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Vatikan: Lateinamerika-Kommission analysiert die Lage

Der Leiter der vatikanischen Lateinamerika-Kommission, Guzmán Carriquiry, hat sich mit der Lage in dem südamerikanischen Kontinent auseinandergesetzt. In einem Vortrag ging er auf derzeitige Situation ein.

„Was ist los in Lateinamerika?“ So lautet der Titel der Ansprache von Guzmán Carriquiry, die jetzt auf der Website der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika veröffentlicht wurde. In seinem Vortrag bekräftigt Carriquiry, dass die Frage, was in Lateinamerika passiert, eine notwendige Frage sei: „Wie wir alle sehen können, ist Lateinamerika in eine Phase sozialen Aufbegehrens eingetreten. Die spontanen Proteste der Bevölkerung auf den Straßen von Haiti, Puerto Rico, Nicaragua, Kolumbien, Ecuador, Venezuela, Bolivien und Chile haben ein Klima geschaffen, das manchmal Gewalt ausgelöst hat. Lateinamerika ist eine Hochburg der Proteste.“ Und er fügte an, dass die finanziellen, politischen und intellektuellen Eliten „nicht in der Lage waren, das Geschehen zu verstehen und zu überwachen“. Der Südamerikaner rief die Kirche dazu auf, auf die Realität zu hören und „die Zeichen der Zeit“ zu erkennen.

In einem Epochenwandel

Carriquiry bekräftigte, dass „neue Paradigmen“ gereift seien, die der „Realität des eindrucksvollen Epochenwandels“ entsprechen, bei vielen Menschen aber zu Ängsten geführt hätten. Die Erklärungsmodelle der Realität, mit denen man bis heute umgegangen sei, seien unzureichend. Auch habe dies zu „Unsicherheit und Verwirrung“ geführt. Es gebe eine neue Komplexität, die in den letzten Jahrzehnten aufgebaut wurde. Innerhalb dieser Neuheit gebe es jedoch Elemente, die man nicht außer Acht lassen dürfe, zum Beispiel die Frage nach einer Einheit des gesamten lateinamerikanischen Kontinents.

Fortbestehen von Armut

Auf der Konferenz erklärte Carriquiry, dass Lateinamerika von 2007 bis 2014 eine Zeit des Aufschwungs erlebte, weil die Energie-, Mineral-, Agrar- und Viehprodukte auf dem Weltmarkt gute Preise erzielten. Diese Exporte haben viel zum Wohlstand der Länder beigetragen, sich jedoch nicht auf Änderungen des Agrarexportmodells ausgewirkt. Die Länder hätten keine Strukturreformen gefördert. Gleichzeitig seien durch die sozialen Ungleichheiten viele Unterstützungsmechanismen abgebaut und die Kapazitäten für hochwertige öffentliche Dienste, die für alle zugänglich sind, abgeschafft worden.

Ab 2015 sanken die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt und „die Region ist heute stärker vom Rohstoffexport abhängig als Ende des 20. Jahrhunderts“. Die extreme Armut habe seitdem zugenommen. Carriquiry fügt hinzu: „Wir müssen als Grundursachen für die gegenwärtigen Proteste nicht nur die überall herrschende Armut berücksichtigen, sondern auch die soziale Ungleichheit in Lateinamerika im Allgemeinen, die nicht nur ökonomischer Art ist, sondern auch mit den ethnischen Verhältnissen und der Ungleichheit zwischen Mann und Frau zusammenhängt.“

Er schloss seine Präsentation mit den Worten: „Es ist sehr wichtig, die Jugend Lateinamerikas zu erziehen, zu bewegen und zu mobilisieren, ihre große Heimat aufzubauen. In der Zwischenzeit warten wir auf intelligentere, entschlossenere und leidenschaftlichere politische Führer und auf ihren Willen, der Integration und Einheit Lateinamerikas neue regionale Impulse, neue konkrete Erfolge und neue Horizonte zu bescheren.“

(vatican news – mg)

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22. Januar 2020, 14:07