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12. Februar 1931: Papst Pius XI. eröffnet Radio Vatikan mit seiner Stimme

Am 12. Februar vor 88 Jahren weihte Papst Pius XI. „Radio Vatikan“ ein. Das technologische Juwel von Guglielmo Marconi öffnet die Grenzen der Welt zum Lehramt der Päpste.

Gudrun Sailer und Alessandro De Carolis - Vatikanstadt

Nordwind weht über Rom an diesem Februartag 1931, aber das stört die Leute nicht, die sich am Nachmittag hie und da im historischen Zentrum zu Grüppchen zusammengerottet haben – und zwar um Radiogeräte zusammengerottet haben. Sie warten auf ein Ereignis. Ähnlich und doch anders zur gleichen Zeit: Auch in der Vatikanstadt, die seit genau zwei Jahren und einem Tag existiert, gibt es eine Menschenansammlung, in einem Gebäude mit Turm in den Vatikanischen Gärten. Es ist ein Maschinensaal voller Monsignori, Techniker und Journalisten. In der Mitte steht ein großes, achteckiges Mikrofon, aufgehängt an vier Zugfedern in einem Metallkreis. Um 16:20 Uhr kündigen vier Trompetenstöße den Papst an: Pius XI. betritt das Gebäude.

Ihn begrüßt ein Mann in Anzug. Guglielmo Marconi, Erfinder der Radiowellen. Der Papst hat das italienische Technikgenie nach dem Abschluss der Lateranverträge damit beauftragt, ihm eine Radiostation zu bauen. Bereits vier Tage nach der Unterzeichnung des Abkommens zwischen Heiligem Stuhl und Italien hat Marconi seinen ersten Lokalaugenschein auf dem Gelände gemacht. Am diesem 12. Februar 1931 bemächtigt sich eine spürbare Nervosität des Erfinders. Nach „zwanzig Jahrhunderten“ päpstlichen Lehramtes in Schriften und Dokumenten, sagt Marconi, könne man an diesem Tag nun also zum ersten Mal die „lebendige Stimme“ des Papstes hören. Den Pontifex - live. Und Pius XI. lässt sich nicht lange bitten. Um 16:49 Uhr intoniert er auf Latein eine Art universellen Gebetsaufruf.

„Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, die Erde lausche meinen Worten“

„Als Nachfolger des Fürsten der Apostel ... wenden wir uns an alle Dinge und alle Menschen und sagen zu ihnen, hier und damals, in den Worten der Heiligen Schrift:  ,Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, die Erde lausche meinen Worten! (Dt 32,1). Hört dies an, ihr Völker alle, vernehmt es, alle Bewohner der Erde! Ihr Leute aus dem Volk und vom Adel, Reiche und Arme zusammen! (Ps 49, 1-3). Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne!,“ (Jes 49,1)

Danach begibt sich die Gesellschaft in die prachtvolle Casina Pio IV. in den Vatikanischen Gärten, wo Marconi feierlich als Vollmitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften aufgenommen wird; den Antrag stellte Pater Giuseppe Gianfranceschi, Jesuit und erster Direktor von Radio Vatikan.

Alle internationalen Zeitungen berichten ausführlich über diesen Tag, es ist ein universelles Medienereignis ersten Ranges. Man erörtert die hervorragende technische Qualität der Übertragung. Die englische Zeitung „The Universe“ schreibt einen Preis von fünf Pfund Sterling aus über die beste Einsendung zum Thema „wie ich den Papst gehört habe“. Die „Times“ hält fest, der Papst habe einen Tick schneller gesprochen, als es das neue Medium eigentlich zulasse. Der Präsident der Amerikanischen Radiogesellschaft lässt Marconi wissen, die Papstsendung sei an Orten wie Nassau auf den westindischen Inseln hervorragend zu hören gewesen.

„Auch die Tauben haben ihn gehört“

Die beste Schlagzeile findet für einmal die Papstzeitung. Der „Osservatore Romano“ berichtet, wie in Prag ein tauber Arzt dank eines von ihm ersonnenen Apparats den Radio-Auftritt des Papstes live mitverfolgen konnte: „Auch die Tauben haben ihn gehört“.  

(vatican news)

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12. Februar 2019, 14:07