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Franziskus bei der Generalaudienz: Dankbar für seine Asien-/Ozeanienreise, ein Geschenk Gottes Franziskus bei der Generalaudienz: Dankbar für seine Asien-/Ozeanienreise, ein Geschenk Gottes  (ANSA)

Papst nach Rückkehr aus Asien: „Wir sind noch zu eurozentrisch“

Der Papst sieht in der westlichen Kirche zu viel Eurozentrismus und empfiehlt einen Blick auf Kirchen in Asien und Ozeanien. Er hielt bei der Generalaudienz Rückschau auf seine apostolische Reise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur (2.-13. September), die am Freitag letzter Woche zu Ende gegangen war.

Anne Preckel – Vatikanstadt

„Eine erste Überlegung, die sich nach dieser Reise aufdrängt, ist, dass wir in Bezug auf die Kirche immer noch zu eurozentrisch oder, wie man sagt, westlich sind. Die Kirche ist viel größer als Rom und Europa, viel größer, und auch - wenn ich das sagen darf - viel lebendiger“, sagte Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz. Bei seiner jüngsten Reise habe er diese Lebendigkeit „auf emotionale Weise“ erfahren. Es handele sich im Übrigen um Kirchen, die durch Anziehung, nicht Proselytismus wüchsen.

Geschwisterlichkeit ist die Zukunft

In Indonesien sei er Zeuge von Geschwisterlichkeit zwischen Islam und Christentum geworden, so der Papst über die erste Reiseetappe, die unter dem Motto „Glaube, Brüderlichkeit, Barmherzigkeit“ stand. „Mit diesen Worten tritt das Evangelium jeden Tag ganz konkret in das Leben dieses Volkes ein, nimmt es auf und schenkt ihm die Gnade Jesu, der gestorben und auferstanden ist. Diese Worte sind wie eine Brücke, wie der unterirdische Weg, der die Kathedrale von Jakarta mit der größten Moschee in Asien verbindet“, blickte er auf seinen Besuch in den beiden Bethäusern in Jakarta zurück. „Dort habe ich gesehen, dass die Geschwisterlichkeit die Zukunft ist, sie ist die Antwort auf die Anti-Zivilisation, auf die teuflischen Komplotte des Hasses und des Krieges.“

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„Labor“ für Modell ganzheitlicher Entwicklung

In Papua-Neuguinea habe er „die Schönheit einer missionarischen, aufgeschlossenen Kirche“ gesehen, so der Papst, der die ethnische und sprachliche Vielfalt des Archipels im Pazifischen Ozeans würdigte - „ein ideales Umfeld für den Heiligen Geist“. Ordensleute und Katecheten spielten in dem Land eine wichtige Rolle, ebenso die junge Bevölkerung: „In ihnen sah ich eine neue Zukunft, ohne Stammesgewalt, ohne Abhängigkeit, ohne wirtschaftlichen oder ideologischen Kolonialismus; eine Zukunft der Geschwisterlichkeit und der Sorge um die wunderbare natürliche Umgebung“, zeigte sich der Papst zuversichtlich. Papua-Neuguinea könne „ein ,Labor‘ für dieses Modell der ganzheitlichen Entwicklung sein, das durch den ,Sauerteig‘ des Evangeliums belebt wird“.

Osttimor: Glaube, der zur Kultur wird

In Osttimor sei der Glaube zur Kultur geworden, lobte der Papst mit Blick auf die wichtige Rolle der Ortskirche im Prozess der Unabhängigkeit und als Fürsprecherin des Friedens und der Versöhnung. Fasziniert zeigte sich Franziskus über die Mentalität und den Kinderreichtum in dem bitterarmen Land, das nach dem Vatikanstaat das katholischste der Welt ist; 98 Prozent der Bevölkerung dort ist katholisch. In Osttimor lebe „ein Volk, das geprüft, aber fröhlich ist, ein Volk, das im Leiden weise ist, ein Volk, das nicht nur so viele Kinder hervorbringt, sondern ihnen auch das Lächeln beibringt“, so der Papst. Er habe dort „die Jugendlichkeit der Kirche gesehen“, formulierte er, „Familien, Kinder, Jugendliche, viele Seminaristen und Anwärter auf das geweihte Leben. Ich würde ohne Übertreibung sagen, dass ich dort ,Frühlingsluft‘ geschnuppert habe!“

Singapur: Moderner Stadtstaat mit lebendiger Kirche

Im modernen Singapur, das wirtschaftlich und finanziell ein „Pol Asiens“ sei, setze sich die kleine, aber lebendige Kirche für Harmonie und Geschwisterlichkeit zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen, Kulturen und Religionen ein, lobte der Papst. „Selbst im wohlhabenden Singapur gibt es die ,Kleinen', die dem Evangelium folgen und zu Salz und Licht werden, zu Zeugen einer Hoffnung, die größer ist als die, die wirtschaftliche Gewinne garantieren können“, so Franziskus mit Blick auf die ökonomische Dominanz in dem Stadtstaat, der als einer der reichsten der Region gilt.

„Ich danke dem Herrn, dass er mir erlaubt hat, als alter Papst das zu tun, was ich als junger Jesuit hätte tun wollen“

„Nur“ vier Länder

Bei allen, die ihn in Asien und Ozeanien herzlich aufnahmen und diese Reise – ein Geschenk Gottes – ermöglichten, bedankte er sich herzlich. Dass er nur vier Länder der Region habe besuchen können, erklärte Franziskus mit seinem Alter: er sei ja schon einige Jahre älter als der erste fernreisende Papst Paul VI., der als erster Papst in Asien unterwegs war. „Ich danke dem Herrn, dass er mir erlaubt hat, als alter Papst das zu tun, was ich als junger Jesuit hätte tun wollen“, ging Franziskus auf seine persönliche Leidenschaft für Asien ein, wo er selbst gern als Missionar gearbeitet hätte. Die Reise nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur war die bisher längste und physisch anspruchsvollste in Franziskus‘ Pontifikat.

Hochzeitswünsche

Vor seiner Reise-Rückschau grüßte der Papst bei der Generalaudienz noch zwei Mitarbeiter der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“, die kurz vor ihrer Hochzeit stehen. Er bitte um Applaus für diese beiden „Selbstmordkandidaten“, so Franziskus scherzhaft. „Es ist schön zu sehen, wenn die Liebe uns vorwärtsbringt, um eine neue Familie zu gründen: deshalb wollte ich diese beiden vorstellen, um dem Herrn zu danken.“

(vatican news – pr)

 

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18. September 2024, 11:23