Kardinal Ouellet: Wirksame Maßnahmen gegen Missbrauch
Sergio Centofanti und P Bernd Hagenkord – Vatikanstadt
Papst Franziskus habe bei dem Treffen mit den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen immer wieder von Konkretheit und Wirksamkeit gesprochen, „damit kein Bischof oder Ordensoberer aus Rom abreise ohne klar zu haben, was zu tun ist und was nicht zu tun ist“, betont Ouellet. Das etabliere neue und wirksame Prozeduren wider den Missbrauch.
„Die schmerzhafte Erfahrung der vergangenen Jahre hat uns sicherlich viel gelehrt und das Motu Proprio greift das auf“, so Ouellet. Er betonte aber ausdrücklich die universale Gültigkeit, es löse keine Einzelfälle. „Das Phänomen ist global und deswegen muss eine Antwort auch universal sein, außerdem – wie der Papst sagt – konkret.“
Konkret und universal
Die Meldepflicht für Kleriker und Ordensleute sowie die Ausweitung des Missbrauchsbegriffs auf jede Form des Missbrauchs von Autorität wertet Ouellet als die prinzipiellen Neuheiten des Dokuments. „Es betrifft also auch den Missbrauch von Ordensfrauen durch Priester, oder den von Seminaristen oder Novizen durch deren Obere.“
Ein weiterer und nicht weniger wichtiger Punkt sei die Rechenschaftspflicht für Bischöfe und Ordensobere, sowohl was Missbrauch, aber auch was Unterlassungen und Vertuschung angehe.
Natürlich könnten auch diese Normen – wie alle Normen – instrumentalisiert werden, etwa um Unschuldige in Misskredit zu bringen. „Aber das bedeutet nicht, dass wir deswegen nicht das richtige tun sollten, nur weil es instrumentalisiert werden könnte.“ Er glaube auch nicht, dass die neuen Prozeduren, so wie sie aufgestellt seien, zu solchen Instrumentalisierungen verführten. Eine rasche Anzeige von Verdachtsfällen helfe jedenfalls nicht nur den Opfern - sondern auch den eventuell fälschlicherweise Angeklagten, die mit einer zügigen Prüfung ihres Falles ihren Namen zeitnah wieder rein waschen könnten.
Verantwortung der Bischöfe
Was die Verantwortung der Bischöfe angehe, brauchten sich diese jetzt aber nicht unter Dauer-Beobachtung fühlen. „Zunächst sei daran erinnert, dass wir mit diesem Dokument nicht mehr verlangen, als seit Jahren von unseren Priestern verlangt wird, und diese Tatsache berührt ein Thema, das dem Herzen des Papstes sehr am Herzen liegt: Es sollte nicht nur keinen Klerikalismus geben, sondern nicht einmal einen ‚Elitarismus‘ unter uns. Wir sagen seit Jahren, dass sich die Priester an bestimmte strenge Regeln halten müssen, und warum sollten Bischöfe und andere in der kirchlichen Hierarchie dies nicht tun? Es ist nicht nur ein Gesetz, sondern eine tiefe Verantwortung.“
Die Nachfolger der Apostel wie auch die Ordensoberen hätten besondere Verantwortung, und wer nicht nach Wahrheit und Gerechtigkeit handle und das Wohl von Minderjährigen nicht an erste Stelle setze, müsse darüber Rechenschaft ablegen.
Einbeziehung der Ortskirchen, der Laien
Ein wichtiger Punkt in diesem Prozedere sei die Einbeziehung der Ortskirchen, etwa dadurch, dass dem Erzbischof und Metropoliten einer Kirchenprovinz die Voruntersuchung anvertraut wird. Das sei auf der einen Seite eine Reform, schließe sich auf der anderen Seite an lange bestehende Traditionen der Kirche an. Das System sei aber flexibel genug gebaut, um auch mit Interessenskonflikten oder anderen Schwierigkeiten umgehen zu können.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Vieles in den Untersuchungen brauche Spezialwissen, etwa bei der Untersuchung von Computern, in Fragen der Psychologie und Medizin oder auch des Rechts. Deswegen sei die Rolle von Fachleuten (in der Kirche „Laien“ genannt) so wichtig. „Manchmal scheine ich eine gewisse ‚Nervosität‘ seitens einiger Priester zu spüren, die sich wegen der den Laien anvertrauten Rolle ‚beiseite geschoben‘ fühlen. Diese Nervosität erscheint mir jedoch nicht gerechtfertigt.“
(vatican news)
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