Papst: Wie die Sterndeuter auf dem Weg zu Christus, Hoffnung aller Völker
Liebe Brüder und Schwestern,
in den Evangelien, die von der Kindheit Jesu erzählen, gibt es eine Episode, die nur bei Matthäus vorkommt: den Besuch der Heiligen Drei Könige. Vom Erscheinen eines Sterns, der in vielen Kulturen ein Vorzeichen für die Geburt außergewöhnlicher Menschen ist, neugierig gemacht, machen sich drei Weise aus dem Morgenland auf den Weg, ohne genau zu wissen, wohin er sie führen wird. Es handelt sich um Sterndeuter: Menschen, die nicht zum Bundesvolk gehören.
Letztes Mal haben wir über die Hirten von Bethlehem gesprochen, die in der jüdischen Gesellschaft ausgegrenzt wurden, weil sie als „unrein“ galten. Heute treffen wir auf eine andere Kategorie: die Fremden, die sofort kommen, um dem Sohn Gottes zu huldigen, der mit einer völlig neuen Art von Königtum in die Geschichte eingegangen ist. Die Evangelien sagen uns also, dass die Armen und Fremden zu den Ersten gehören, die eingeladen sind, dem Gott, der sich zum Kind gemacht hat, zu begegnen, dem Retter der Welt.
Die Sterndeuter wurden nicht nur als Vertreter der ursprünglichen, von den drei Söhnen Noahs abstammenden Geschlechter betrachtet. Sie galten auch als Repräsentanten der drei in der Antike bekannten Kontinente Asien, Afrika und Europa – und auch der drei Lebensphasen des Menschen: Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenalter. Jenseits aller möglichen Interpretationen sind sie Männer, die nicht stillstehen, sondern wie die großen Berufenen der biblischen Geschichte den Ruf verspüren, sich in Bewegung zu setzen, auf den Weg zu machen. Männer, die über sich selbst hinausblicken können; sich darauf verstehen, den Blick gen Himmel zu richten.
Die von dem am Himmel aufgegangenen Sterns geweckte Neugier setzt sie in Bewegung; sie machen sich auf in Richtung Judäa, bis nach Jerusalem, wo sie König Herodes treffen. Ihre Naivität und das blinde Vertrauen, mit dem sie sich über den neugeborenen König der Juden erkundigen, trifft auf die Gerissenheit des Herodes, der – aus Angst, seinen Thron zu verlieren – beunruhigt ist und sofort versucht, Klarheit zu schaffen, indem er die Schriftgelehrten bittet, Nachforschungen anzustellen.
Die Macht der irdischen Herrscher zeigt ihre ganze Schwäche...
Die Macht der irdischen Herrscher zeigt so ihre ganze Schwäche. Die Experten kennen die Heilige Schrift und berichten dem König von dem Ort, an dem der Prophezeiung des Micha nach der Herrscher und Hirte des Volkes Israel geboren werden würde (Mi 5,1): im kleinen Bethlehem, und nicht im großen Jerusalem! Wie Paulus den Korinthern in Erinnerung ruft, hat Gott „das Schwache in der Welt erwählt, um das Starke zuschanden zu machen“ (1Kor 1,27).
Die Schriftgelehrten, die den Geburtsort des Messias kennen, weisen zwar anderen den Weg, sie selbst aber setzen sich nicht in Bewegung! Es reicht nicht aus, die prophetischen Texte zu kennen, um sich auf die „Frequenzen Gottes“ einzustimmen. Dafür muss man in sich gehen und zulassen, dass das Wort Gottes die Sehnsucht nach der Suche belebt und den Wunsch weckt, Gott zu sehen.
An diesem Punkt fragt Herodes die Weisen heimlich – so wie es Betrüger und Gewalttäter tun – nach dem genauen Zeitpunkt des Erscheinens des Sterns und fordert sie auf, ihre Reise fortzusetzen. Danach sollten sie dann zurückzukehren, um ihm Bericht zu erstatten, damit auch er dem Neugeborenen huldigen könne. Für jene, die an der Macht festhalten, ist Jesus nicht die Hoffnung, die es zu willkommen zu heißen gilt, sondern eine Bedrohung, die man beseitigen muss!
Die Königswürde, die nicht unterdrückt
Als die Sterndeuter wieder aufbrechen, erscheint der Stern erneut und führt sie zu Jesus: ein Zeichen dafür, dass die Schöpfung und das prophetische Wort das Alphabet darstellen, mit dem Gott spricht und sich finden lässt. Der Anblick des Sterns weckt in diesen Männern eine unbändige Freude, denn der Heilige Geist, der das Herz eines jeden bewegt, der Gott aufrichtig sucht, erfüllt es auch mit Freude. Als sie angekommen sind, werfen sich die Sterndeuter nieder, beten Jesus an und bringen ihm kostbare Geschenke dar, die eines Königs würdig sind, die Gott würdig sind. Warum? Was sehen sie? Ein antiker Autor hat geschrieben: Sie sehen „einen kleinen Leib, den das Wort angenommen hat. Aber die Herrlichkeit der Gottheit bleibt ihnen nicht verborgen. Man sieht ein kleines Kind; sie aber beten Gott an“ (Chromatius von Aquileia, Kommentar zum Matthäusevangelium 5,1). Und so werden die Sterndeuter zu den ersten Gläubigen unter den Heiden; zum Bild der Kirche, die sich aus allen Sprachen und Nationen zusammensetzt.
Liebe Brüder und Schwestern, lernen auch wir von den Heiligen Drei Königen, diesen „Pilgern der Hoffnung“, die mit großem Mut ihre Schritte, ihre Herzen und ihre Güter auf den ausgerichtet haben, der nicht nur die Hoffnung Israels, sondern aller Völker ist. Lernen wir, Gott in seiner Kleinheit anzubeten, in seiner Königswürde, die nicht unterdrückt, sondern frei macht und zu würdigem Dienst befähigt. Und bringen wir ihm die schönsten Gaben dar, um ihm unseren Glauben und unsere Liebe auszudrücken.
(vaticannews - übersetzung: silvia kritzenberger)
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