MedienÂá³Ü²ú¾±±ôä³Ü³¾: Die Papstansprache im Wortlaut
Liebe Schwestern, liebe Brüder, guten Tag!
Ich danke euch allen, dass ihr so zahlreich und aus so vielen Ländern, von nah und fern, gekommen seid. Es ist wirklich schön, euch alle hier zu sehen. Ich danke den Gästen, die vor mir gesprochen haben – Maria Ressa, Colum McCann und Mario Calabresi –, und ich danke Maestro Uto Ughi für das Geschenk der Musik, die ein Weg der Kommunikation und der Hoffnung ist.
Dieses Treffen ist das erste große Event des Heiligen Jahres, das einer „dynamischen Welt“ gewidmet ist: der Welt der Kommunikation. Wir begehen das Heilige Jahr in einer schwierigen Zeit der Menschheitsgeschichte. Einer Zeit, in der noch immer Kriege und Gewalt die Welt erschüttern und viel unschuldiges Blut vergossen wird. Und deshalb möchte ich vor allem den im Kommunikationssektor Tätigen danken, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um die Wahrheit zu finden und über die Schrecken des Krieges zu berichten. Ich möchte im Gebet all derer gedenken, die im vergangenen Jahr, einem der tödlichsten für Journalisten, ihr Leben verloren haben (laut Jahresbericht der Internationalen Journalisten-Föderation sind es mehr als 120). Beten wir im Stillen für eure Kollegen, die ihren Dienst mit ihrem Blut bezahlt haben.
Und ich möchte mit euch gemeinsam auch all derer gedenken, die im Gefängnis sitzen, nur weil sie ihrem Beruf als Journalisten, Fotografen und Kameraleute treu bleiben wollten und versucht haben, über das zu berichten, was sie mit eigenen Augen gesehen haben. Es sind so viele! (Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen sind es mehr als 500. In einer Pressemitteilung, die Ende 2024 herausgegeben wurde, weist RSF darauf hin, dass „die Inhaftierung eines der bevorzugten Mittel derjenigen ist, die die Pressefreiheit untergraben“).
In diesem Heiligen Jahr, an diesem Jubiläum der Welt der Kommunikation, bitte ich jene, die die Macht dazu haben, alles in ihrer Kraft Stehende zu tun, damit alle zu Unrecht inhaftierten Journalisten freigelassen werden. Möge auch für sie eine „Pforte“ geöffnet werden, durch die sie in die Freiheit zurückkehren können, denn die Freiheit der Journalisten schenkt uns allen mehr Freiheit. Eure Freiheit ist die Freiheit eines jeden von uns.
Wie ich es oft tue und wie es auch meine Vorgänger vor mir getan haben, fordere ich, dass die Presse- und Gedankenfreiheit sowie das Grundrecht auf Information verteidigt und geschützt werden. Freie, verantwortungsvolle und korrekte Information ist ein Vermächtnis des Wissens, der Erfahrung und der Tugend, das bewahrt und gefördert werden muss. Andernfalls laufen wir Gefahr, die Wahrheit nicht mehr von der Lüge unterscheiden zu können und setzen uns wachsenden Vorurteilen und Polarisierungen aus, die die Bande des zivilen Zusammenlebens zerstören und die Wiederherstellung der Geschwisterlichkeit verhindern.
Journalismus ist mehr als nur ein Beruf. Es ist eine Berufung und ein Auftrag. Als Kommunikatoren spielt ihr in der heutigen Gesellschaft eine grundlegende Rolle, indem ihr die Fakten erzählt und durch die Art und Weise, wie ihr sie erzählt. Wir wissen ja: Sprache, Gesinnung und Tonfall können entscheidend sein und den Unterschied machen zwischen einer Kommunikation, die Hoffnung weckt, Brücken baut und Türen öffnet – und einer Kommunikation, die stattdessen Spaltungen, Polarisierungen und Vereinfachungen der Realität noch verstärkt.
Ihr tragt eine ganz besondere Verantwortung. Ihr habt eine wertvolle Aufgabe. Eure Arbeitswerkzeuge sind Worte und Bilder. Zuvor aber braucht es auch Studium und Reflexion; die Fähigkeit zu sehen und zuzuhören; sich auf die Seite derer zu stellen, die an den Rand gedrängt sind, die weder gesehen noch gehört werden. Und ihr müsst euch auch darauf verstehen, in den Herzen eurer Leser, Hörer und Zuschauer ein Gespür für Gut und Böse und eine Sehnsucht nach dem Guten zu wecken, von dem ihr erzählt und für das ihr auf diese Weise Zeugnis ablegt.
Ich möchte bei dieser besonderen Begegnung den Dialog mit euch vertiefen. Und ich bin dankbar, dass ich dies tun kann, indem ich mit den Gedanken und Fragen beginne, die zwei eurer Kollegen eben angesprochen haben.
Maria, du hast über den Mut gesprochen, den es braucht, um den Wandel einzuleiten, den die Geschichte von uns verlangt; den Wandel, der notwendig ist, um Lügen und Hass zu überwinden. Es stimmt, es braucht Mut, um einen Wandel herbeizuführen. Das Wort Mut kommt vom lateinischen cor, cor habeo, was so viel bedeutet wie „sich ein Herz nehmen“. Gemeint ist damit dieser innere Antrieb, diese aus dem Herzen geborene Kraft, die es uns ermöglicht, Schwierigkeiten und Herausforderungen anzugehen, ohne uns von der Angst überwältigen zu lassen.
Mit dem Wort Mut können wir alle Überlegungen der Welttage der sozialen Kommunikationsmittel der letzten Jahre zusammenfassen, bis hin zu der Botschaft, die das gestrige Datum trägt: mit dem Herzen hören, mit dem Herzen sprechen, die Weisheit des Herzens hüten, die Hoffnung des Herzens teilen. In den letzten Jahren war es also das Herz, das mir die Leitlinie für unsere Überlegungen zur Kommunikation diktiert hat. Ich möchte daher meinem Appell zur Befreiung der Journalisten einen weiteren „Appell“ hinzufügen, der uns alle angeht: den zur „Befreiung“ der inneren Kraft des Herzens. Eines jeden Herzens! Nur an uns allein liegt es, diesem Appell Folge zu leisten.
Freiheit bedeutet Mut zur Entscheidung. Nutzen wir die Gelegenheit des Heiligen Jahres, um diesen Mut zu erneuern, ihn wiederzufinden. Den Mut, das Herz von dem zu befreien, was es vergiftet. Stellen wir die Achtung vor dem höchsten und edelsten Element unseres Menschseins wieder ins Zentrum; vermeiden wir es, das Herz mit dem zu füllen, was es verdirbt. Die Entscheidungen, die wir treffen, sind wichtig, um zum Beispiel das „Brain rot“ – die „Gehirnfäule“ – zu besiegen, die durch die Sucht nach ständigem „scrollen“ in den sozialen Medien verursacht wird und vom Oxford Dictionary zum Wort des Jahres erklärt worden ist. Wo ließe sich das Heilmittel für diese Krankheit besser finden als im gemeinsamen Vorantreiben der Bildung, vor allem der jungen Menschen?
Wir brauchen eine Alphabetisierung der Medien, um uns selbst und andere zu kritischem Denken zu erziehen, zur Geduld der für das Wissen notwendigen Unterscheidung; und um das persönliche Wachstum und die aktive Beteiligung aller an der Zukunft ihrer Gemeinschaften zu fördern. Wir brauchen mutige Unternehmer, mutige Software-Ingenieure, damit die Schönheit der Kommunikation nicht entstellt wird. Große Veränderungen können nicht das Ergebnis einer Vielzahl schlafender Geister sein – sie beginnen mit der Gemeinschaft erleuchteter Herzen.
Ein solches Herz war das des heiligen Paulus. Die Kirche feiert heute seine Bekehrung. Die Veränderung, die sich in ihm vollzog, war so entscheidend, dass sie nicht nur seine persönliche Geschichte, sondern die der ganzen Kirche geprägt hat. Und die Verwandlung des Paulus wurde durch die persönliche Begegnung mit dem auferstandenen und lebendigen Jesus bewirkt. Die Kraft, sich auf einen Weg der Veränderung zu begeben, entsteht immer durch eine direkte Kommunikation zwischen Menschen. Denkt nur daran, wie viel Veränderungskraft jedes Mal in eurer Arbeit steckt, wenn ihr Realitäten zusammenbringt, die – sei es durch Unwissenheit oder Vorurteile – im Widerspruch zueinander stehen! Die Bekehrung des Paulus kommt aus dem Licht, das ihn umstrahlte, und aus der Erklärung, die ihm Hananias später in Damaskus gab. Auch eure Arbeit kann und muss diesen Dienst leisten: die richtigen Worte für jene Lichtstrahle zu finden, die mitten ins Herz treffen und uns die Dinge anders sehen lassen.
Und hier möchte ich an das Thema der verwandelnden Kraft anknüpfen, die im Erzählen liegt: im Erzählen und Hören von Geschichten, von dem Colum gesprochen hat. Kehren wir für einen Moment zur Bekehrung des Paulus zurück. Dieses Ereignis wird in der Apostelgeschichte dreimal erzählt (9,1-19; 22,1-21; 26,2-23), der Kern aber bleibt immer die persönliche Begegnung des Saulus mit Christus; die Art der Erzählung ändert sich, aber die grundlegende und verwandelnde Erfahrung bleibt unverändert.
Eine Geschichte zu erzählen ist die Einladung dazu, eine Erfahrung zu machen. Als die ersten Jünger zu Jesus kamen und ihn fragten: „Meister, wo wohnst du?“ (Joh 1,38), antwortete er nicht, indem er ihnen eine Adresse gab, sondern indem er sagte: „Kommt und seht“ (V. 39).
Geschichten zeigen uns, dass wir Teil eines lebendigen Gewebes sind; das Geflecht der Fäden, die uns aneinander binden (vgl. ). Nicht alle Geschichten sind gute Geschichten, und doch müssen auch sie erzählt werden. Das Böse muss gesehen werden, damit es erlöst werden kann; aber es muss gut erzählt werden, weil wir die zerbrechlichen Fäden des Zusammenlebens sonst zerreißen.
Ich nehme dieses Jubiläum also zum Anlass, einen weiteren Appell an euch zu richten, die ihr hier versammelt seid, und an die Kommunikatoren in aller Welt: Erzählt auch ihr Geschichten der Hoffnung, Geschichten, die das Leben nähren. Lasst eure Geschichten auch Geschichten der Hoffnung sein. Wenn ihr vom Bösen erzählt, dann lasst Raum für die Möglichkeit, das zu flicken, was zerrissen ist; lasst Raum für die Dynamik des Guten, die das Zerbrochene wieder zusammenfügen kann. Werft Fragen auf. Von der Hoffnung erzählen bedeutet, die verborgenen Krümel des Guten zu sehen, auch wenn alles verloren scheint; es bedeutet, Hoffnung zuzulassen gegen alle Hoffnung (vgl. Sprecht mit Güte von der Hoffnung, die eure Herzen erfüllt, ). Es bedeutet, die Triebe zu bemerken, die sprießen, wenn die Erde noch mit Asche bedeckt ist. Von der Hoffnung erzählen bedeutet, einen Blick zu haben, der die Dinge verwandelt, sie zu dem macht, was sie sein könnten und sein sollten. Es bedeutet, die Dinge auf ihre Bestimmung hinzulenken.
Darin liegt die Macht der Geschichten. Und dazu möchte ich euch ermutigen: erzählt von der Hoffnung, teilt sie mit den anderen. Das ist – wie der heilige Paulus sagen würde – euer „guter Kampf“.
Ich danke euch, liebe Freunde! Ich segne euch alle und eure Arbeit von ganzem Herzen. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten!
(vaticannews - übersetzung: silvia kritzenberger)
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