Schweizergarde: Werkzeuge des Friedens sein
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Wegen schlechter Witterung konnte die Vereidigung nicht wie üblich im vatikanischen Damasushof stattfinden, sondern musste in die Audienzhalle verlegt werden. Geladen waren Eltern und Geschwister der zu vereidigenden Gardisten, offizielle Repra虉sentanten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Kirche und des Gastkantons Nidwalden.
Die kleinste Armee der Welt fungiert seit 1506 als 鈥濴eibwache鈥 des Papstes. Gegründet wurde das älteste noch existierende Militärkorps der Welt von Papst Julius II. Seine größte Bewährungsprobe war die Plünderung Roms am 6. Mai 1527 durch die Landsknechte Karls V. Über einen geheimen Fluchtgang gelang es den Schweizern, Papst Clemens VII. in der Engelsburg in Sicherheit zu bringen. Von 189 Gardisten überlebten damals nur 42 Mann.
Mit Fanfaren und Tamburen zogen die 36 Gardisten in der wohl berühmtesten Uniform der Welt in die Audienzhalle ein 鈥 was seit 2013 nicht mehr der Fall war. Papst Franziskus ist bei der feierlichen Vereidigung der neuen Mitglieder seiner Elitetruppe üblicherweise nicht anwesend. Vertreten wird er vom Substituten für die Allgemeinen Angelegenheiten im vatikanischen Staatssekretariat, Edgar Pena Parra.
Garde-Kommandant Christoph Graf erinnerte in seiner Ansprache vor den ca. 600 Anwesenden in der Audienzhalle im Vatikan daran, dass die Gardisten einen sehr anspruchsvollen Dienst erfüllten, 鈥瀌er von ihnen Verzicht und Opferbereitschaft鈥 erfordere. Und dafür müssten sie in der Mentalita虉t, die die Schweizer auszeichne, fest verankert sein: 鈥濱ntegrita虉t, Zuverla虉ssigkeit, Treue, Toleranz, gegenseitige Wertscha虉tzung und Dialog.鈥
Zuallererst müsse ein Schweizergardist aber ein Christ sein, die christlichen Werte leben. Erst dann könne er 鈥濿erkzeug des Friedens鈥 sein, betonte Graf in Anlehnung an ein von Papst Franziskus oft zitiertes Gebet des Franz von Assisi. Mit Blick auf die aktuelle Weltlage sagte der Kommandant:
鈥濷ft frage ich mich: «Warum lernen wir Menschen nicht aus diesen schrecklichen Fehlern? Warum ist ein friedliches Zusammenleben, ein friedliches Lo虉sen von Konflikten nicht mo虉glich? Ist es tatsa虉chlich nur der Drang nach Macht und Reichtum?» Es liegt in der ambivalenten Natur des Menschen, nicht nur die Welt zu beherrschen, sie auszubeuten, sie zu manipulieren, sondern auch u虉ber den Menschen selbst Macht auszuu虉ben. Aber der Mensch ist aus Liebe fu虉r das Gute geschaffen und zum Guten berufen.鈥
Der Friede werde immer wieder grausamst erschu虉ttert, so Graf weiter. 鈥濿ie viele Menschen und Vo虉lker leiden heute weltweit unter kriegerischen Auseinandersetzungen: heute 鈥 jetzt - da wir hier versammelt sind?! 鈥濶ie wieder Krieg!鈥 riefen die Menschen nach den zwei verheerenden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts. Ging dieser Schrei vergessen, hat er die Kraft verloren - als der Krieg wieder nach Europa kam 鈥 im grausamen Balkenkrieg und nun aufs Neue mit unverminderter Brutalita虉t?鈥
Krieg sei nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschheit und die Scho虉pfung, sondern gegen Gott selbst. Dem Heiligen Vater ginge es um die Erhaltung und Heilung der Scho虉pfung, um das allgemeine Wohlergehen und die Wu虉rde des Menschen, um Gerechtigkeit und Frieden, so der Kommandant weiter. Und dieses Ziel könne nur erreicht werden, wenn jeder Mensch sein Leben wieder nach den Grundwerten ausrichte. 鈥濭eben wir als Christen Zeugnis dafu虉r. Mit Hilfe des Gebetes, des Gespra虉chs mit Gott, ko虉nnen wir «Berge versetzen», Kriege verhindern, verso虉hnen, heilen. Fu虉r Gott ist nichts unmo虉glich,鈥 so der Rat des Kommandanten an die neuen Schweizergardisten.
Bevor Gardekaplan Pater Kolumban Reichlin danach die Eidesformel verlas, legte er den neuen Rekruten Folgendes ans Herz:
鈥濲eder Mensch ist gerufen, Gottes Werkzeug zu sein. Gott hat einen Plan mit uns allen, auch mit Ihnen, liebe Gardisten. Er hat Sie in diesen Dienst gerufen, weil Sie vertrauenswu虉rdig sind, weil Sie Respekt haben vor Papst Franziskus, weil Sie loyal sind zur Kirche und weil Sie eine lebendige Gottesbeziehung pflegen oder in Ihrem Herzen offen sind fu虉r das große Geheimnis hinter der Scho虉pfung und unserem Leben. Gott hat Sie aber auch hierher gerufen, weil Sie hier Ihren Lebensrucksack mit vielfa虉ltigen Kenntnissen, Erfahrungen und Beziehungen werden fu虉llen ko虉nnen, die fu虉r Ihre perso虉nliche Entwicklung und Ihren weiteren Weg hilfreich und richtungweisend sein werden.鈥
Danach schwörten die Rekruten, mit 鈥濭ran-Gala-Uniform鈥 und Harnisch angetan, auf die Gardefahne. Eine Uniform, die die Gardisten sonst nur fu虉r den pa虉pstlichen Segen 鈥濽rbi et Orbi鈥 an Weihnachten und Ostern tragen. Der Eid wurde, je nach Herkunft der zu vereidigenden Gardisten, in deutscher (22), franzo虉sischer (12) und italienischer (2) Sprache geleistet. Die Gardisten schwörten, den amtierenden Papst und all seine rechtma虉ssigen Nachfolger, notfalls auch unter Einsatz des eigenen Lebens zu schu虉tzen und zu verteidigen 鈥 so wie es ihre tapferen Vorfahren getan haben.
Zum Ausklang der feierlichen Vereidigung der neuen 鈥濴eibwächter鈥 des Papstes gab die Musik-Formation der Schweizergarde noch einige Musikstücke zum Besten.
(vaticannews)
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