Vatikan: Bewegtes Jahr für den Papst, Aus- und Rückblicke
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Was war das für ein Jahr für Papst Franziskus?
Radio Vatikan: Das Jahr war natürlich auch für Papst Franziskus und den Vatikan durch die Corona-Pandemie geprägt. Aber im Vergleich zum Vorjahr war es auf jeden Fall ein bewegteres Jahr: Denn es gab zum Beispiel wieder Auslandsreisen. Im Vorjahr, 2020, hat der Papst ja sozusagen im Vatikan fest gesessen und ist nur mal nach Assisi gefahren, um dort seine Enzyklika zu unterschreiben.
2021 hingegen hat der Papst dreimal die italienischen Grenzen überschritten und insgesamt fünf Länder besucht: Zuerst den , im Frühjahr. Dann im Herbst Ungarn und die . Und ganz zum Schluss im Dezember, da hat er noch besucht. Im Mittelpunkt dieser Reise stand einerseits die Flüchtlingsfrage - Papst Franziskus hat auch erneut ein Flüchtlingszentrum auf Lesbos besucht, wo er schon vorher ja gewesen war. Ebenfalls wichtig war auch die Beziehung zu den Orthodoxen.
OP und Angelus aus dem Krankenhaus
Bewegt war das Jahr aber auch für Papst Franziskus persönlich. Er ist ja auch krank gewesen und musste sich einer OP unterziehen. Zehn Tage war Papst Franziskus diesen Sommer deswegen insgesamt in der vatikanischen Gemelli-Klinik, für eine geplante Darmoperation. Am 4. Juli 2021 ist Franziskus in der Klinik operiert worden; es war eine Dickdarm-OP.
In dem Zusammenhang gab es auch eine Premiere: Papst Franziskus hat dann auch sein Mittagsgebet, den Angelus, vom Klinik-Fenster aus gesprochen. 10 Tage später, am 14. Juli, war Franziskus dann aber schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Er hat danach auch seine Reisetätigkeit sobald es ging wieder aufgenommen und ist im September nach Budapest und in die Slowakei gereist. Er hat sich also ziemlich gut erholt - obwohl ihm, das hat der Papst in einem Interview verraten, 33 Zentimeter Darm entfernt werden mussten. Aber nichtsdestotrotz erfreut er sich zum Glück guter Gesundheit.
Welche Themen waren im Vatikan wichtig?
Die bestimmenden Themen im Vatikan, die waren 2021 ehrlich gesagt auch gar nicht so großartig anders als im Vorjahr. Zum einen hat natürlich Corona weiterhin auch alles bestimmt. Welche Auswirkungen hat die Pandemie? Wie kann da geholfen werden? Der Vatikan hat sich auch zum Impfen geäußert; zum Impfen immer wieder aufgerufen, ebenso wie zu einer Verteilung der Impfstoffe überall auf der Welt - dass auch arme und bedürftige Menschen die Möglichkeit haben, sich zu schützen.
Damit sind wir beim zweiten Thema, das natürlich sich wie ein roter Faden nicht nur durch 2021 zieht, sondern eigentlich durch das ganze Pontifikat des Papstes: Immer wieder auch der Kampf gegen Armut, Hunger und Papst Franziskus` Einsatz für Migranten und Flüchtlinge.
Ein weiterer trauriger Dauerbrenner, kann man vielleicht sagen, ist natürlich das Thema Missbrauch, Missbrauchsprävention, Aufarbeitung. Jenseits der Aufarbeitung und der Entwicklungen in Deutschland gab es aber z.B. auch im September eine große Konferenz zur Aufarbeitung sexueller Gewalt der Kirche in Mittel- und Osteuropa, die im polnischen Warschau stattgefunden hat.
Papst Franziskus hat in einer Videobotschaft an die Teilnehmer dieser Konferenz noch einmal betont, dass an erster Stelle die Betroffenen stehen müssten und dass die Kirchenleute auch nicht Rücksicht auf die Reputation der Kirche als Institution nehmen dürften. Die Kirche müsse der Wahrheit über diese grausamen Verhaltensweisen ins Auge sehen und die Opfer und Überlebenden von Missbrauch um Vergebung bitten, hat Papst Franziskus da erneut betont.
Synoden-Start und Libanon-Gebetstag
Ein weiteres bestimmendes Themen natürlich die Synoden-Eröffnung. Die Welt-Bischofssynode zum Thema Synodalität hat Papst Franziskus im September mit einer heiligen Messe im Petersdom eröffnet. Neu daran ist, dass diesmal die Vorbereitung in verschiedenen Phasen erfolgt. Die erste Phase der Synode hat damit begonnen - mit ihren Beratungen in den Diözesen, in den Bistümern, auf aller Welt. Und schließlich münden die Ergebnisse dieser ganzen Phasen und Vorberatungen in die Generalversammlung der Bischofssynode, die dann im Oktober 2023 in Rom stattfinden soll.
Papst Franziskus hat außerdem auch immer wieder auf viele Konflikte weltweit hingewiesen, zu Frieden und Versöhnung gemahnt. Ein konkretes Beispiel ist der Libanon. Da hat Papst Franziskus 2021 ja auch zu einem Einkehrtag und zu Gesprächen in den Vatikan eingeladen und mit Kirchenführern für Frieden im Libanon gebetet. Das war sicherlich auch ein wirklich außergewöhnliches und bedeutendes Ereignis mit Papst Franziskus im Jahr 2021.
Welche wichtigen Themen/Termine stehen nächstes Jahr an?
Was das Jahr 2022 angeht, ist das ein bisschen Glaskugel-Lesen. Bisher gibt es noch kaum offiziell bestätigte Termine des Papstes. Wir haben immer noch mit der Corona-Pandemie zu kämpfen, was es natürlich nicht erleichtert. Das einzige, was sich wohl mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass es eine ziemliche Wundertüte werden wird: Man weiß eben noch nicht viel.
Alte und neue Reisepläne
Aber Papst Franziskus hat, was Reisepläne angeht, zum Beispiel selbst schon in einigen Interviews angedeutet, was er sich vorstellen könnte: Fürs 9. Jahr seines Pontifikats könnte sich Papst Franziskus zum Beispiel vorstellen, den Kongo, Papua Neuguinea, Osttimor und Ozeanien zu besuchen - das hat er Ende Oktober in einem Interview gesagt. Auch Ungarn noch einmal richtig zu besuchen - da hat er ja in Budapest nur wirklich eine kurze Stippvisite gemacht - also einen neuen Besuch da könnte sich Papst Franziskus demnach auch vorstellen. Möglich wäre auch ein Projekt, das Papst Franziskus schon länger verfolgt: Nämlich eine Reise in den Südsudan.
Ein Indiz dafür, dass Papst Franziskus es nicht aufgegeben hat, ist das jetzt auch erst vom 21. bis zum 23. Dezember vor Weihnachten jüngst der vatikanische Außenbeauftragte dort war, um sich mit politischen und religiösen Autoritäten des Südsudan und auch mit Mitarbeitern des Erzbischofs von Canterbury, Justin Welby, zu treffen. Papst Franziskus und Justin Welby hatten das ja als einen gemeinsamen Besuch vor längerer Zeit schon mal angekündigt. Vielleicht wird das 2022 dann jetzt wirklich umgesetzt.
Aber wie gesagt, sicher ist das alles nicht. Das hängt natürlich von der Sicherheitslage ab und von der weiteren Entwicklung der Pandemie von vielen Dingen. Aber dieser Wunsch des Papstes, der besteht nach wie vor. Ein weiteres mögliches Reiseziel wäre auch der Libanon. Ich habe ja vorhin schon den Libanon Gebetstag im Vatikan erwähnt, 2021. Auch der Libanon ist ein Land, das Papst Franziskus schon seit längerer Zeit besuchen möchte. Bisher hat es nicht geklappt. Vielleicht wird es 2022 ja was?
Sicher sagen lässt sich noch nicht viel. Klar ist, dass natürlich auch die Synode zu Synodalität, die Papst Franziskus Jahr 2021 eröffnet hat, weiter ein wichtiges Thema sein wird. Was es 2022 wohl auch auf jeden Fall geben dürfte, ist ein Konsistorium: Neue Kardinäle. Denn da hat Papst Franziskus 2021 eine Pause eingelegt. Also dürfen wir für 2022 sicherlich ein Konsistorium erwarten.
Ein weiteres Thema, das von 2021 sozusagen noch übrig ist, ist der Vatikan-Finanzprozess. Der Fortgang des Strafprozesses wegen der Finanzaffäre im vatikanischen Staatssekretariat wird also mit Spannung weiter verfolgt. Das Gericht hat auf jeden Fall schon einen nächsten Termin angesetzt, der Mitte Ende Januar stattfinden soll. Und dann werden wir sehen, wie es da weitergeht. Das Thema bleibt auf jeden Fall, auch wenn offen ist, was dabei am Ende wirklich rumkommt.
Und wie feiert Papst Franziskus Silvester?
Zum Silvester-Programm des Papstes, zumindest zum offiziellen Programm lässt sich sagen: Papst Franziskus wird zu Silvester um 17 Uhr im Petersdom wie üblich den Vesper mit Te Deum zum Dank für das vergangene Jahr feiern. Zum neuen Jahr am 1. Januar, feiert Papst Franziskus auch wie üblich eine Festmesse zu Ehren der Gottesmutter Maria im Petersdom um 10 Uhr. Das Programm ist natürlich bis jetzt auch alles nur geplant. Man muss wie immer auch hier darauf achten, wie sich die Corona-Lage weiter entwickelt. Aber bei jetzigem Stand finden diese Termine des Papstes zu Silvester und zu Neujahr wie geplant statt, wenn auch mit einer begrenzten Teilnehmerzahl vor Ort. Alles eben entsprechend den geltenden Sicherheitsbedingungen und Regeln, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus möglichst zu verhindern.
Was Papst Franziskus ansonsten an Silvester macht, ist ehrlich gesagt nicht bekannt, aber ich glaube kaum, dass er Dinner for One schauen wird. Ich könnte mir eher vorstellen, dass er es etwas besinnlicher ausklingen lässt, betet und über das vergangene und das neue Jahr nachdenkt. Das wäre etwas, was ich mir vorstellen könnte. Wobei Papst Franziskus da bisher auch sehr reserviert ist: Wie genau er Silvester persönlich begeht, dazu ist offiziell nichts bekannt.
(vactian news - sst)
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