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Synodenteilnehmerin Weiler: Amazonien braucht Vernetzung

Eine stärkere Vernetzung der Kirche in der Amazonasregion auch mit europäischen Akteuren ist dringend notwendig, um die aktuellen und künftigen Herausforderungen in dem bedrohten Gebiet anzugehen, zeigt sich Synodenteilnehmerin Birgit Weiler überzeugt. Die Missionsärztliche Schwester und promovierte Theologin, die als Expertin an der Synode teilnmmt, lehrt an der Jesuitenuniversität in Lima und ist Mitarbeiterin der Peruanischen Bischofskonferenz.

Der Gedanke einer stärkeren Vernetzung sei besonders von den Frauen in die Synodenaula getragen worden, berichtet Schwester Birgit am Rand der Synode im Gespräch mit Radio Vatikan. Schon das amazonische kirchliche Netzwerk REPAM habe sehr dabei geholfen, ein gemeinsames Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig Synergien seien, aber auf der aktuellen Synode sei dieser Punkt angesichts der großen aktuellen Bedrohungen und Herausforderungen dieser Gegend nochmals besonders deutlich geworden, so die energische Ordensfrau.

 

Synergien schaffen

„Gestärkt worden ist auch die Identität, eine Kirche Amazoniens zu sein. Ich denke auch, dass das am Ende definitiv beschlossen werden wird, nämlich der starke Vorschlag, im lateinamerikanischen Bischofsrat Celam eine Instanz einzurichten, die jetzt auch all die konkreten Vorschläge, die hier gemacht wurden, zur Umsetzung bringen soll.“ So könnten unter dem Schirm einer koordinierenden Einrichtung interdisziplinäre und internationale Teams gebildet werden. Angesichts des Mangels an Ressourcen in der Region sei dies ein wichtiger Schritt nach vorne und könnte beispielsweise beim Schutz des Lebensraums und in der Jugendpastoral besondere Unterstützung leisten.

Hier zum Nachhören

„Und das Ganze gilt natürlich auch für Brückenschläge nach Europa, Kanada oder die USA. Denn viele der Unternehmen, die durch ihre Megaprojekte so stark Einfluss nehmen auf die Gebiete Amazoniens, haben ihren Ursprung oft in Europa, Kanada oder den Vereinigten Staaten.“ Dabei denke sie beispielsweise an die Gewinnung von Erdöl, Erdgas, Edelmetallen oder die Betreiber von Wasserkraftwerken. „Und da denke ich, ist es wichtig, die schon bestehenden Verbindungen noch viel stärker zu potenzieren. Wie kann Kirche auch in diesen Ländern bei den Christen für mehr Solidarität sorgen und bekannt machen, unter welchen Bedingungen dort im Amazonasgebiet produziert wird und damit auch mehr Druck ausgeübt wird.“ Sie wünsche sich, dass gemeinsam noch stärker daran gearbeitet werde, das Wirtschaftssystem im Sinn von Laudato Si zu einer Wirtschaft zu machen, „die dem Leben dient“, so Sr. Weiler.

„Ich wünsche mir, dass wir mit Inspiration von hier weggehen“

In den Redebeiträgen sei deutlich hervorgehoben worden, dass man nicht mehr lange Zeit habe, das Amazonasgebiet vor irreversiblen Schäden zu bewahren, gibt Schwester Birgit Weiler zu bedenken. „Wir haben zehn Jahre, nicht mehr, um die notwendigen Änderungen vorzunehmen, sonst wird das Gebiet kippen. Und wenn dieses wichtige Gebiet kippt, dann gibt es viele und schlimme Folgen für Lateinamerika, aber auch andere Teile der Erde.“ Dieses Bewusstsein müsse nicht nur in Amazonien, sondern auch in anderen Ländern gestärkt werden, betont die Missionarin, die sich in diesem Zusammenhang auch eine stärkere weltkirchliche Solidarität in „dieser so dringenden Angelegenheit“ erhofft.

„Ich wünsche mir, dass wir mit Inspiration von hier weggehen. Also das, was so stark war, gemeinsam als Kirche unterwegs sein, eine synodale Kirche werden, Klerikalismus überwinden, eine Kirche, die offen ist, sich selber weiter inkulturiert, und so mit den Indigenen den Weg weiter geht, dass sie sich in der Kirche zu Hause fühlen.“

Mehr Leitungspositionen mit Frauen besetzen

Denn ihre Erfahrung sei, dass viele Indigene sich mittlerweile zwar in das „Gebäude Kirche“ eingeladen fühlten, dies aber nicht als ihr „Zuhause“ empfinden würden. Es gehe darum, gemeinsam klerikale Haltungen, Denkweisen und Sprechweisen zu überwinden, die besonders in Lateinamerika auch von „Machismo“ geprägt seien: „Und wie setzen wir in die Tat um, was hier sehr stark aufkam, nämlich, dass die Rolle von Frauen nicht nur gewürdigt wird, sondern auch dahingehend anerkannt, dass sie in Zukunft viel stärker in Leitungspositionen vertreten sein werden. Das heißt auch, dass Männer, die die Verantwortung haben, bestimmte Posten zu besetzen, diese auch mit Frauen besetzen.“

Dies gelte beispielsweise für Positionen wie die Leitung der Caritas oder sogar eine Form des Generalvikariats, bei der zwar die Funktionen, die mit dem Priesteramt verbunden seien, auch weiterhin Priestern vorbehalten blieben – doch einige Bischöfe hätten bereits damit begonnen, die vor allem mit der Verwaltung zusammenhängenden Posten mit Frauen zu besetzen, berichtet Schwester Weiler. „Aber auch das ist ein starkes Zeichen, dass eine Frau Vikarin ist und mit einem Bischof zusammenarbeitet. Also die vielen Bereiche, die wir gesehen haben, wo einfach die Zusammenarbeit in ebenbürtiger Weise von Mann und Frau in der Kirche läuft. Wo das voran gebracht werden muss, dass wir das auch wirklich umsetzen. Da ist viel Triebkraft da und ich hoffe, wenn wir an unsere verschiedenen Orte zurückkommen, auch unsere Bischöfe daran erinnern zu können, was sind jetzt unsere nächsten Schritte, um das immer mehr Wirklichkeit werden zu lassen. Und das natürlich mit den Gemeinden, mit denen wir in Verbindung stehen, zu teilen.“

Anmerkung: Das dem Beitrag beiliegende Video haben wir bereits am Montag in der Synodenaula aufgenommen und live via Facebook ausgestrahlt. Dem hier schriftlich zusammengefassten Beitrag liegt ein weiteres Audio-Interview zugrunde.

(vatican news)

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22. Oktober 2019, 14:42