Vatikan: Religionen gemeinsam für Nachhaltigkeitsziele 2030
Christine Seuss - Vatikanstadt
17 Nachhaltigkeitsziele hatten die Staatenlenker 2015 bei den Vereinten Nationen in New York verabschiedet, unmittelbar vor dem Votum hatte Papst Franziskus den Politikern ins Gewissen geredet und das rücksichtslose Streben nach Geld ohne Ansehen der Person und die moderne „Wegwerfkultur“ angeprangert. Die bei dieser Gelegenheit verabschiedete UN-Entwicklungsagenda hat sich das Jahr 2030 zur Zielmarke gesetzt – bis dahin sollen die ehrgeizigen 169 Unterziele zum Wohl der gesamten Menschheit erreicht werden.
Mit einer zweieinhalbtägigen Konferenz zum Thema versucht der Vatikan einen bescheidenen Beitrag zu leisten; er kann und will allerdings nach den Worten des Kardinalpräfekten Turkson keineswegs den Vereinten Nationen ihre Arbeit abnehmen.
„Wer das Programm unserer Tagung sieht, könnte dazu verführt werden, zu meinen, wir wollen die Vereinten Nationen herausfordern. Das wollen wir nicht. Die Vereinten Nationen haben sich 17 Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Wir haben nun eine zweieinhalbtägige Konferenz organsiert. Also haben wir die 17 Ziele auf die 5 P‘s der Präambel gelegt, weil die grundsätzlich die 17 Ziele der UN unterstreichen: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership (Menschen, Planet, Partnerschaft, Wohlstand, Frieden).“
Alle Religionsgemeinschaften mit im Boot
Die Teilnehmer an der Konferenz, so erklärt Kardinal Turkson weiter, seien nicht nur Spezialisten in den verschiedenen Bereichen, sondern auch Vertreter der verschiedenen Religionen. „Wir haben versucht, alle bedeutenden Religionsgemeinschaften des Planeten ins Boot zu holen, um zunächst die Bedeutung der verschiedenen glaubensbasierten Gruppen anzuerkennen und sie dann zu ermutigen, bei der Verwirklichung der Ziele mitzuarbeiten. Das ist der Plan.“
Schließlich, so Turkson, brächten die Religionen nicht nur ihre dazu dringend benötigten moralischen und spirituellen Traditionen ein, sondern auch auch ihre Aktivitäten bei Projekten zur Armutsbekämpfung oder nachhaltiger Landwirtschaft und bei der Leitung von Bildungseinrichtungen ein. Zahlreiche hochkarätige Teilnehmer, darunter führende Vertreter von FAO, WHO und anderen internationalen Organisationen, werden sich deshalb gemeinsam mit den Angehörigen der verschiedenen Religionen über grundlegende Themen wie Nahrung und Wasser, Gesundheit, Lebensraum, aber auch wirtschaftliche Themen austauschen; in thematisch orientierten Kleingruppen - das Modell erinnert von ferne an Bischofssynoden - wird nach den Plenumsdiskussionen weitergearbeitet.
Die Ordensfrau Sheila Kinsey ist eine der beiden beigeordneten Sekretäre der Kommission Justice, Peace & Integrity of Creation, die den Internationalen Vereinigungen von Ordensoberen USG und UISG zugeordnet ist. „Die Methode der kommenden Tage folgt dem Muster: die Wirklichkeit sehen, sie aus der Glaubensperspektive beurteilen, und dann in koordinierten Partnerschaften handeln. Jeder Punkt besteht aus dem überlegten Dialog von erfahrenen Moderatoren und religiösen Führern,“ erläutert sie.
Dabei baue die Tagung auf bereits erfolgten Überlegungen einzelner Gruppierungen auf, versuche diese jedoch im Vorfeld des UN-Gipfels im kommenden September zum aktuellen Stand der Nachhaltigkeitsziele auf einer breiteren Basis zusammenzuführen: „Indem wir unsere Anstrengungen für soziale Belange und unsere Glaubenstraditionen mit der Analyse von Experten unterfüttern, können wir unsere Anstrengungen vereinen, um gemeinsam für das Wohl der gesamten Menschheit zu arbeiten. Achtzig Prozent der Menschen weltweit bezeichnen sich als religiös. Religionen können eine enorm große Rolle dabei spielen, die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.“
Am Ende der Konferenz soll eine Roadmap stehen
Am Ende der Konferenz sollte dann eine Art Roadmap entstehen, die klare Verpflichtungen und Vorschläge dazu enthalten wird, wie die Nachhaltigkeitsziele im gemeinsamen Einsatz auch der Religionen zu erreichen und zu fördern seien, unterstreicht Schwester Sheila. „Wir hoffen, dass wir damit auf den Aufruf des Papstes antworten, ‚Handlungen zu fördern, die eine neue Dynamik in der Gesellschaft erzeugen und Menschen sowie Gruppen einbeziehen, welche diese vorantreiben, auf dass sie bei wichtigen historischen Ereignissen Frucht bringt. Dies geschehe ohne Ängstlichkeit, sondern mit klaren Überzeugungen und mit Entschlossenheit&²Ô²ú²õ±è;‘“. Schwester Sheila schließt ihre Ausführungen mit einem Zitat aus dem Programmschreiben des Papstes Evangelii Gaudium (Nr. 223).
(vatican news)
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