Radioakademie: Raffael – Maler der Verkl?rung (Teil 2)
Die deutsche Kunsthistorikerinnen Yvonne Dohna Schlobitten von der Päpstlichen Universität Gregoriana und Claudia Bertling Biaggini in Zürich gehören zu den heute bekanntesten und wichtigsten Kennerinnen des Renaissance-Künstlers.
Was ist eigentlich die Kunst in der Renaissance/Rinascimento?
Bertling Biaggini: Zunächst ist da der Epochenbegriff vom Stilbegriff zu differenzieren.
Der Kunsthistoriker Jacob Burckhardt wollte die moderne Renaissance als Gegensatz zum dunklen Mittelalter absetzen. Er hatte die Kunst nach Raffael (ab 1520 – 30) übrigens als ‘Ausartung’ angesehen. Damit meinte er den Manierismus.
Die Epoche der Renaissance, also etwa seit Beginn des 15. Jahrhunderts bis Ende des 16. Jahrhunderts, ist durch eine Innovationsflut geprägt. Auch die Kunst der Renaissance spiegelt dies wider. Allen voran Leonardo da Vinci. Die wichtigste Frage bezüglich der Kunst der Renaissance betrifft neben allen Neuerungen in Perspektive und Raumverständnis, in Kolorismus und Kompositionstechnik, die Frage nach der Wahrheit, nach der Menschlichkeit und – das wissen wir inzwischen wohl alle: es betrifft die Rückkehr bzw. die Wiedergeburt der Antike. Und dafür steht Raffael als einer der wichtigsten Repräsentanten überhaupt. Aber alle Stilbegriffe sind Hilfskonstruktionen und auch Rinascimento, wie es Giorgio Vasari deutete, mehr als nur eine Zeit des Aufschwungs, des Wissens um antike Schriften. Elementar ist wohl vor allem die Wiederherstellung der menschlichen Würde. Und diese drückt sich etwa in der Kunst Raffaels mit dem Bewusstsein für Rhetorik und Poesie, für Anmut und Grazie aus.
In der Kunst der Renaissance ging es um die Etablierung der Kunst als Wissenschaft und der Loslösung vom blossen Handwerk. Der Mensch als Mass aller Dinge wurde mit dem vitruv’schen Bild zum Paradigma für die Kunst der Renaissance schlechthin.
Das frühe 16. Jahrhundert wurde zu Recht von Karl Jaspers als ?Achsenzeit“ bezeichnet, eine Periode, die viele Parameter für zukünftige Jahrhunderte schuf und den Menschen wie keine andere frühere Periode entdeckte. Dank der jahrhundertealten Studien ihrer Vorgänger und der Wiederentdeckung der Zusammenhänge von Natur, Körpers und Psyche des Menschen konnten sich die Künstler der Renaissance mit ihren Figuren neu erfinden und sie zum Spiegel ihrer Ideale, Träume, Wünsche, Probleme und Konflikte machen. Dabei suchten sie oft nach Themen, die eine maximale Identifikation ermöglichen. Aber auch die griechische Mythologie oder historische Ereignisse der Antike boten ihnen unerschöpfliches Material an Motiven.
Was ist denn eigentlich das Typische an Raffael? Was kennzeichnet seinen Stil aus?
Bertling Biaggini: Raffaels Eigenart, wenn man so sagen will, liegt in seiner Universalität und in seinem integralen Blick begründet, der vom Menschlichen ausgeht: das betrifft alle Disziplinen wie Architektur, Malerei und Dichtung. Der poeta mutolo, also der stumme Dichter wie er nach Ludovio Dolce heisst, hatte viele Talente und eine einzigartige Kombinationsgabe, alles mit allem zu verknüpfen. So schauen wir im Fresko zum Borgobrand (in der Stanza dell’ Incendio di Borgo) nicht nur in eine Kulisse neuzeitlicher Architektur, wir sehen zugleich ein Memento Mori der brennenden antiken Gemäuer. Wir sehen moderne, expressive Gestalten und zugleich spüren einen Appell, das Alte zu wahren und dies mit dem Neuen zu verknüpfen.
Hierfür war ihm der Literat und spätere Kardinal Pietro Bembo sicherlich neben der neuplatonischen Lehre eine starke Referenz. Übrigens die Decke mit den Tondi seines Lehrers Perugino liess Raffael in diesem Raum nicht entfernen.
Raffaels Anliegen, eine Rinovatio, also eine Erneuerung als Würdigung der Antike umzusetzen, ist in seiner Kunst omnipräsent. Für Bembo galt Raffael als derjenige Künstler, der die Imitation des Antiken perfekt umsetzte und damit seine Vision vom Ideal der Antike optimal realisierte. Dabei beliess es Raffael nicht, sondern er erfand die Antike sozusagen neu und lies sie real in der Gegenwart nochmals entstehen.
Raffaels Unternehmergeist und sein Unternehmungsgeist sind weitere Kriterien, die auf seinen Stil Einfluss hatten. Etwa die aus seiner Werkstatt hervorgegangene grossartige Produktion an Druckgraphik ist da zu nennen, die den Zeichenstil Raffaels und seine Kompositionstechnik überall berühmt machte.
Aber auch seine Flexibilität, vielfältige kulturelle Einflüsse, die geographisch entfernt voneinander erwuchsen, spielerisch einzubeziehen, sei es die Venezianità durch Künstler aus der Serenissima in Rom, seien es die vielen Inventionen und der nordische Stil Albrecht Dürers in der Druckgraphik.
Auch Ausflüge mit Freunden wie Bembo, Castiglione, Navagero und Beazzano nach Tivoli oder die Besichtigungen von Ausgrabungsstätten wie die Domus Aurea haben seinen Stil wesentlich geprägt. Hieraus resultierte dann die Groteskenliebe einiger seiner Schüler. Raffael hatte die Gabe, alle Inspirationen in eine einzige Formgestalt zu bringen und diese – wie durch einen göttlichen Funken berührt – zu beleben. Das war seine Antwort auf die Antike und das zeigt sich in seinem ihm eigenen Stil. Dazu kommt eine starke Sensibilität in seiner psychologischen Wahrnehmung, die in seinen Porträts, etwa im dem des Castiglione (das Gemälde befindet sich im Louvre), zum Ausdruck kommen.
Noch eine Randbemerkung zu Ihrer Frage. Quatremère de Quinci forderte im Jahre 1824 ein Museum nur für die Werke Raffaels in Rom. Dies wurde nie realisiert. Wie eine Kultreliquie wurde aber seit 1553 ein Schädel, der irrtümlicherweise als derjenige Raffaels angesehen wurde, in der Akademie von San Luca verehrt. Der Präsident der Akademie und Maler Vincenzo Camuccini skizzierte später Gebeine und Schädel Raffaels nach dessen Exhumierung im Pantheon 1833. Diese Zeichnungen wurden als Graphiken vervielfältigt und wie Memorialbilder gehandelt. Die Vielzahl an Blättern, die Raffael selbst hinterliess, gibt Aufschluss über einen komplexen Entstehungsprozess mit vielen interessanten Varianten.
Zusammen mit Michelangelo und Leonardo gehört Raffael zu einem ?Dreigestirn des Rinascimento“. Was unterscheidet Raffael von den anderen Künstlern seiner Zeit?
Yvonne Dohna Schlobitten: Raffael versuchte wie Michelangelo oder Leonardo da Vinci, denen er bereits 1504 in Florenz begegnete – die Wissenschaft mit dem religiösen /christlichen Glauben zu vereinen, indem er spielerisch religiöse, literarische, mythologische sowie naturwissenschaftliche Themen zu einem Ganzen zusammenschloss.
Er war, wie seine beiden Kollegen, mit den grössten Intellektuellen seiner Zeit in Kontakt. Die von ihm ab 1509 ausgemalten Stanzen zeugen von einem Austausch mit Literaten und Theologen, indem er in bildhafter reflektierter Form umsetzte, was diese in Worten propagierten. Weltliches, Geistliches und auch Politisches finden in der Kunst Raffaels Eingang. Die Päpste wie Julius II. und auch Leo X. erkannten das Können des jungen Mannes, und suchten seine Malerei für ihre eigenen Interessen und Ziele einzusetzen. Beide in ganz unterschiedlicher Weise, denn Julius II. liess Räume wie die Sala della Segnatura entstehen, deren Fresken, das gesamte Wissen seiner Zeit einigte, so wie die Stanze des Heliodor vom persönlichen Schicksal Julius’ II. sprechen. Dagegen beschreiben die Fresken von Leo X. seinen Traum vom Goldenen Zeitalter. Raffael war fähig die beiden so unterschiedlichen Mentalitäten und Visionen real werden zu lassen, mehr noch, sein Stil verrät über den Geschmack der Zeit hinaus auch die spirituelle Dimension der beiden Päpste.
Raffaels unbestreitbarer hoher Platz im Ansehen bei den beiden Päpsten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch andere Künstler in Rom gab, die in Rivalität zu Raffael einen anderen Weg gingen als er, allen voran Michelangelo. Dieser zurückgezogene Asket, so vermittelt es uns der Kunsthistoriker und Michelangelo-Biograph Carl Justi, hat kaum eine Gelegenheit ausgelassen, den jungen hoffähigen Maler Raffael anzuprangern. Aber alle liebten ihn, seine Anmut sowie seinen Erfindungsreichtum in der Kunst.
Inwiefern unterscheidet sich Raffael von Michelangelo?
Dohna Schlobitten: Im Gegensatz zu Michelangelo interessiert Raffael nicht nur die Einzelfigur, sondern er thematisiert darüber hinaus vor allem die Beziehung der Menschen zueinander. Ein Beispiel dafür bietet der ?Sündenfall‘ von 1509 in der Stanza della Segnatura. Raffael, der zu dieser Zeit die Darstellung desselben Themas von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle noch nicht kennen konnte, zeigt in seinem Gemälde zwei Frauen, die sich wie Zwillinge gleichen: Eva und die Schlange. Während Eva Adam mit ihrem nackten Körper sinnlich-körperlich verführt, hört Adam gleichzeitig auf die Schlange in Frauengestalt, sozusagen auf Eva in ihrer zweiten Rolle, die ihn geistig-intellektuell zu verführen sucht; dies zeigt ein höchst psychologisch komplexes Beziehungsgeflecht.
Während Raffael die Beziehung von Mann und Frau in ihrer vielschichtigen anthropologischen Dimension zu Gott beschreibt, ist bei Michelangelo und auch bei Leonardo dieses ringende Prinzip eher in der Beziehung von Maria und dem Christusjungen oder in Einzelfiguren oder zwischen Männern zu erkennen.
In diesem Sinne ist Raffaels Kunst transdisziplinär, denn sie ist nicht Ausdruck einer Disziplin, sei es theologisch, philosophisch, architektonisch oder psychologisch. Man könnte seine Kunst eher der ?Disziplin des Lebens“, besser noch der ?Disziplin der Liebe“ zuschreiben. Mit Raffael ist nicht nur die Malerei geboren worden und (wie man sagt) ?mit ihm gestorben“, sondern er steht auch für das, was wir heute einen modernen Künstler nennen. Raffael agiert und schafft ganz aus seinen persönlichen Erfahrungen und Vorstellungen heraus, und so entsteht bei ihm eine geniale Mischung aus Psychologie und Theologie. Kunst und Naturwissenschaften bilden dabei eine untrennbare Einheit.
Dies erinnert an die Einladung von Papst Franziskus in seiner apostolischen Konstitution 'Veritatis gaudium“, in der man (ich zitiere) an die "Notwendigkeit erinnert wird, der wissenschaftlichen Forschung einen neuen Impuls zu geben" und zwar in der "Förderung des Kriteriums der Transdisziplinarität, die mit Weisheit und Kreativität im Lichte der Offenbarung ausgeübt wird" (Ende des Zitats), gerade um die Einheit des Wissens zu erreichen und zu einer wahren biblischen Hermeneutik zu gelangen, die uns im Lichte des Glaubens helfen wird, den Menschen in seiner Existenz in der Welt, zu verstehen.
Jeder Rom-Tourist kennt die Raffael-Stanzen: welches Verhältnis hatte er zur Kirche? Wie hielt es Raffael mit dem Glauben?
Dohna Schlobitten: In der kritischen Literatur der letzten Jahrzehnte haben sich einige spezifische Konzepte zur Religiosität von Raffael etabliert. Wir haben keine persönlichen Aussagen des Künstlers, doch einige intensive ikonografische Analysen geben uns einen wertvollen Einblick in sein Wissen und Verständnis theologischer Texte. Seine religiösen Werke bleiben eine verlässliche Quelle. Die Betrachtung seiner Werke - ist der Schlüssel, um sein Verhältnis zum Göttlichen zu verstehen. Gottesbeziehung und Zwischengeschlechtlichkeit, Mystik und Erotik werden in der Theologie wenn nicht als gegensätzliche, so doch als klar unterscheidbare Daseinsäußerungen des Menschen betrachtet. Durch neuplatonische Einflüsse verschärfte sich während der Renaissance die Wahrnehmung in Richtung auf einen radikalen Dualismus, der nicht aus den kanonischen Texten des neuen Testamentes zu rechtfertigen war. Die Liebe Gottes sowie die durch sie ermöglichte Liebe des Menschen zu Gott und die Nächstenliebe unter Menschen kann von der erotisch-leidenschaftlichen nicht grundsätzlich getrennt werden. Jede Art der Liebe unter Menschen kann folglich dazu beitragen, den Charakter der religiösen Liebe zu erfassen. Das zeigt sich in der Kunst Raffaels und ist Ausdruck seines Credos.
So war Raffael nicht nur Maler sanfter Madonnen und sakraler Themen, in denen das Verhältnis der biblischen Figuren im Mittelpunkt standen, sondern er erschuf auch profane Bilder oder Szenen zur Geschichte von Amor und Psyche nach Apuleius in der Villa Farnesina oder erotische Szenen nach Ovid in der Stufetta Bibbiena. Es heisst, er liebte die Frauen und alles Schöne. Bilder mit Amor und den nackten Göttern liessen freilich auch Möglichkeit hinsichtlich künstlerischer Freiheit bis hin zur Erotik offen. Der sprichwörtliche Pfeil der Liebe des Amor soll vielleicht in doppelter Weise das Herz der Betrachter seiner paganen Götterbilder treffen, etwa in der Villa Farnesina. Man muss wohl einen Blick in die Zeit der Renaissance zurückwerfen, um Raffaels Liebesbotschaften richtig zu verstehen.
Am päpstlichen Hof des 16. Jahrhunderts wurde Fragen zu Laster, Moral und Glauben stark diskutiert. In Dialogform wurden etwa vom Humanisten Lorenzo Valla Themen der Moralphilosophie behandelt und er klagt: » (…), dass die Menschen eher dem Laster zugeneigt seien, als dass sie nach dem höchsten Gut strebten».
Epikur, der das Sinnliche betonte und Stoa, der die Askese predigte, bildeten gegensätzliche Referenzmodelle zur voluptas, zum Umgang mit der Liebe. Ein wichtiger Bezug ergibt sich aber auch aus der platonischen Lehre. In Masilio Ficinos ‘Apologus de voluptate’ um 1490 geht es einerseits um die epikureische Betonung des Sinnlichen, andererseits aber auch um die himmlische Glückseligkeit.
Um Raffaels Verhältnis zum Glauben analysieren zu können, müssen wir vielleicht einmal unseren Blick zurückrichten in eine Zeit, in der Eros und Agape einander nicht ausschlossen. Und wir müssen uns bemühen, die Symbolsprache der Kunst Raffaels auch einmal als individuelle Botschaft seines Glaubens zu deuten, ungeachtet seiner Funktion des Malers am Papsthof und damit als Diener der Kirche.
Was hinterlässt uns Raffael?
Dohna Schlobitten: Raffael hinterlässt uns eine grosse Aufgabe, nämlich die Welt mit seinen Augen zu betrachten und Botschaften zu deuten, die zwischen Farbe und Licht liegen und nur anhand einer göttlichen Intuition fassbar sind. Die uns verfügbaren menschlichen Mittel, nämlich unser Geist und unsere Sinne, können uns den Weg in seine prophetische Bildsprache approximativ leiten.
Er hinterlässt uns viele, bis heute noch nicht vollends gedeuteten Werke, die es mit Neugier und Wissensdrang weiter zu entschlüsseln gilt. Auch diese Aufgabe hinterlässt er uns.
Raffael hinlässt ein Erbe, ein Denken. Er hebt die Antike, die Tradition die Geschichte in seine Gegenwart und durch seine Werke in unsere Gegenwart. Das Fühlen der Zeit wird präsent, die Beziehungen der Figuren und Menschen wird gegenwärtig und der Blick auf das, was wir sehen, könnte auch für uns Bedeutung haben. Die Kunstwerke Raffaels fordern einen integralen Blick, der aus ganz verschiedenen Richtungen aus dem Menschen herauskommen muss. Raffael erneuert unseren Blick in Richtung Theologie und Philosophie, Psychologie und Spiritualität.
Und dazu kommt, was merkwürdig anmuten mag: seine Bilder schauen uns an. Heute genauso wie damals. Der Blick liegt also in den Figuren selbst, so z. B. in der Magdalena der Transfiguration. In ihrem Blick und in ihrer Haltung kann die "Heilung" vom Bösen sichtbar werden. Tatsächlich möchte Raffael durch Magdalena - über der der verklärte Leib Christi steht, der die Spitze eines idealen geometrischen Kreises bildet, in dem und um den die verschiedenen Zeichen des Gemäldes angeordnet sind, eine komplexe Formensprache die sich offenbart – , weist sie auf den kranken, epileptischen Jungen, und zeigt damit nicht nur den Jünger, welche Aufgabe sie erfüllen müssen,- nämlich den Jungen zu heilen-, sondern in ihrer Geste lenkt sie gleichzeitig unseren Blick auf den Jungen, der in einem Zustand der Ekstase der sogenannten ?Heiligen Krankheit“, Christus, wirklich ansieht, und uns damit einen unmittelbaren Kontakt zu ihm, herzustellen vermag. Interessanterweise haben nur Judas, der in der unteren linken Ecke mit roten Haaren von hinten gezeigt wird, Magdalena, und der kranke Junge eine direkte Verbindung zu Christus.
Ist Christus nur für die Menschen im Leid sichtbar?
Dohna Schlobitten: An diesem Beispiel zeigt sich, dass es in der Kunst Raffaels die verschiedenen Blicke sind, die in ihrer Komplexität und Einheit, neben anderen rhetorisch wirksamen Mitteln, zu einem bedeutungsvollen Medium werden. Denn durch sie tritt die Wechselwirkung zwischen Theologie und Spiritualität wahrhaftig in Erscheinung. Tatsächlich ist die Suche nach der Wahrheit ein kreativer, wissenschaftlicher und gleichzeitig kontemplativer Prozess, der in der Kunst – so Romano Guardini - in der ?Lauterkeit des Blicks“ erkannt werden kann. Dieser Blick oder ?dreifache Blick‘, zwischen dem Künstler, dem Werk und des Betrachters, wie Raffael ihn bildrhetorisch einbringt, ist keine Methode, sondern eine kreative Unterscheidung der Realität der Erfahrung selbst. Das ist das Wesen von Raffaels Kunst, die uns diesen Blick auch noch heute eröffnen kann. In dieser Perspektive lenkt die Magdalena daher den Blick des Betrachters so, bis er seine authentischste Bedeutung erfüllt, und dem Betrachter so hilft, seinen Blick auf sein eigenes Inneres zu richten. In diesem Sinne sollten wir Magdalena uns ansehen lassen - wir sollten das Kunstwerk uns ansehen lassen – wie Magdalena es mit den Jüngern tut, um in ihrer Tiefe und durch ihre Glaubenshaltung herauszufinden, was wir wirklich sehen können. Es ist daher ein neuer Blick auf die Welt, der ?die Ausübung des Blicks als kreativer Akt bedeutet, bei dem der Inhalt bewusst und systematisch wahrgenommen wird“. In diesem Fall sollten wir uns von der Transfiguration betrachten lassen, um uns im schöpferischen Akt des großen Raphael wiederzuerkennen.
Fortsetzung folgt...
(vatican news)
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