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Impfung von älteren Menschen in Ungarn Impfung von älteren Menschen in Ungarn 

Vatikan: Ode an das Alter

Die Corona-Pandemie und der Umgang mit älteren Menschen: was lernen wir daraus? Dazu hat die Päpstliche Akademie für das Leben im Einvernehmen mit dem Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen ein Dokument herausgegeben. Die Schrift trägt den Titel: „Das Alter: unsere Zukunft. Der Zustand der älteren Menschen nach der Pandemie“ und wurde an diesem Dienstag vorgestellt.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Vielleicht werden Historiker sie einmal als „Todesseuche der älteren Menschen“ bezeichnen: Die Corona-Pandemie hat aufgezeigt, dass vor allem ältere Menschen von dem Virus betroffen sind und daran sterben. In einigen Ländern wie Italien wird sogar über die Triage debattiert, also wer in überfüllten Krankenhäusern einen medizinischen Vortritt haben soll. Keine Frage, Covid-19 gehört zu den schlimmsten Tragödien dieser Zeit. Auf die Folgen der Pandemie für die Gegenwart und nahe Zukunft unserer Gesellschaften will das neue Vatikan-Dokument aus Sicht der älteren Menschen eingehen.

Zum Nachhören - was im Dokument der Akademie für das Leben drin steht

Das Entwicklungsmodell überdenken

Es gehe um die Lehren, die zur Entstehung eines zweifachen Bewusstseins geführt hätten. Wörtlich heißt es dazu, dass „einerseits die gegenseitige Abhängigkeit aller und andererseits das Vorhandensein starker Ungleichheiten“ merkbar wurden. „Wir sind alle demselben Sturm ausgeliefert, aber in gewissem Sinne kann man auch sagen, dass wir in verschiedenen Booten rudern“, stellt das Dokument der Akademie für das Leben fest. Es sei unabdingbar, das Modell der Entwicklung des gesamten Planeten zu überdenken, heißt es in dem Papier, das die Überlegungen wieder aufnimmt, die bereits mit der Note vom 30. März 2020 über die Pandemie und die universelle Geschwisterlichkeit begonnen und mit der Note vom 22. Juli 2020 über die menschliche Gemeinschaft in der Ära der Pandemie fortgesetzt wurden. Ein weiteres gemeinsames Dokument der Lebensakademie mit dem Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen war der 20-Punkte-Plan für die Verteilung der Anti-Covid-Impfstoffe vom 28. Dezember 2020. Die Absicht sei, „in einer durch Covid-19 veränderten Welt Frauen und Männern, die auf der Suche nach Sinn und Hoffnung für ihr Leben sind, den Weg der Kirche, Lehrerin der Menschheit, vorzuschlagen.“

Betreuung von älteren Menschen in Zeiten von Corona
Betreuung von älteren Menschen in Zeiten von Corona

Covid-19 und ältere Menschen

Während der ersten Welle der Pandemie im vergangenen Frühling sei ein erheblicher Teil der Todesfälle durch Covid-19 in Einrichtungen für ältere Menschen aufgetreten. Das seien Orte, die den „zerbrechlichsten Teil der Gesellschaft“ schützen sollten und wo stattdessen der Tod unverhältnismäßig häufiger zuschlug als in der häuslichen und familiären Umgebung. „Was bei Covid-19 passiert ist, können wir nicht einfach mit der Suche nach Sündenböcken, nach einzelnen Schuldigen abtun. Und umgekehrt müssen wir aber eine besondere Würdigung all jener vollziehen, die die Ansteckung in Pflegeheimen vermieden haben. Wir brauchen eine neue Vision, ein neues Paradigma, das es der Gesellschaft ermöglicht, sich um die älteren Menschen zu kümmern.“

Zwei Milliarden Menschen werden 2050 über 60 Jahre alt sein

Das Dokument der päpstlichen Akademie für das Leben hebt hervor, dass „aus statistisch-soziologischer Sicht“ Männer und Frauen im Allgemeinen eine höhere Lebenserwartung haben als in den vergangenen Jahrhunderten. Dieser große demographische Wandel stelle eine kulturelle, anthropologische und wirtschaftliche Herausforderung dar. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO werde es im Jahr 2050 zwei Milliarden Menschen geben, die über 60 Jahre sein werden: Jeder fünfte Mensch werde somit der Seniorengruppe angehören. „Deshalb ist es wichtig, unsere Städte zu inklusiven und einladenden Orten für ältere Menschen und generell für alle Formen von Gebrechlichkeit zu machen“, heißt es in dem Dokument.

Ältere Menschen sind ein Geschenk
Ältere Menschen sind ein Geschenk

Älter zu sein ist ein Geschenk von Gott

In unserer Gesellschaft herrsche aber oft die Vorstellung vom Alter als einem unglücklichen Lebensabschnitt vor. Es werde so verstanden, als ob das Ältersein allein mit Pflegebedürftigkeit und Kosten für medizinische Versorgung verbunden sei. „Ältersein ist ein Geschenk Gottes und eine enorme Ressource, eine Errungenschaft, die es mit Sorgfalt zu bewahren gilt“, heißt es in der Schrift aus dem Vatikan, und weiter: „Auch wenn eine Krankheit zu einer Behinderung wird und der Bedarf an integrierter und qualitativ hochwertiger Pflege entsteht, so ist es unbestreitbar, dass die Pandemie in uns allen das Bewusstsein gestärkt hat, dass der Reichtum der Lebensjahre ein Schatz ist, den es zu schätzen und zu schützen gilt“.

Ein neues Modell für die schwächsten Gruppen

Was die Betreuung betreffe, so weist die Akademie für das Leben auf ein neues Modell hin, vor allem für die gebrechlichsten Menschen. Man solle sich vor allem an der Person orientieren, so der Grundtenor: „Die Umsetzung dieses Prinzips enthält einen gegliederten Eingriff auf verschiedenen Ebenen, die eine Betreuung zwischen der eigenen Wohnung und einigen externen Diensten beinhalten sollte. Es geht darum, traumatische Zäsuren zu vermeiden, die für die Zerbrechlichkeit des Alterns nicht geeignet sind“, spezifiziert das Dokument und empfiehlt, dass „Pflegeheime sich in einem sozio-gesundheitlichen Kontinuum neu aufstellen sollten“. Einige ihrer Dienste sollten direkt in den Wohnungen der älteren Menschen angeboten werden: Krankenhausaufenthalt zu Hause, Betreuung der einzelnen Person mit auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmten Pflegemaßnahmen mit geringer oder hoher Intensität, so lauten die konkreten Lösungsvorschläge.

Die integrierte Sozial- und Gesundheitsfürsorge und die häusliche Pflege sollen somit der Dreh- und Angelpunkt eines neuen und modernen Paradigmas sein. Die Akademie des Papstes hofft, ein breites Netzwerk der Solidarität zu finden, „das nicht notwendigerweise und ausschließlich auf die unmittelbare Umgebung beschränkt bleibt, sondern sich durch Zugehörigkeit, Freundschaften, gemeinsame Gefühle und gegenseitige Großzügigkeit auf die Bedürfnisse anderer einstellt“.

Die Begegnung der Generationen
Die Begegnung der Generationen

Die Begegnung der Generationen

Was das Verhältnis der Generationen und vor allem zur Jugend betrifft, beschwört das Dokument eine „Begegnung“, die in das soziale Gefüge „jene neue Lebenskraft der Menschlichkeit bringen kann, die die Gesellschaft solidarischer machen würde. Mehrmals hat Papst Franziskus die Jugendlichen ermahnt, in der Nähe ihrer Großeltern zu bleiben“, heißt es weiter, und es wird hinzugefügt: „Der alternde Mensch geht nicht auf das Ende zu, sondern auf das Geheimnis der Ewigkeit; um das zu verstehen, muss er sich Gott nähern und in Beziehung zu ihm leben. Sich um die Spiritualität der alten Menschen zu kümmern, um ihr Bedürfnis nach Intimität mit Christus und nach Weitergabe ihres Glaubens, ist eine Aufgabe der Nächstenliebe in der Kirche.“ Das Dokument macht deutlich, dass „es nur dank der Älteren möglich ist, dass junge Menschen ihre Wurzeln wiederentdecken, und es nur dank der Jungen möglich ist, dass ältere Menschen die Fähigkeit zu träumen wiedererlangen“.

Gebrechlichkeit als Lehre

Wertvoll sei somit das Zeugnis, das ältere Menschen mit ihrer Gebrechlichkeit geben könnten. „Es kann als ein Lehramt, als eine Lehre des Lebens verstanden werden“, heißt es in der Reflexion, und es wird klargestellt: „Das Alter sollte auch in diesem geistlichen Horizont verstanden werden: es ist das beste Alter der Hingabe an Gott. Wenn der Körper schwächer wird, die psychische Vitalität, das Gedächtnis und der Verstand nachlassen, wird die Abhängigkeit des Menschen von Gott immer deutlicher.“

Der kulturelle Wendepunkt

Abschließend ein dringlicher Appell an alle: „Die gesamte Zivilgesellschaft, die Kirche und die verschiedenen religiösen Traditionen, die Welt der Kultur, der Schulen, der Freiwilligenarbeit, der darstellenden Künste, der Wirtschaft und der sozialen Kommunikation müssen sich in der Verantwortung fühlen, neue und einschneidende Maßnahmen vorzuschlagen und zu unterstützen.“ Damit werde es möglich sein, dass alte Menschen in familiären Bindungen, in ihrem eigenen Zuhause und auf jeden Fall in einer häuslichen Umgebung, die eher einem Heim als einem Krankenhaus gleicht, begleitet und unterstützt werden könnten. Dies sei ein kultureller Wandel, der umgesetzt werden müsse, schließt das Dokument der päpstlichen Akademie ihre Überlegungen zum Ältersein nach der Pandemie ab.

(vatican news)

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09. Februar 2021, 11:46