Benedikt XVI.: „Ich pilgere innerlich nach Hause“
In dem kurzen Schreiben vom Montag, das an den Journalisten der Zeitung „La Stampa“ Massimo Franco gerichtet ist, spricht der emeritierte Papst über seine Vorbereitung auf den Tod. „Ich kann diesbezüglich nur sagen, dass ich mich innerlich auf einer Pilgerfahrt nach Hause befinde, während meine körperlichen Kräfte langsam schwinden. Es ist eine große Gnade für mich, auf diesem letzten, bisweilen anstrengenden Wegstück von einer Liebe und Güte umgeben zu sein, die ich mir nicht hätte vorstellen können.“
In diesem Sinne verstehe er auch die Frage vieler Leser nach seinem Befinden als „Begleitung“, so Benedikt XVI. Der emeritierte Papst dankte den Lesern ausdrücklich und versicherte sie seines Gebetes.
Bei uns ist nun unsere Kollegin Gudrun Sailer von Pope, die das ganze Pontifikat von Papst Benedikt journalistisch begleitete. Gudrun, wie kann man diesen kurzen Brief von Papst Benedikt lesen?
„Es nähert sich der Jahrestag: Vor fünf Jahren, am 11. Februar 2013, hatte Benedikt für alle überraschend seinen Verzicht auf das Papstamt erklärt. Viele Menschen erinnern sich daran als eine unerhört starke Geste, die anfangs einige ja auch verunsicherte und traurig stimmte. Und viele fragen sich, wie es Benedikt heute geht. Es tauchen ja mitunter Gerüchte auf, es gehe ihm schlecht, was aber nicht stimmt. Dieser Brief von Papst Benedikt ist eine schöne, ehrliche und geistliche Antwort darauf.“
Hat er ihn selbst geschrieben?
„Die Zeitung hat den Brief abgebildet, er ist nicht handgeschrieben, das heißt wohl, Benedikt hat ihn diktiert. Möglicherweise seinem Sekretär Erzbischof Gänswein, der ja mit ihm zusammen im ehemaligen Kloster „Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten lebt, versorgt werden sie dort von vier geistlichen Schwestern der Laiengemeinschaft Memores Domini.“
Was weiß man über die Kontakte zwischen dem emeritierten und dem amtierenden Papst? Das ist ja eine noch nie dagewesene Konstellation…?
„Das ist richtig! Noch nie haben zwei Päpste als Freunde auf wenige Hundert Meter Abstand voneinander gelebt. Nie vorher sind sich zwei Päpste, Gegenpäste, wie auch immer, auch nur persönlich begegnet – wir sprechen hier klarerweise von der fernen Vergangenheit, der letzte Gegenpapst dankte 1449 ab...
Und nun wohnen sie beide im Vatikan, Benedikt und Franziskus...
...und sie schätzen einander sehr, nach allem, was wir von ihnen selbst wissen. Franziskus besucht Benedikt hin und wieder, und er ruft ihn an und fragt ihn nach seiner Einschätzung in bestimmten Dingen. Und umgekehrt: Gerade der Schlusssatz in diesem neuen Brief von Benedikt, wo er von der vielen Liebe und Güte spricht , die ihn umgibt, erinnert sehr an etwas, das er schon im Juni 2016 sagte. Da feierten beide Päpste im Vatikan in einem kleinen Festakt das 65-jährige Priesterjubiläum von Benedikt. Und Benedikt bedankte sich bei Franziskus und sagte: „Vom ersten Moment Ihrer Wahl an, in jedem Moment meines Lebens hier beeindruckt mich Ihre Güte, sie trägt mich wirklich, in meinem Innersten. Mehr als die Vatikanischen Gärten mit ihrer Schönheit ist Ihre Güte der Ort, an dem ich wohne.“
(vatican news / la stampa - pr / gs)
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