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Kardinalstaatsskeretär Pietro Parolin Kardinalstaatsskeretär Pietro Parolin 

„Fratelli tutti“: Vatikan fordert global mehr Geschwisterlichkeit

Die internationale Gemeinschaft hat die „Pflicht“, Impfstoffe und Behandlungen gegen Covid-19 in breitem Maße „zugänglich und erschwinglich“ zu machen. Das hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an diesem Donnerstag bei einer Online-Konferenz zum Thema „Brüderlichkeit, Multilateralismus und Frieden“ betont.

Vor Vertretern der Weltgesundheitsorganisation, des UN-Hochkomissariats für Flüchtlinge, der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und anderer wichtiger Einrichtungen machte Kardinal Parolin die Prioritäten des Heiligen Stuhles bei den Themen Gesundheit, Flüchtlinge, Arbeit, humanitäres Völkerrecht und Abrüstung stark. Ausgangspunkt der hochkarätigen Online-Konferenz ist die Präsentation der

Brüderlichkeit drücke sich im multilateralen Handeln „in dem Mut und der Großzügigkeit aus, bestimmte gemeinsame Ziele frei festzulegen und die weltweite Erfüllung bestimmter wesentlicher Normen zu gewährleisten“, betonte der Kardinal grundsätzlich. Dabei seien Streitigkeiten „mit den Mitteln der Diplomatie, der Verhandlung, der multilateralen Institutionen und dem umfassenderen Wunsch zu lösen, ,ein wahrhaft universelles Gemeinwohl und den Schutz der schwächeren Staaten‘ zu erreichen“, zitierte er aus „Fratelli tutti“.

Impfstoff und Anti-Covid-Behandlungen für alle 

Mit Blick auf den aktuellen Gesundheitsnotstand sprach der Kardinal von einem „Wettlauf um Impfstoffe und Behandlungen“ und einer „Kluft im Zugang zur Grundversorgung zwischen den entwickelten Ländern und dem Rest der Welt“. Angesichts dieses Missstandes bekräftigte die „Nummer Zwei“ des Vatikans den vom Papst in der Corona-Krise mehrfach vorgebrachten Appell zu einer globalen Impfkampagne und einer gerechten Gesundheitsversorgung gerade für die ärmsten und am meisten gefährdeten Menschen weltweit. Geschwisterlichkeit der internationalen Gemeinschaft in diesem Moment könne sich gerade darin zeigen, „dass jeder Impfstoff und jede Behandlung gegen COVID-19 sicher, verfügbar, zugänglich und erschwinglich für alle ist, die ihn benötigen“, so Parolin.

Globaler Pakt für Flüchtlinge

„Im Jahr des 70. Jahrestages der Gründung des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) müssen wir weiterhin schmerzlich feststellen, dass die Zahl der Schutzsuchenden unaufhaltsam steigt“, fuhr der Kardinalstaatssekretär mit Blick auf das Thema Flüchtlinge weltweit fort. Dies bringe „tiefgreifende humanitäre und soziale Probleme“ mit sich. Franziskus‘ Appell zu einer „neuen Globalisierung der Solidarität“ aufgreifend bekräftigte Kardinal Parolin die Notwendigkeit eines „Globalen Paktes“ für Flüchtlinge, der internationale Zusammenarbeit und eine „gerechtere und vorhersehbarere Aufteilung der Verantwortung“ vorsehen müsse. Dazu gehöre wesentlich, das „Recht aller auf ein Leben in Würde, Frieden und Sicherheit in ihren Herkunftsländern zu gewährleisten“.

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Corona-Pandemie trifft informellen Sektor

In der Arbeitswelt habe die Pandemie samt mehrerer Lockdowns vor allem informelle Arbeiter, Kleinunternehmer und Händler getroffen, gab Parolin weiter zu bedenken. Der Papst habe in seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ für eine soziale, politische und wirtschaftliche Teilhabe solcher Vertreter der informellen Wirtschaft und von Volksbewegungen geworben. Wenn man „die Ausgeschlossenen in die Konstruktion des gemeinsamen Schicksals“ solchermaßen einbeziehe, sei das auch im Interesse von friedensfördernden Prozessen, machte der Vatikanvertreter deutlich.

Völkerrecht weiterentwickeln

Angesichts der gegenwärtigen bewaffneten Konflikte und dem „physischen, moralischen und geistigen Leid, das sie begleitet“, müsse das humanitäre Völkerrecht geachtet und auch weiterentwickelt werden, brachte der Vatikanvertreter ein weiteres Plädoyer vor. Letztes Ziel dabei müsse sein, die Konflikte ganz zu beseitigen; auf dem Weg dahin gehe es darum, „die wesentlichen Prinzipien der Menschlichkeit in einem an sich unmenschlichen und entmenschlichenden Kontext, dem Krieg, zu schützen“. Dies übersetze sich etwa in den Schutz der Zivilbevölkerung und in ein Verbot von Waffen.

Abrüstung und Abschaffung von Atomwaffen

Riesige Summen an Geld und Personal würden für Rüstung verwendet, kritisierte der Kardinal die falschen Prioritäten vieler Staaten. Die Verknüpfung der nationalen Sicherheit mit der Anhäufung von Waffen sei „eine kontraproduktive Logik“, Krieg die „Antithese der Brüderlichkeit“, so Parolin: „Das Missverhältnis zwischen den materiellen Ressourcen und menschlichen Talenten, die dem Dienst des Todes gewidmet sind, und den Ressourcen, die dem Dienst des Lebens gewidmet sind, ist skandalös.“ Der Vatikanvertreter erneuerte an dieser Stelle den Appell des Papstes und des Heiligen Stuhles insbesondere zur nuklearen Abrüstung. Auf diesem Weg sei das jüngste Inkrafttreten des UNO-Vertrags über das Verbot von Atomwaffen ein „ermutigendes Zeichen“.

WHO, IAO und UNO-Vertreter unter den Gästen

Organisator der virtuellen Konferenz ist die Ständige Vertretung des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf - so tritt als ein Moderator der Veranstaltung der ständige Vertreter des Heiligen Stuhles in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovič, in Erscheinung. Die Konferenz bietet laut Organisatoren die Gelegenheit, ausgehend von der Enzyklika „Fratelli tutti“ bei den Vereinten Nationen über die Auswirkungen der Pandemie und der daraus folgenden globalen Krise auf die internationale Gemeinschaft nachzudenken.

Die Konferenz hat zwei Diskussions-Panels. Beim ersten zum Thema „Brüderlichkeit, Multilateralismus und Frieden“ kommen neben Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin der Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen Filippo Grandi, der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), Guy Ryder, und der Exekutivdirektor des „Health Emergencies Program“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, zu Wort. Auch sind die Generaldirektorin des UNO-Büros in Genf, Tatiana Valovaya, und der Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Peter Maurer, unter den Sprechern.

Prinz Hassan spricht - auch interreligiöser Dialog Thema

Beim zweiten Panel zum Thema „Brüderlichkeit, Interreligiöser Dialog und Soziale Gerechtigkeit“ tragen der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot, und der jordanische Prinz El Hassan bin Talal, der Vorsitzender des Kuratoriums des „Royal Institute of Interfaith Studies“ in Jordanien ist, vor. Ebenso kommen der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Ioan Sauca, sowie der Rabbiner Abraham Skorka, der dem Lateinamerikanischen Rabbinerseminar in Buenos Aires vorsteht, zu Wort.

Im Internet ist die Tagung zwischen 15.00 und 17.00 Uhr über  zu verfolgen. Förderer der Konferenz sind die Mission des Malteserordens bei den Vereinten Nationen in Genf, die Internationale Katholische Migrationskommission, das Forum katholischer Nichtregierungsorganisationen, die Päpstliche Lateran-Universität und die Stiftung Caritas in Veritate.

(vatican news – pr)
 

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15. April 2021, 15:42