Jahr der Familie: Eheleute stärker in die Seelsorge einbinden
Mario Galgano und Fabio Colagrande - Vatikanstadt
Man müsse Amoris laetitia in seiner Gesamtheit neu lesen und die Beziehung zwischen der „von Gott geschenkten Ordnung“ und der „wahren Bedeutung der Ehe“ neu überdenken, so Kardinal Menichelli. Es werde diesbezüglich ein spannendes Jahr sein, ist er überzeugt. Am kommenden 19. März, dem fünften Jahrestag der Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens „über die Schönheit und Freude der ehelichen Liebe“ wird Papst Franziskus das Jahr der Familie eröffnen, das dann am 26. Juni 2022 beim 10. Welttreffen der Familien in Rom seinen Abschluss finden wird.
Kardinal Edoardo Menichelli, emeritierter Erzbischof von Ancona-Osimo, hat an den beiden vatikanischen Bischofssynoden über die Familie in den Jahren 2014 und 2015 teilgenommen. Er sieht in der Entscheidung des Papstes einen Segen und eine einmalige Chance für einen „Neuanfang“ in einem anstrengenden pastoralen Bereich, nämlich der Eheseelsorge. Seiner Meinung nach müssen in der katholischen Kirche die Priester die Familien selbst mehr einbeziehen. Gegenüber Radio Vatikan erklärte der Kardinal, wie er sich das vorstellt:
„Sogar innerhalb der Synode wurde die Beziehung zwischen der Priesterweihe und der Ehe diskutiert und vertieft. Es handelt sich nicht einfach um zwei Sakramente, die in Konkurrenz zueinander stehen. Man sollte nicht auf der Suche nach einer Vormachtstellung sein, beides sind Sakramente des Dienens. Die Weihe ist in die eine und die Ehe in die andere Richtung ausgerichtet, aber beide stehen im Dienst des Wachstums der Kirche und des Werkes der Barmherzigkeit, das die Kirche selbst vollbringt. Das ist, glaube ich, ein weiteres Element, über das wir viel nachdenken und - ich möchte sagen - auch ein bisschen weiterdenken müssen.“
Genaueres will er nicht vorwegnehmen, denn das sei die Aufgabe aller Gläubigen: mitzudenken und mitzuwirken. Es sei ihm bewusst, dass beim Stichwort „Amoris laetitia“ sofort an die Debatte um die Kommunion an wiederverheiratete Geschiedene gedacht werde.
Debatte um Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene
„Es geht mir nicht darum, zu verurteilen und es fällt mir schwer, überhaupt zu sagen, was die Verzögerungen bei der Ehepastoral sein könnten, denn das wurde ja noch gar nicht richtig angegangen. Ich sage nur, dass diese Seelsorge sehr anspruchsvoll und anstrengend ist und uns Priestern nicht immer sofortige Früchte beschert. Denn es ist eine breit gefächerte Seelsorge, die verschiedene Probleme berührt: erzieherische, ethische, soziale. Es ist eine Tatsache, dass es Verzögerungen gab und gibt, aber meiner Meinung nach ist der einzig mögliche Weg, sie zu überwinden, das Bewusstsein, dass es notwendig ist, die wirksame sakramentale Gnade, ebenso wie die der Heiligung, in der Taufe und der Ehe wiederherzustellen.“
Es müsse das Bewusstsein wachsen, dass die Familie gerade im Namen der Sakramente ein pastorales Subjekt sei. Das heißt: Es ist keine Pastoral „für“ die Familie, sondern es sei eine Pastoral „mit“ der Familie, und hier sei die Anstrengung groß, fügt der Kardinal an.
„Es ist auch wahr, dass diese Diskussion um das Kapitel VIII. (über die die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene, Anm. d. Red.) uns nicht erlaubt hat, Amoris laetitia in seiner Fülle und Vollständigkeit zu lesen. Es ist wahr, dass das Problem, das dieses Kapitel aufwirft, ein besonderes ist: Es geht um die Schwierigkeit, zwei Glaubenswahrheiten zusammenzubringen, also sowohl Diener der Barmherzigkeit als auch der Wahrheit zu sein. Sicherlich ist das ein Aspekt, der sehr stark auf die Sakramentenpastoral einwirkt, aber es ist jetzt notwendig, das gesamte Schreiben von Papst Franziskus noch einmal zu öffnen und zu versuchen, es in seiner ganzen Breite zusammenzufassen. Das ist mein Wunsch und ich hoffe, dass es auch eine der angekündigten Früchte dieses Jahres sein wird.“
(vatican news)
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