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Die Synode debattiert über Umweltsünden und Priesteramt

Bei ihren Beratungen hinter verschlossener Tür arbeiten sich die Teilnehmer der Amazonas-Bischofssynode am Grundlagenpapier, dem sogenannten Instrumentum laboris, ab. Diesmal debattierten sie über die Themen Umweltsünden und neue Formen der Seelsorge.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Eine ausführliche Vatikanerklärung referierte am Dienstagabend, was Synodenteilnehmer in den Stunden zuvor gesagt hatten – allerdings ohne Namen zu nennen. Das soll den Beratungen in der Aula Freiheit verschaffen.

182 Synodenväter nahmen an der vierten „Kongregation“, also Vollversammlung der Synode, teil. Auch Papst Franziskus hörte zu. Die Kirche dürfe zur „systematischen Verletzung der Rechte“, die die einheimischen Völker am Amazonas haben, nicht schweigen, so ein Tenor der Debatten: Sie müsse „die zahlreichen Strukturen des Todes“, die das Leben im Amazonasgebiet bedrohen, anprangern.

Integrale Ökologie muss Menschenwürde ins Zentrum stellen

„Nein zum Individualismus und zur Gleichgültigkeit, die dazu führen, dass wir die Realität nur noch wie auf einem Bildschirm wahrnehmen! Ja zu einer ökologischen Umkehr, die auf Verantwortlichkeit ausgerichtet ist, und zu einer integralen Ökologie, die die Menschenwürde ins Zentrum stellt.“

Die internationale Gemeinschaft dürfe den Niedergang der Umwelt in der Amazonasregion nicht hinnehmen; die einheimischen Völker und „Hüter der natürlichen Ressourcen“ sollten als „Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel“ ernstgenommen werden. Mehrfach riefen Synodenteilnehmer die Kirche dazu auf, sich mit sozialen Basisgemeinschaften zu verbünden sowie „demütig und aufmerksam“ das Weltbild der einheimischen Völker zur Kenntnis zu nehmen.

Umweltsünden in klassische Sünden-Kataloge aufnehmen

„Es wurde auch unterstrichen, dass eine nachhaltige Entwicklung sozial gerecht und inklusiv sein und wissenschaftliches mit traditionellem Wissen kombinieren sollte.“ Sünden gegen die Integrität der Umwelt sollten als „Sünden gegen Gott, gegen den Nächsten und gegen die künftigen Generationen“ eingestuft werden – dementsprechend kam in der Synodenaula der Vorschlag auf, in die klassische Gewissenserforschung auch „Umweltsünden“ aufzunehmen.

Dann wandten sich die Herren und Damen der Synode der Frage der Seelsorge vor allem in entlegenen Teilen der Amazonasregion zu. Das Vatikanpapier spricht von einem Appell, mehr für die Ausbildung von Missionaren (Laien wie Geweihten) am Amazonas zu tun. „Es ist nötig, die indigenen Völker stärker ins Apostolat einzubeziehen. Das fängt mit der Förderung eines Ständigen Diakonats von Einheimischen und der Wertschätzung des Dienstes der Laien an.“ Auch von einer nötigen „stärkeren Einbeziehung der Frauen in der Kirche“ sei die Rede gewesen.

Zum Nachhören

Kriterien der Zulassung zum Priesteramt ändern?

Viele westliche Beobachter der Synode interessieren sich vor allem für die Frage, ob die Synode angesichts des Priestermangels im Amazonasgebiet an den Zölibat rühren wird. Tatsächlich wurde das Thema schon in den ersten Debatten der Synode am Montag angesprochen, und auch an diesem Dienstagabend kam es nach den neuen Angaben aus dem Vatikan wieder auf. Da sei über „die Kriterien zur Zulassung zum geweihten Dienst“ gesprochen worden, und zwar „in mehr als einer Wortmeldung“.

Einerseits sei nach mehr Gebet um Berufungen und nach der „Verwandlung Amazoniens in ein großes geistliches Heiligtum“ gerufen worden. Andererseits habe es den Hinweis gegeben, dass der Priestermangel „nicht nur ein amazonisches Problem sei, sondern ein Problem in der ganzen katholischen Welt“. Daher brauche es „eine ernsthafte Gewissenserforschung“, wie denn heute das Priesteramt gelebt werde: Vor allem „der Mangel an Heiligkeit“ sei ein schwerwiegendes Hindernis für das Zeugnis für das Evangelium.

Ein Stoßseufzer in Richtung Medien

Eine ökologische Umkehr sei daher „vor allem eine Umkehr zur Heiligkeit“, hieß es auf der Synode. Heiligkeit sei imstande, junge Leute anzuziehen; überhaupt müsse die Jugendpastoral „dynamischer und aufmerksamer“ werden. „Es wurde darum gebeten, dass – auch in den Medien – das Zeugnis guter Priester herausgestellt werde, nicht nur die Skandale, die leider so viele Zeitungsseiten füllen.“

(vatican news)
 

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08. Oktober 2019, 20:30