Editorial zur Papstreise: Neues Alphabet zur Glaubensverkündung
Andrea Tornielli - Bratislava
Papst Franziskus' Reise in die Slowakei ermöglicht es uns, zu verstehen, welchen Weg Franziskus den Kirchen nicht nur im Osten, sondern in ganz Europa vorschlägt. Vor allem steht der Papst für eine realistische Sichtweise: Selbst Märtyrernationen, die den kommunistischen Totalitarismus und Verfolgung erlebt haben, stehen heute vor einer im Galopp fortschreitenden Säkularisierung. Sie sind zudem mit Generationen konfrontiert, die keine Verbindung mehr zu einer Zeit haben, in der Heldentum, Widerstand und ein mit Stolz gelebter Identitätsglaube eine Rolle spielten.
Junge Leute werden heutzutage „oftmals von einem konsumistischen Geist getäuscht, der die Existenz verblassen lässt", stellte Franziskus bei seiner fest. Gesellschaften, die einst stolz auf ihre Traditionen waren, erleben heute eine ideologische Kolonisierung, eine Reduzierung des Fortschritts auf rein materiellen Gewinn, und ein Streben nach Rechten, die auf individualistische Wünsche reduziert sind.
Angesichts all dessen erklärt Franziskus, dass die Antwort auf die Säkularisierung nicht darin besteht, sich zu verschließen. Die Kirche ist keine Festung und auch kein Machthaber, der die Welt mit Distanz und Selbstgenügsamkeit betrachtet. Was es braucht, ist eine demütige Kirche, die demütig wie Jesus gemeinsam weiter geht und die sich nicht von der Welt abgrenzt, sondern in ihr lebt, wie Papst Franziskus bei seiner Begegnung mit slowakischen Bischöfen betonte.
Wir brauchen eine Kirche, die sich nicht in Eintönigkeit und Starrheit flüchtet, sondern die Freiheit stärkt, in dem sie den Weg jedes Einzelnen respektiert. Es braucht eine kreative Kirche, die so ist wie die Slawenapostel Kyrill und Method, die ein neues Alphabet erfanden, um den Menschen den Glauben zu verkünden.
(vatican news - at/sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.