Amazonassynode: Auswirkungen auf die gesamte Weltkirche
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Auch wenn das Thema sich auf ein spezifisches Territorium wie die Amazonasregion bezieht – weshalb man auch von Panamazonischer Synode spricht – so gehen die damit zusammenhängenden Überlegungen doch über den regionalen Bereich hinaus, denn sie betreffen die gesamte Kirche und auch die Zukunft des Planeten“, betonte der Sekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, bei der Vorstellung des knapp , dem auch ein Fragebogen angegliedert ist.
Umweltzerstörung, Raubbau, moderne Formen der Sklaverei und wirtschaftliche Entwicklung auf Kosten des Einzelnen: das sind nur einige der Probleme, die das Vorbereitungsdokument zur Sprache bringt. Mit besonderer Spannung hatten Beobachter darauf gewartet, was die Lineamenta wohl zur Frage der „Viri Probati“ anzumerken hätten. Doch hier wurden sie enttäuscht: denn ausdrücklich genannt wurde nicht die Frage der Zulassung von verheirateten Männern zum Priesterdienst, sondern vielmehr die Notwendigkeit, generell neue Wege bei der Schaffung von Kirchenämtern zu gehen – mit einem besonderen Augenmerk auf die Frauen. Baldisseri:
„Dass wir besonders betonen, dass die Frau ihren Platz in der Kirche haben muss, ist keine Erfindung von uns. Das hat eine lange Tradition. Sowohl der Papst als auch andere sagen immer wieder, dass es nötig ist, der Frau mehr Platz in der Kirche einzuräumen, auf allen Ebenen.“
Wie das nun im Einzelnen aussehen könnte, lässt das Dokument bewusst offen. Denn, so betont Baldisseri, die Lineamenta dienten vor allem einer Bestandsaufnahme. Deren Bewertung, genauso wie die Rückmeldungen aus den Fragebögen, würden dann in das Instrumentum laboris einfließen, mit dem die Teilnehmer an der Amazonassynode dann tatsächlich arbeiten werden. Die Kirche wolle eine freie Diskussion der Themen, unter ihnen die „Ämterfrage im weitesten Sinn“ ermöglichen. Man habe aber „keine Antworten oder Vorschläge“ parat, sondern vielmehr „viel Arbeit in die Untersuchungen gesteckt,“ so der Sekretär der Bischofssynode.
Arbeit der Kirche vor Ort
Dabei sei das panamazonische kirchliche Netzwerk Repam, das auf dem Gebiet wirkt, von großer Hilfe und Unterstützung gewesen, hebt der Kurienkardinal hervor. Das Ergebnis sei nun eine Aufzählung und Priorisierung von Themen, die die Synodenväter – mit Blick auf die Realität vor Ort – angehen müssten. Unter den etwa dreißig Auditoren, die zu der Synode geladen werden, seien auch Vertreter der indigenen Bevölkerung, der ein besonders großer Anteil der Überlegungen gewidmet sei. Doch auch Vertreter großer Konzerne seien unter den Gästen, lässt Kardinal Baldisseri durchblicken.
„Wir werden das Möglichste unternehmen, um Vertreter dieser wichtigen Bereiche für die Synode zu gewinnen. Dazu gehören keine Politiker oder Regierungsmitglieder, aber bedeutende Vertreter verschiedener Bereiche, die als Eingeladene teilnehmen können. Angesichts der jüngsten Erfahrung der Jugend-Vorsynode wollen wir jedoch, dass diese Synode möglichst offen sein soll, so dass man sich gegenseitig anhören und auch wertvolle Vorschläge einholen kann.“
Neue Wege finden
Wie in den Lineamenta weiter unterstrichen wird, ist die Bischofsversammlung zu den panamazonischen Fragen damit beauftragt, neue Wege zu finden, um das „amazonische Antlitz der Kirche zu fördern“ und auf „Situationen der Ungerechtigkeit in der Region zu antworten“. Eine Aufgabe, deren Auswirkungen wohl weit reichen werden – dessen ist sich Baldisseri bewusst.
„Wir träumen, aber mit Bodenhaftung. Gleichzeitig stellen wir unsere Überlegungen mit offenen Augen an, wie die Kirche sein muss, ausgehend von der konkreten Realität. Die neuen Wege müssen eine Auswirkung auf die Ämter, die Liturgie und die Theologie haben. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Wir werden sehen, auf welche Weise.“
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.