der Umstände außerordentlich großzügig und positiv“, sagt Doris Leuthard, Präsidentin des Komitees, und zeigt sich zuversichtlich, „dass wir die restlichen Mittel in den nächsten Monaten aufbringen können“. Dies zeige die Verbundenheit der Schweizer Bevölkerung mit der Schweizergarde und ihrer Rolle bei der Verteidigung des Papstes. Die Schweizergarde selbst zeigt sich sehr zufrieden: „Die neue Kaserne wird unsere Lebensqualität deutlich verbessern: mehr Privatsphäre und gleichzeitig mehr Gemeinschaftsleben“, sagt der Sprecher, Vizekorporal Manuel von Däniken: „Die Renovierung eröffnet den aktiven Gardisten neue Perspektiven und ich glaube, dass sie die jungen Männer motivieren wird, ihren Dienst für den Papst zu leisten und deutlich zu erweitern“.
(vatican news)
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