Papst ermuntert vor Anglikanern zu Debatte über Petrusamt
Bei einer Audienz für anglikanische Kirchenführer aus aller Welt berief sich Franziskus an diesem Donnerstag mehrfach auf die Ökumene-Enzyklika seines Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005). Dieser eines allseits anerkannten „Dienstes der Liebe“ skizziert und dann andere christliche Kirchen dazu eingeladen, über dieses Thema mit Rom „einen brüderlichen, geduldigen Dialog aufzunehmen“.
Diener der Diener Gottes
„Ich weiß, dass die Rolle des Bischofs von Rom unter Christen immer noch umstritten ist und zu Meinungsverschiedenheiten führt“, so Papst Franziskus. „Aber nach der schönen Formulierung von Papst Gregor dem Großen, der den heiligen Augustinus als Missionar einst nach England sandte, ist der Bischof von Rom servus servorum Dei - Diener der Diener Gottes. Wie Johannes Paul II. schrieb, ‚schützt diese Definition am besten vor der Gefahr, die Amtsvollmacht (und im besonderen den Primat) vom Dienstamt zu trennen, was der Bedeutung von Amtsvollmacht im Sinne des Evangeliums widersprechen würde: ‚Ich aber bin unter euch wie der, der bedient‘ (Lk 22, 27).“
Franziskus zitierte ausdrücklich die bald dreißig Jahre alte Aufforderung seines Vorgängers zu einem Dialog über das Papstamt und lobte, in dieser Hinsicht hätten „verschiedene ökumenische Dialoge“ in letzter Zeit schon einige „positive Ergebnisse erzielt“. Im unlängst erschienenen Päpstlichen Jahrbuch 2024 lässt Franziskus sich eingangs nur „Bischof von Rom“ nennen. Weitere päpstliche Titel, darunter die Formel „Diener der Diener Gottes“ aus dem späten 6. Jahrhundert, werden nur noch in einer Rubrik namens „Historische Titel“ aufgeführt. Die Rubrik hat in den Medien größere Aufmerksamkeit geweckt, weil in ihr wieder der Titel „Patriarch des Westens“ auftaucht, den Franziskus´ Vorgänger Papst Benedikt XVI. 2006 abgelegt hatte.
Franziskus empfing im Vatikan die Spitzenvertreter der anglikanischen Kirche, der weltweit um die 80 Millionen Menschen angehören. Es ist das erste Mal, dass dieses regelmäßige anglikanische Primas-Treffen in Rom stattfindet. Der Papst lobte zunächst seine Zusammenarbeit mit dem Primas von Canterbury, Justin Welby; er hat seinen Dienst ungefähr zur gleichen Zeit angetreten, als der heutige Papst ins Amt kam.
„Wir hatten schon viele Gelegenheiten, uns zu treffen, gemeinsam zu beten und unseren Glauben an den Herrn zu bezeugen. In diesem Jahr haben wir bei der Feier der Vesper zum Hochfest der Bekehrung des heiligen Paulus mehreren katholischen und anglikanischen Bischöfen den Auftrag erteilt, ihren Dienst soweit möglich gemeinsam auszuüben, um für die Welt ein Vorgeschmack auf die Versöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi zu sein. Lieber Bruder Justin, ich danke Dir für diese brüderliche Zusammenarbeit um des Evangeliums willen!“
„Keine Angst vor Diskussionen haben“
Die Einheit der Kirchen sei zwar „noch unvollkommen“, doch das dürfe sie „nicht daran hindern, gemeinsam voranzugehen“. Das bedeute Zusammenarbeit auf jedem nur denkbaren Level: in der Seelsorge, kulturell, sozial und beim Bezeugen des Evangeliums. „Die Unterschiede schmälern nicht das, was uns eint: Sie können uns nicht daran hindern, einander als Brüder und Schwestern in Christus anzuerkennen aufgrund unserer gemeinsamen Taufe“. Als weitere Gemeinsamkeiten zwischen Katholiken und Anglikanern benannte der Papst Heilige Schrift und Kirchenväter, die Glaubensbekenntnisse der ökumenischen Konzilien des ersten Jahrhunderts sowie „unser gemeinsames christliches Erbe aus vielen Jahrhunderten“. Beide Seiten sollten „keine Angst vor Diskussionen haben, sondern im Vertrauen auf den Primat des Heiligen Geistes leben“.
„Beten und einander zuhören, versuchen, die Seelen der anderen zu verstehen, und uns selbst fragen - bevor wir andere fragen -, ob wir den Eingebungen des Heiligen Geistes gehorchen oder unseren persönlichen oder Gruppenmeinungen nachgeben. Sicherlich wird die göttliche Perspektive niemals die der Spaltung sein, niemals; niemals die der Trennung, der Unterbrechung des Dialogs. Der Weg Gottes führt uns vielmehr dazu, uns immer stärker an den Herrn Jesus zu klammern, denn nur in der Gemeinschaft mit ihm finden wir die volle Gemeinschaft in uns selbst.“
(vatican news - sk)
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