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Er kennt sich mit Finanzen aus: Pater Juan Antonio Guerrero Er kennt sich mit Finanzen aus: Pater Juan Antonio Guerrero 

Guerrero: Mit dem Peterspfennig die Mission der Kirche unterstützen

Kurz vor der traditionellen Kollekte zur Unterstützung des Papstes erklärt der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, wie die Gelder verwendet werden: „Die Menschen haben das Recht zu wissen, was wir mit dem Geld machen“.

ANDREA TORNIELLI

„Wir sind auf Unterstützung angewiesen: Ohne die Hilfe der Gläubigen ließe sich die Mission der Kirche nicht durchführen. Zur Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt, mit allem, was das mit sich bringt, gehört auch eine Struktur, die das finanziell trägt.“

Kurz vor der traditionellen Kollekte des „Peterspfennigs“ erklärt der Präfekt des Wirtschaftssekretariats, der Jesuit Juan Antonio Guerrero Alves, in einem Interview, wie die gesammelten Gelder verwendet werden: Der Papst leistet mit ihnen karitative Unterstützung, und das Geld finanziert seinen Dienst an den Kirchen in aller Welt.

Interview

Pater Guerrero, viele Menschen stellen Fragen und wollen etwas über den „Peterspfennig“ wissen, erst recht nach so vielen widersprüchlichen Nachrichten…

Zunächst einmal möchte ich sagen: Ja, die Menschen haben das Recht, zu erfahren, wie wir das Geld ausgeben, das uns gespendet wird! Manche Anfragen und Zweifel ergeben sich einfach schon aus mangelndem Wissen, das wiederum auch aus mangelnder Transparenz entstehen kann. Als ich meinen Dienst als Präfekt des Sekretariats für die Wirtschaft antrat, bat mich der Heilige Vater, der Transparenz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Während dieser Zeit im Wirtschaftssekretariat habe ich versucht, die Wirtschaftsdaten des Heiligen Stuhls, die ich kenne und die mir relevant erscheinen, transparent mit den Gläubigen zu teilen.

Wozu ist denn der „Peterspfennig“ da?

Man antwortet darauf in der Regel: für karitative Hilfe, die der Papst leisten will. Solche karitative Hilfe bedeutet natürlich, Spenden an lokale Kirchen, Institutionen, Familien oder Menschen in Not zu geben. Aber es ist nicht nur Geld, das nach Rom kommt und das der Vatikan in verschiedenen Teilen der Welt für wohltätige Zwecke verteilt. Dies ist ein Teil des Zwecks des „Peterspfennigs“: Das heißt, ein Teil dieser Spenden wird sofort an Orte weitergeschickt, an denen Not herrscht. Konkret: Im Jahr 2021 hat der „Peterspfennig“, seit er von meinem Sekretariat kontrolliert wird, etwa 21 Millionen Euro an Spenden erhalten. Davon wurden 8 Millionen Euro für die Evangelisierung oder für soziale Projekte zur Unterstützung der Kirchen in Not verteilt, hauptsächlich in Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.

„Nicht nur karitative Werke - auch ein Teil der Arbeit der Kurie wird durch den Peterspfennig mitfinanziert“

Der „Peterspfennig“ wird aber doch nicht nur für Werke der Nächstenliebe verwendet...

Stimmt. Es ist auch wichtig zu erklären und zu verstehen, dass ein Teil der Nächstenliebe des Papstes seine Mission der Einheit betrifft, die er durch die Dikasterien und Institutionen der Römischen Kurie im Dienst der universalen Kirche ausführt. Ein Teil des Haushalts einiger Dikasterien ist dazu bestimmt, den Kirchen in Not und in schwierigen menschlichen Situationen zu helfen, aber das ist normalerweise nicht der Hauptpunkt ihrer Mission; der besteht eher darin, ihren spezifischen Dienst der Weltkirche anzubieten. Diese Institutionen der Kurie haben kein eigenes Einkommen und erhalten in der Regel keine finanzielle Leistung für ihre Dienste. Denken Sie an den Dienst an der Einheit des Glaubens, die Liturgie, die Gerichte der Kirche, die Kommunikation des Papstes, die Pflege des über die Jahrhunderte erhaltenen Erbes in der Bibliothek oder den Archiven, wo wichtige Dokumente der Menschheitsgeschichte aufbewahrt werden, die päpstlichen Vertretungen in der Welt, und so weiter. Diese für die Weltkirche erbrachten Leistungen sind nicht einkommensabhängig und werden teilweise durch den „Peterspfennig“ finanziert.

Es ist oft die Rede von einem millionenschweren „Peterspfennig“-Fonds. Können Sie erklären, warum ein Teil der Kollekte des „Peterspfennigs“ gespart wird und warum ein Fonds eingerichtet wird?

Ja – das liegt daran, dass es bei großen außerordentlichen Spendeneingängen, z.B. einem großen Vermächtnis für die Mission des Papstes, nicht klug erscheint, diese sofort im Laufe des Jahres auszugeben. Das kann zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden, wenn mehr Bedarf besteht, oder es kann ein Fonds eingerichtet werden, um langfristige Projekte im Laufe der Zeit zu unterstützen. Sparen in den Jahren, in denen man es am wenigsten braucht, für die Zeit, in der man es am meisten braucht- das ist etwas Vernünftiges und Kluges. Natürlich müssen diese Ersparnisse mit Sorgfalt verwaltet werden, nach den Prinzipien der Soziallehre der Kirche, mit der Umsicht eines Familienvaters und mit dem Bewusstsein, dass das, was wir jedes Jahr erhalten, nicht sämtliche Ausgaben der Mission deckt.

„Deutlicher Rückgang in den letzten Jahren“

Hat die durch die Pandemie verursachte Wirtschaftskrise einen großen Einfluss auf die Ergebnisse beim „Peterspfennig“?

Wir haben in den letzten Jahren schon einen Rückgang festgestellt. Zwischen 2015 und 2019 sank das Spendenergebnis um 23 %. Zusätzlich zu diesem Rückgang war der Umsatz beim „Peterspfennig“ im Jahr 2020, dem ersten Corona-Jahr, um 18 % niedriger. Die pandemiebedingte Krise wird wahrscheinlich auch in diesem Jahr zu spüren sein. Einige der eingegangenen Spenden haben ein bestimmtes Endziel, andere sind Gaben für den Heiligen Vater im Allgemeinen. Im Jahr 2019 ergab die „Peterspfennig“-Kollekte 53,86 Mio., die wie folgt verteilt wurden: 43 Mio. im allgemeinen „Peterspfennig“-Fonds und 10,8 Mio. mit besonderer Bestimmung für Situationen der Not in der Kirche und der Welt. Im Jahr 2020 ergab die Kollekte 44,1 Millionen Euro, die sich wie folgt verteilen: 30,3 Millionen für den allgemeinen „Peterspfennig“ und 13,8 Millionen für besondere Ziele.

Können Sie klären, was Sie mit diesen ‚besonderen Zielen‘ meinen?

Damit meinen wir gezielte Spenden, z.B. für den Bau von Kirchen in Ländern der Dritten Welt, für soziale Dienste wie Kinderkrankenhäuser oder die Unterstützung von Schulen in Armutsregionen, für die Unterstützung der Präsenz von Religionsgemeinschaften in Gebieten, die aufgrund von Gewalt oder Armut schwierig sind, für die Ausbildung von pastoralen Mitarbeitern usw. Soziale Projekte machen bei diesen Destinationen den Löwenanteil aus. Wenn wir eine Spende mit einem bereits definierten Zweck erhalten und diese annehmen, respektieren wir natürlich den Willen des Spenders. Auf der anderen Seite sind in den Haushalten einiger Abteilungen in diesem Jahr der geringeren Einnahmen die Ausgaben für die Unterstützung der Kirchen in Schwierigkeiten gestiegen. Das gilt zum Beispiel für das vatikanische Dikasterium für die integrale menschliche Entwicklung: Es hat seine Ausgaben erhöht, um in einigen Situationen zu helfen, die in diesem Corona-Jahr besonders schwierig ausgefallen sind.

Pater Guerrero, warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, bei der „Peterspfennig“-Kollekte mitzumachen und etwas zu spenden?

Wir sind auf Unterstützung angewiesen: Ohne die Hilfe der Gläubigen ließe sich die Mission der Kirche nicht durchführen. Zur Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt, mit allem, was das mit sich bringt, gehört auch eine Struktur, die das finanziell trägt. Die Kirche hat das von jeher so gehalten. Sie hat, wie Papst Franziskus in einer Botschaft an die Päpstlichen Missionswerke formuliert hat, immer weitermachen können dank des Scherfleins der Witwe. Dank des Beitrags unzähliger Menschen, die dankbar sind für das Geschenk des Glaubens und die geben, was sie eben können. Schon zu Beginn der Kirche warb der heilige Paulus für eine Sammlung zugunsten der Kirche in Jerusalem (vgl. 1 Kor 16,1).

„Fehlinvestition in London? Eine schmerzhafte Geschichte...“

Der „Peterspfennig“ kam in den letzten Jahren oft in den Medien vor, weil er in einen Fonds investiert hat, der ein Gebäude in der „Sloane Avenue“ in London besitzt: Wurde bei dieser Operation viel Geld verloren?

Dies ist eine schmerzhafte Geschichte… Es ist immer so, dass man bei Investitionen manchmal gewinnt und manchmal verliert. Aber wenn es Unregelmäßigkeiten gab, müssen wir sie aufdecken und die Verantwortlichen bestrafen! Die Anlagen des „Peterspfennigs“ befanden sich traditionell in einem Korb zusammen mit den Anlagen anderer Fonds, die dem Staatssekretariat zugeordnet waren. Es war nicht einfach zu sagen, dass dieser Teil, diese Anteile oder dieses Gebäude zum „Peterspfennig“ gehört und dieses zu anderen Fonds. Wie ich schon sagte, hat der Heilige Stuhl einen Weg der Transparenz eingeschlagen, und zu diesem Weg gehört auch die Klärung unklarer Vorgänge. Was man inzwischen sagen kann, ist, dass die Abwertungen und die Verluste bei diesem Gebäude in London - ich nehme an, das geschah aus Respekt vor den Spenden der Gläubigen - nicht die Gelder des „Peterspfennigs“, sondern andere Gelder des Staatssekretariats betroffen haben. Das hat man so entschieden…

Es sind viele Zahlen genannt worden, es war die Rede von etwa 800 Millionen… Können Sie uns sagen, wie viel Geld der „Peterspfennig“-Fonds tatsächlich hat?

Von 800 Millionen Euro zu sprechen – das klingt für mich nach Fantasie! In den Konten, die ich gesehen habe, lag das Nettovermögen aller Fonds des Staatssekretariats in den letzten zehn Jahren immer deutlich unter diesem Betrag. Der „Peterspfennig“-Fonds im Jahr 2015 betrug 319 Millionen. In den letzten Jahren wurde im Durchschnitt 19 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Zum 31. Dezember 2020 verfügte der „Peterspfennig“-Fonds über rund 205 Millionen Euro, die zum Teil in weniger ‚liquiden‘ Anlagen stecken, darunter das berühmte Gebäude in London. Der „Peterspfennig“-Fonds musste in den letzten Jahren aufgrund der Ausgaben der Dikasterien der Kurie, die mehr brauchten, als eingenommen wurde, sein Kapital abbauen. Es ist offensichtlich, dass dies nicht mehr länger so weitergehen kann.

„Ind den letzten Jahren wurde immer mehr vom Kapital gezehrt - das kann nicht so weitergehen“

Wer verwaltet heute den „Peterspfennig“-Fonds?

Die entsprechenden Spenden wurden bis zum letzten Jahr vom Staatssekretariat gesammelt und verwaltet. Im Dezember 2020 erließ der Papst dann ein sogenanntes „Motu proprio“, mit dem die Mittel an die (vatikanische Vermögensverwaltung) APSA übertragen wurden. Was die Kollekte betrifft, so findet ein großer Teil davon in den Kirchen weltweit am Fest des heiligen Petrus, dem 29. Juni, statt. Letztes Jahr wurde die Kollekte in vielen Ländern wegen der Schließung der Kirchen während der Pandemie auf den 4. Oktober, das Fest des heiligen Franziskus, verlegt. In diesem Jahr findet sie wieder am Petrustag statt. Die einzelnen Kirchen schicken die Kollekte an die Diözesen, und die Diözesen schicken sie an die Nuntiaturen, die sie wiederum nach Rom schicken. Viele Gläubige spenden direkt über die Webseite oder durch direkte Überweisung auf die Konten des (vatikanischen Finanzinstituts) IOR. Was das „Motu proprio“ vom letzten Dezember betrifft, so zielt es darauf ab, ein Höchstmaß an Transparenz zu gewährleisten. Der Heilige Stuhl ist einer. Wir alle stehen im Dienst an der Sendung des Papstes, des Nachfolgers Petri. Die Leitung und Verwaltung des Fonds und der Erträge obliegt nun der APSA, auch wenn natürlich das Staatssekretariat, das durch die Nuntiaturen die Bedürfnisse der Kirchen und der Länder besser kennt, die zu unterstützenden Projekte benennt. Die Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben obliegt dem Wirtschaftssekretariat, in dem nun das Büro des „Peterspfennigs“ angesiedelt ist. Wir hoffen, den Gläubigen so bald wie möglich einen genauen Bericht über alles vorlegen zu können, was den „Peterspfennig“ betrifft, angefangen bei den Einnahmen und Ausgaben.

(vatican news – sk)
 

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25. Juni 2021, 12:59