Vatikan mahnt zu ethischem Umgang mit KI bei Welternährung
Der Präsident der päpstlichen Akademie für das Leben zeigte sich besorgt über die Zunahme von Armut infolge der Corona-Pandemie. Zum ersten Mal seit 30 Jahren sei der Armutsindex des Planeten gestiegen: acht Prozent der Weltbevölkerung liefen demnach Gefahr, in Armut zu geraten, während 100 Millionen Menschen bereits in extremer Armut lebten, also auch nicht ausreichend mit Nahrung und Wasser versorgt seien. Die Künstliche Intelligenz müsse sich angesichts solcher Realitäten „in den Dienst des Lebens des Menschen, der ganzen Menschheitsfamilie stellen”, erklärte der Ethiker.
Künstliche Intelligenz: Nutzen und Schaden
In bestimmten Feldern der Landwirtschaft, der Ernährung und der damit verbundenen Dienstleistungen habe der Einsatz Künstlicher Intelligenz bereits gute Erfolge erzielt, so Paglia. Er nannte Produktions- und Vertriebsprozesse, die Optimierung der verfügbaren Ressourcen, die gemeinsame Nutzung von wissenschaftlichen und technologischen Kenntnissen, die Organisation von Lagerhäusern, den Rückbau von Verschwendung und den leichteren Zugang zu Märkten und Finanzdienstleistungen.
Allerdings berge die Nutzung Künstlicher Intelligenz auch erhebliche Risiken, so Paglia weiter. Ein wunder Punkt sei die Digitalisierung und Standardisierung bei der Verarbeitung der immensen Datenmengen, die für die künstliche Intelligenz benötigt werden. Die so entstandene Homologisierung sei riskant und „manchmal inakzeptabel, vor allem wenn sie die schwächeren Individuen ausschließt”.
Und wenn Künstliche Intelligenz Demokratie schädigt?
Darüber hinaus mahnte Paglia zur Wachsamkeit in der Frage, ab wann Künstliche Intelligenz die Demokratie schädige. Wenn die Schwelle zur Kontrolle oder gar Manipulation von Märkten und Demokratien überschritten sei, gelte es einzugreifen. „Wir müssen nachdenken und zusammenarbeiten, damit die unbestreitbare Bekräftigung der digitalen Industrie als übernationale Macht die Freiräume der Wahlfreiheit nicht verengt und sie immer in der Demokratie verankert bleibt”, so der Erzbischof.
Bei demselben Webinar sprach IBM-Manager John Kelly von einer großen Verantwortung der Technologiekonzerne. „Nur wenn wir den Menschen, seine Interessen und seine Werte in den Mittelpunkt unseres Denkens über die Zukunft der Technologie stellen, können wir alle gestärkt aus globalen Herausforderungen wie der Pandemie und der Ernährungssicherheit hervorgehen". Microsoft-Chef Brad Smith bekräftigte, Technologien wie KI und maschinelle Lernprogramme hätten große Potentiale im Kampf gegen Hunger und für Ernährungsunsicherheit im Klimawandel. „Diese Werkzeuge können Probleme vorhersagen und mit kritischen Ressourcen reagieren, die helfen, zukünftige Hungersnöte zu verhindern und Leben zu retten", so der Technologiekonzernleiter.
Die Rom-Erklärung zur Ethik in der Künstlichen Intelligenz
Das Webinar knüpfte an eine vom Vatikan mitorganisierte Tagung vom 28. Februar an, bei der die beteiligten Institutionen und Unternehmen einen Ethik-Kodex für Künstliche Intelligenz verabschiedeten. Der fordert als Prinzipien für den Einsatz digitaler Technologien, dass diese transparent, inklusiv, unparteiisch, zuverlässig und sicher sind. Zudem müssen die Verantwortlichkeiten klar geregelt und private Nutzerdaten geschützt sein. Paglia forderte am Donnerstag dazu auf, die Ethik-Erklärung zu verbreiten und möglichst viele Konzerne, Regierungen, Universitäten und NGOs zur Unterschrift einzuladen.
Zu den Erstunterzeichnern des sechsseitigen Kodex gehörten Microsoft-Chef Brad Smith und IBM-Manager John Kelly, die auch bei dem Webinar am Donnerstag zugeschaltet waren. Der Vorstellung des Leitfadens ging im Februar eine mehrtägige Veranstaltung in Rom mit Hunderten Experten und Unternehmern aus aller Welt voraus.
(vatican news - gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.