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Ein Bild Raffaels aus der Ausstellung in der Scuderie Quirinale in Rom Ein Bild Raffaels aus der Ausstellung in der Scuderie Quirinale in Rom 

Radioakademie: Raffael – Maler der Verkl?rung (Teil 3)

Vor 500 Jahren war das Renaissance-Genie Raffael auf dem H?hepunkt seines Schaffens. Da kam das Fieber, er starb am 6. April 1520. In unserer Radioakademie von Mario Galgano lassen wir Raffaels Leben Revue passieren und schauen auf die Bedeutung seiner sakralen Kunst. Sie k?nnen die Reihe als CD bestellen unter cd@radiovatikan.de.

Wer sind heute seine ?Nachfolger“? Wieso gibt es heute keine Künstler wie Raffael mehr?

Dohna Schlobitten: Raffael erhielt nach seinem Tod von Vasari das Attribut ‘göttlich’. Es gibt kaum einen Künstler nach Raffael, der sich nicht irgendwie auf ihn bezieht, sich an seinem klassischen Stil orientierte, Motive seiner Malerei übernahm oder seinen Erzählstil nachahmte. Raffael brachte einige bedeutende Schüler in seiner grossen Werkstatt hervor, die sich einen eigenen Namen machten, etwa Giulio Romano, der später am Hof von Mantua wirkte. Und es gab auch später noch Nachfolger, die sich ganz und gar dem Credo Raffaels verpflichtet sahen oder Bewunderer im Zeitalter der Romantik, die den Wunsch einer Projektion italienischer Gefühlswelt in ihrer Kunst suchten, wie die deutschen Dichter Goethe, Tieck und Wackenroder oder Maler wie Peter Cornelius und Friedrich Overbeck oder die Bologneser Schule um die Künstlerfamilie Carracci, nicht zu vergessen Guido Reni. Aber auch Maler wie Tizian und Rubens sind Erben der poetisch-sensitiven Malweise Raffaels.

Yvonne Dohna Schlobitten und Claudia Bertling Biaggini
Yvonne Dohna Schlobitten und Claudia Bertling Biaggini

Es sind nicht nur einzelne Künstler, die ihm nachfolgten bis hin zur heutigen Zeit, wie Bill Viola u.a., die sich stilistisch oder inhaltlich sowie ästhetisch an seiner Kunst inspirierten und orientierten, sondern Raffaels Kunst ist immer noch präsent als Inbegriff des Malens überhaupt. Mit ihm sei die Malerei gestorben, schreibt Vasari. Stimmt das wirklich? Raffael hat das Malen selbst zum Gegenstand gemacht, und das wird heute noch praktiziert. Raffael hat dabei die Malerei sich selbst befragen lassen, und zwar im Akt der Liebe. Das zur Existenz gewordene Malen, sofern es heute betrieben wird, ist eine Nachfolge hieraus.

Zum Nachhören

Raffaels Gemälde und Skulpturen sind Ausdruck seiner existenziellen Bedürfnisse und offenbaren darüber hinaus ganz persönliche, stets wiederkehrende Eigenheiten des Fühlens. Imdahl vergleicht einen Mondrian mit einem Raffael, deren Kunst perfekte Harmonie ausdrückt. Raffael sucht in seinen Bildern die Konflikte zu überwinden, die in den immer wiederkehrenden Konstellationen der Figuren thematisiert sind, etwa die Rolle der Frau und ihr Heil. Man erkennt auch eine Befangenheit Raffaels in bestimmten Eigenheiten seines Denkens und Fühlens, wie zur Zeit des Pontifikates Leo X. Seine Kunst war ihm ein Mittel, Spannungen und Konflikte zu harmonisieren, die besonders den zwischengeschlechtlichen Eigenheiten innewohnen.

Und heute? Vielleicht haben wir verlernt, Raffael zu begreifen. Weil wir nicht mehr bereit sind, den universellen Ansatz seiner Kunst zu würdigen, sondern wir vereinfachen unser Bild vom Künstler Raffael, indem wir ihn auf seine sanften Madonnenbilder reduzieren. Dem Madonnenmaler Raffael will heute kaum noch jemand, wenige Ausnahmen ausgenommen, folgen. Das Ziel der Künstler von heute ist manchmal – vom kommerziellen Zweck einmal abgesehen - ein ganz anderes. Aus dem in der Renaissance mit Mühe erwachten Individualismus ist heute leider ein übersteigertes Ich-Gefühl entstanden, das den Blick auf die humanistisch geprägte Kunst der Renaissance, die Kunst in der der Mensch im Mittelpunkt steht, in der Spannung zwischen dem Profanen und dem Göttlichen, zwischen Himmel und Erde, geradezu ausschliesst. Das hängt wohl noch damit zusammen, dass die einen von dem oberflächlich betrachteten süsslich-schönen Schein seiner Kunst abgeschreckt sind - oder das andere Extrem - seine Kunst als etwas Ideales bewundern, und in beiden Fällen ist man unfähig, sich in die Beziehung zwischen dem Künstler und seinen Figuren hineinzufühlen, um zu sehen, wie die Figuren vor unseren Augen lebendig werden. Vielleicht wollen wir uns gar nicht in diese Zeit zurückversetzen, als könne sie uns heute nichts mehr sagen.

Doch gerade heute öffnet Raffael uns den Blick auf den Menschen, wenn wir dies zulassen. Er könnte uns heute auch helfen, die Rolle von Frau und Mann neu zu entdecken und zu überdenken.

Denn der Blick auf seine Kunst eröffnet Fragen, aktuelle Fragen, Fragen nach der Menschlichkeit, der menschlichen Existenz und der Beziehung der Menschen zueinander.

Vielleicht stellt uns das aktuelle Corona-Problem diesbezüglich auf die Probe und führt zu einem neuen Kunstanliegen. Apropos Corona-Virus: Aufgrund der europaweiten Pandemie mussten wir die für März angekündigte Raffael-Tagung am Campo Santo Teutonico auf November verschieben (26.-28.11. 2020).

(vatican news)

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26. April 2020, 07:34